Klebstoff
Nee, nee. Ich glaub wirklich, wir sollten uns jetzt unterhalten, Billy. Da ist jemand, der dich kennen lernen möchte. Es wird nicht lange dauern. Vergiss nicht, wir ziehen an einem Strang, grinst er. Dann wendet er sich an Ronnie. – Sag du mal ein Wörtchen dazu, Ronnie, sagt er.
Ronnie nickt, und Gillfillan geht ein Stück weg, dahin, wo Eddie Nicol und der andere Junge beim Sparring sind. In nem dünnen Flüsterton sagt Ronnie zu mir: – Du solltest ihn nicht vorn Kopf stoßen, Billy, dazu gibt’s kein Grund. Ich zuck dazu bloß die Schultern. – Vielleicht gibt’s einen, vielleicht auch nich, erklär ich ihm.
– Er ist n Sponsor, Billy. Schon ne ganze Weile. Und der kann verflucht unangenehm werden. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.
– Vielleicht brauchen wir ja neue Sponsoren.
Ronnie legt sein Gesicht in Sorgenfalten. Das hier fällt ihm nich leicht. – Billy, du warst doch nie schwer von Begriff. Dir musste ich doch noch nie groß auf die Sprünge helfen.
Ich sag nichts. Ich weiß nich, worum’s hier geht, aber ich weiß, dass es um was geht, was ich wissen sollte .
Ronnie zögert n bisschen, und als er dann Gillfillan auf seine Uhr gucken sieht, wird ihm klar, dass er nich viel Zeit hat. – Begreif doch, Billy, meint er und deutet auf seinen Unterkiefer.
– Siehste die Narbe an deinem Kinn?
Jeden beschissenen Tag im Spiegel. Natürlich seh ich die. – Aye, was ist damit?
– Du hattest damals Ärger mit nem Typen. Der Gestörte, von dem du das hast. Jetzt macht er dir keinen Ärger mehr. Hast du dich je gefragt, wieso nich?
– Weil ich ihm gezeigt hab, wo’s langgeht, sag ich zu Ronnie. Ronnie grinst grimmig und schüttelt den Kopf. – Glaubst du wirklich, so n Psychopath hätte Angst vor dir?
Doyle. Nee. Den kann man umnieten, sooft man will. Der kommt immer wieder, und irgendwann hat er Glück.
– Glaubst du, dieser Doyle hat Angst vor dir? wiederholt Ronnie und nennt diesmal den Namen.
– Nee. Hab ich nie geglaubt und mich immer gefragt, wieso das kein Nachspiel hatte.
Ronnie lächelt traurig und fasst mich am Arm. – Es gibt nen Grund dafür, dass Doyle dir nichts getan hat. Weil er dich nämlich mit Leuten wie Gillfillan und Power in Zusammenhang bringt.
Also ham Gillfillan und Power Doyle zurückgepfiffen. Leuchtet ein. Ich hab gedacht, es wärn Rab seine Freunde von den Hools gewesen, Lexo und die alle. Aber die kennen Doyle und Konsorten, und Lexo ist sogar mit Marty Gentleman verwandt, da würden die sich nich ausgerechnet für mich einsetzen.
– Der Mann will doch nicht mehr als eine Stunde deiner Zeit, um mit dir was zu bereden, woran du was verdienen könntest, Billy. Was ganz Legales. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder? Ronnie bettelte beinah.
Ronnie verdient nichts an dem Boxclub. Folglich brauchen solche Läden Sponsoren, um weitermachen zu können. Business-Sponsoren.
– Na gut, sag ich und nicke Gillfillan zu.
Was ich über Typen wie Gillfillan und Power weiß, ist, dass die bloß etabliertere Versionen von Doyle sind. Gemeingefährliche Kriminelle. Und Typen wie die erwischt man nie im Ring. Die Jungs in den Seilen sind einfach diejenigen, die man schlagen darf und wo man damit durchkommt; ein Ausgleich für den Frust, dass man nich in der Lage ist, die fertig zu machen, die man gerne schlagen würde.
Gillfillan kommt rüber. – Schön, Billy, wir werden nicht viel von deiner Zeit in Anspruch nehmen. Ich will dir nur was zeigen und dich mit ein paar Leuten bekannt machen. Ich treff dich in etwa fünfzehn Minuten in der George Street. Nummer hundertfünf. Okay?
– Gut.
– Dann bis nächsten Dienstag, Ronnie, sagt Gillfillan und geht.
Ronnie winkt ihm übertrieben freundlich nach. Das is nich Ronnies Art, und es ist peinlich, mit anzusehen, wie er diesem Wichser in den Arsch kriecht. Ich schätze, er weiß, dass ich nich begeistert bin.
Ich geh zu Haus anrufen, um zu sehen, ob Anthea von ihrem Auftrag in London zurück ist. Ihr erster richtiger Auftrag, n Pop-Video. Besser als in Kneipen Freigetränke und Promo-Shirts verteilen und dabei von Betrunkenen angelabert, betatscht und anzüglich angegrinst zu werden. Der Glamour der Modelwelt.
Geht keiner ran.
Um n bisschen Zeit zu schinden, hör ich mir ihre Stimme auf dem Anrufbeantworter an. »Weder Anthea noch Billy sind zur Zeit zu Hause. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Piepston, und einer von uns wird Sie zurückrufen.«
Ich sprech ihr auf die Kiste, dass wir
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