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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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uns später sehn, vorher fahr ich meine Ma besuchen. Schon komisch, aber mein Zuhause ist für mich immer noch das Haus von meiner Mutter. Die Bleibe, die ich mir mit Anthea teile, da im Lothian-House-Komplex mit dem netten Swimming-Pool, das ist irgendwie so wie sie. Es ist nett, sieht hübsch aus, aber wirkt nicht wie was auf Dauer.
    Ich lasse Ronnie allein und geh raus. Ich hör’s grollen, dann öffnet der grauschwarze Himmel alle Schleusen, und ich muss zum Auto rennen, um nicht klatschnass zu werden.
    Ich guck mir im Rückspiegel meine Narbe an, direkt vorne auf dem Kinn, fast wie n Grübchen. Einen Zentimeter mehr rechts, und ich säh aus wie Kirk Douglas. Damals war ich noch nich lang Profi und trainierte gerade für nen Kampf. Ich hatte im Club, wo ich noch spät mit Ronnie trainiert hatte, grad Schluss gemacht. Eigentlich war ich aufm Nachhauseweg. Nur weil ich im West End Terry aus dem Slutland (wie sie das Rutland nennen) kommen sah, war ich überhaupt ausm Bus ausgestiegen.
    An dem Samstagabend herrschte ne merkwürdige Atmosphäre in der Stadt, und dann schnallte ich auch, warum. Aberdeen spielte gegen die Hibs, und die hatten die beiden größten Hool-Mobs im ganzen Land. Die mussten jetzt auf der Suche nacheinander sein, höchstwahrscheinlich nich alle auf einmal, sondern in kleineren Gruppen, um die Polizei irrezuführen. Ich sprang raus und rief Terry nach. Er war unterwegs zu nem Pub auf der Lothian Road, wo er sich mit meinem Bruder Rab und dem kleinen Gally treffen wollte.
    Rab und Gally bildeten sich ein, sie wärn Hools. Rab war durch seine Freunde drauf gekommen, aber er stand auf die schicken Sachen, die Markenklamotten und so. Gally war einfach n kleiner Schwachkopf. Die Härte, was da zwischen ihm und seiner Frau lief, dieser Gail. Sie traf sich mit Polmont, ausgerechnet mit dem.
    Gally und Gail hatten Krach gehabt, und die kleine Jacqueline war irgendwie dazwischengeraten und schwer verletzt worden. Zu der Zeit stand das Verfahren noch aus, und Jacqueline war im Krankenhaus und musste operiert werden, um das Gesicht wiederherzustellen. Ein kleines Mädchen, grad mal fünf. Die Ober-härte. Gally war im Krankenhaus gewesen, um sie zu besuchen, obwohl er damit gegen ne einstweilige Verfügung verstieß. Er guckte sie ne Weile an, konnte ihr nich ins Gesicht sehn und ging wieder.
    Als Terry und ich in den Pub kamen, wimmelte es von Hibs-Fans. Da waren Hools, die versuchten rauszukriegen, wo Aberdeen abgeblieben war, aber auch andere, ältere Jungs aus der früheren Schals-und-Kutten-Szene. Die älteren Jungs warn bloß da, um einen zu heben. Wärn die aus Aberdeen zur Tür reingekommen, hätten viele von denen wohl mitgemischt, aber sie gehörten ner andern Generation an und hatten bestimmt keine Lust, durch die Straßen zu latschen und nach jüngeren Typen zu suchen. Sie mutierten bloß zu Biermonstern, wie Terry.
    Rab, Gally und Gallys Kumpel Gareth saßen mit n paar anderen Typen, die ich nicht kannte, an der Theke und tranken Beck’s. Es war rappelvoll. Ständig kamen Jungs rein und erzählten, Aberdeen wär in der William Street oder aufm Haymarket oder in der Rose Street oder aufm Weg hierher. Es vibrierte richtig vor aufgestauter Gewaltbereitschaft.
    Es war also eh schon ne explosive Mischung. Da sah ich sie weiter weg in ner Ecke der Bar vor ihrem Bier sitzen. Dozo Doyle, Marty Gentleman, Stevie Doyle, Rab Finnegan und n paar ältere Fotzen. Die warn eher asoziale Gangster als echte Hibs-Fans. Ich hab bei Jungs in meinem Alter und drüber immer n bisschen Neid den Hools gegenüber gespürt. Während meine Altersgruppe sich in der Stadt und in ihrer Siedlung gegenseitig vermöbelt hat, ham die Hools ihre Generation geeint und sind mit der Show auf Tournee gegangen. Doyle und Konsorten checkten die ab, und man merkte, dass die älteren Jungs wie Finnegan es einfach nich peilten. Jetzt warn sie hier im Pub.
    Und Polmont war mit dabei.
    Gally hatte sie nich gesehn, sie warn noch nich so lang da. Ich hoffte, er würd sie auch nich bemerken und sie ihn ebensowenig. Es war Samstag und absolut knüppelvoll. Aber dann sah er sie. Erst saß er ne Weile bloß da und fluchte leise vor sich hin. Terry bemerkte das zuerst. – Fang hier drin nix an, Gally, sagte er.
    Gally war kurz davor, aber er hörte auf Terry. Er hatte mit dem ausstehenden Gerichtsverfahren schon genug am Hals. Wir schleiften ihn in die hinterste Kneipenecke, direkt bei der Tür, und setzten uns mit ihm da hin. Als ich zu den

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