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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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führte offenbar in das Schlafzimmer.
    »Setzen Sie sich, Mr. Lam«, sagte er.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer, und eine attraktive würdevolle Frau betrat den Raum. Sie trug einen Morgenrock und Hausschuhe. Ihr Gesicht war so ausdruckslos, als wäre es aus Stein gemeißelt.
    Der Mann sagte: »Ich bin Norman Clinton, ein Freund der Familie. Das ist Mrs. Gillett. Also, bisher haben Sie in Rätseln
    gesprochen. Ich möchte Sie bitten, jetzt frei heraus zu sagen, was Sie von uns wollen.«
    »Ich würde gern mit Mrs. Gillett allein sprechen.«
    »Das können Sie nicht. Geschäfte, die Mrs. Gillett betreffen, betreffen auch mich. Zu Ihrer Information: Ich bin Baxter Gilletts Testaments Vollstrecker. «
    Ich sah Mrs. Gillett an. »Hat man Sie bereits erpreßt?«
    Sie verzog keine Miene und antwortete nicht.
    Clinton runzelte die Stirn. »Nun, das ist genau der Schachzug, den ich erwartet hatte. Ich dachte mir gleich, daß Sie etwas dergleichen probieren würden. Sie sind vermutlich darauf aus, sich einen Auftrag für Ihre Detektei zu angeln, aber damit haben Sie bei uns kein Glück, mein Freund. Ich bedaure jetzt, daß ich Mrs. Gillett im Vertrauen auf Ihre Andeutungen gestört habe.«
    »Falls sie bisher kein Schweigegeld gezahlt hat, wird sie’s demnächst tun müssen — es sei denn, sie unternimmt etwas dagegen.«
    »Was?«
    »Entweder sie sagt die Wahrheit, oder sie sorgt dafür, daß die Wahrheit niemals entdeckt werden kann.«
    »Die Wahrheit? Was meinen Sie damit?«
    »Also, diese Urlaubsgeschichte ist absoluter Humbug. Wenn Leute in die Ferien fahren, packen sie einen Haufen Koffer, stopfen den Wagen voll mit Golf- und Angelsachen und sonstigen Dingen, die sie als Hobby betreiben. Sie brechen früh am Morgen auf und fahren am ersten Tag so weit wie...«
    »Gewiß, normalerweise ist das so«, gab Clinton zu. »Aber Sie müssen bedenken, daß Baxter Gillett ein vielbeschäftigter Mann war. Er wurde bis zum Schluß der Börse hier festgehalten, hatte danach noch einiges zu erledigen und kam daher erst gegen Abend weg.«
    »Gut, wenn das Ihre Erklärung ist und Sie daran festhalten wollen, ist das Ihre Sache. Aber falls Sie bisher kein Schweigegeld gezahlt haben, wird Ihnen das mit Sicherheit demnächst blühen. Baxter Gillett verbrachte den Abend in der Stadt, und zwar mit einer Frau in einem Motel. Er erlitt einen Herzanfall und starb. Die Frau machte sich aus dem Staub, war aber anständig genug, die Familie anzurufen und über den Vorfall zu informieren. Daraufhin setzten Sie und Mrs. Gillett sich schleunigst zusammen und berieten, was zu tun wäre. Sie kamen zu dem Ergebnis, daß ein Skandal um jeden Preis vermieden werden muß. So machte irgendein Freund der Familie — vermutlich Sie — sich an die Arbeit, und Mrs. Gillett fuhr in das Motel und meldete am nächsten Morgen den Tod ihres Mannes.«
    Clinton erhob sich aus seinem Sessel und sagte: »Sie gemeiner Schuft! Von Rechts wegen müßte ich Ihnen die Visage verbiegen.«
    Mrs. Gillett ergriff zum erstenmal das Wort. »Warte einen Moment, Norman.« Zu mir gewandt, fügte sie hinzu: »Wie kommen Sie eigentlich darauf, daß es sich so abgespielt haben könnte?«
    »Weil ich davon ausgehe, daß Ihr Gatte eine Frau namens Jeanette Latty kannte. Mrs. Latty leitete einen Rendezvous-Service, das heißt, sie vermittelte Begleiterinnen an ortsunkundige Geschäftsmänner, die sich in der Stadt etwas amüsieren wollten. Zu Ihrer Information: Jeanette Latty wurde zwischen zehn Uhr gestern nacht und drei Uhr heute morgen ermordet. Falls Sie einmal Schweigegeld zahlen, wird das eine Schraube ohne Ende. Sollte also irgend jemand Sie zu erpressen versuchen, dann gibt’s nur ein Gegenmittel.«
    »Und das wäre?« fragte Clinton.
    »Sie nageln den Erpresser fest.«
    »Und wie?«
    »Da gibt’s verschiedene Möglichkeiten.«
    »Mir fällt keine andere ein, außer einer Anzeige bei der Polizei.«
    »Das glaub’ ich gern«, sagte ich. »Aber ich wüßte schon Mittel und Wege.«
    »Woher sollen wir wissen, daß Sie nicht der Erpresser sind?«
    »Sie wissen’s nicht. Immerhin habe ich meine Karten offen auf den Tisch gelegt und dabei meinen Namen, meinen Ruf und meine Lizenz als Privatdetektiv aufs Spiel gesetzt.«
    »Warum sind Sie eigentlich hier?«
    »Weil ich Mrs. Gilletts Mut bewundere, weil ich helfen möchte und weil ich nur mit Ihrer Unterstützung einen unschuldigen
    Menschen davor bewahren kann, wegen Mordes an Jeanette Latty verhaftet zu

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