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Klebstoff

Klebstoff

Titel: Klebstoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Jambo-Brutstätte wie Stenhouse, lacht er, und ich lach auch n bisschen, wenn ich ehrlich bin. – Ich sollte mich genauer ausdrücken, ich mein nicht Arbeiterjungs wie uns hier, sondern ich red von der Asseln mentalität . Doyle zum Beispiel: Ich kenn seine Alten gut. Bei ihm ist es das Gleiche. Sie wären gefährlich, wenn sie Ambitionen hätten, die über die Siedlung hinausgehen. Aber sie kennen nichts anderes; nur da fühlen sie sich sicher. Doyle ist zufrieden damit, da den Platzhirsch zu spielen, sich sein städtisch gefördertes Häuschen in der Siedlung zu kaufen, ein paar Scheckbetrügereien zu begehen oder Wohngeldabzocke zu betreiben, hier und da n bisschen den Kredithai zu machen und ein paar Pülverchen und Pillen zu verticken. Schön. Soll er ruhig. Nur wenn die Fotzen Ambitionen entwickeln, muss man sich Sorgen machen.
    Da muss ich grinsen. Power ist ein schlauer Kopf, das sind die Doyles auf den Punkt gebracht. – Was ham Sie also gemacht?
    – Wenn es Schwachköpfe sind, stößt du ihnen Bescheid. Wenn nicht, ziehst du sie auf deine Seite. Man ist umso stärker, je mehr starke Leute man um sich hat, er guckt kurz Gillfillan an.
    – Aber stark heißt nicht Muskeln. Die kann man sich immer noch kaufen. Hierdrauf kommt’s an, er tippt sich an den Kopf, – das ist es, was zählt.
    Also, mein Kopf schwirrt, als ich mich verabschiede, raus auf die Straße komme und zu meinem Wagen laufe. Ich hatte gedacht, ich würd Power hassen, ich hatte ihn schon wie Gillfillan als Wichser abgetan. Aber nee. Ich stellte fest, dass ich ihn mochte, ihn respektierte, sogar bewunderte. Ist die Oberhärte, aber gerade deswegen hab ich zum ersten Mal seit langer Zeit richtig Angst.
ERINNERUNGEN AN ITALIEN
    Ich dreh ne Runde mitm Auto, um den Kopf frei zu kriegen. Ich fahr über die Umgehungsstraße nach Musselburgh und halte an Lucas Café, um nen Kaffee zu trinken. Das Essen vom Café Royal liegt mir schwer im Magen, Ronnie wär wohl auch nicht begeistert, aber schließlich war’s ja seine Idee. Mit der Fresserei ist es echt krass bei mir; je mehr ich esse, desto mehr will ich. Sogar jetzt würd ich am liebsten noch ein Eis bei Luca’s essen: Mein alter Herr ist immer mit mir hierher gekommen und hat mir eins spendiert, als ich klein war. So nen Geschmack vergisst man nie. Aber nee, heute würd’s nicht mehr so schmecken. Das Eis an sich vielleicht schon, aber meine Geschmacksnerven sind wahrscheinlich nich mehr dieselben. Die Dinge ändern sich.
    Ich mit ner eigenen Bar, nem eigenen Geschäft. Klingt gut. Nur so kommt man zu Geld, man muss sein eigenes Geschäft haben, kaufen und verkaufen. Und nur mit Geld verschafft man sich Respekt. Bitter, aber so is nun mal die Welt, in der wir leben. Man hört ständig Kinnock und die von der Labour Party über die Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer meckern, Leute, die sich um Kranke kümmern und Kinder unterrichten, und alle nicken ganz begeistert. Aber gleichzeitig denken sie, so n Job möcht ich nie machen, gebt mir einfach nur das Geld. Ist schon krass, aber das wird man nie ändern. Man versucht, die Leute, die einem nahe stehen, anständig zu behandeln, und alle anderen gehn einem am Arsch vorbei, so isses doch.
    Ich trink meinen Kaffee aus und geh zurück zum Wagen.
    Auf der Nachhausefahrt entdeck ich ne vertraute Gestalt, die durch n Regen läuft. Den Gang würd ich überall erkennen; die hängenden Schultern, die schlenkernden Arme, die verstohlenen Blicke nach rechts und links; aber vor allem natürlich den wehenden Lockenkopf.
    Wie n Hahn mit Hämorrhoiden.
    Ich pirsch mich von hinten an die Pfeife ran und zieh dann neben ihn. – TERENCE LAWSON ! LOTHIAN AND BORDERS POLICE ! brülle ich, und der Sack dreht sich langsam um und versucht sich cool zu stellen, aber man merkt, dass er Schiss hat.
    – Ach, verpiss dich, Birrell, sagt er, als er erkennt, dass ich es bin.
    – Bisschen außerhalb unserer gewohnten Gegend, was, Mr. Lawson?
    – Ehm, ich hab hier ne Perle besucht … fängt er an.
    Von wegen. Terry und Perlen besuchen, aye, na schön, das kauft man ihm ohne weiteres ab, aber nich hier in Grange. Abgesehen von dem Kurzurlaub in Italien, wo er gesehn hat, wie der Kontinent fickt, war er seinen Lebtag noch nich mit nem Mädchen zusammen, dessen Ma kein Wohngeld vom Edinburgh District Council bezog. – Erzähl mir keinen, Lawson. Du bist doch dabei, irgendne Bude in der Nähe auszubaldowern. Du bist echt die Härte, Alter.
    – Leck mich, Billy, lacht

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