Kleine Fische zählen nicht
werden.«
»Und was erhalten wir als Gegenleistung für unsere Hilfe?«
»Meine Hilfe«, sagte ich.
»Das ist ein ziemlich vages Angebot.«
»Nun gut, ich hab’ getan, was ich konnte.« Ich stand auf, als wäre ich im Begriff zu gehen.
Clinton wechselte einen Blick mit Mrs. Gillett. »Setzen Sie sich.« Man merkte seiner Stimme an, daß er ans Befehlen gewöhnt war und erwartete, daß man ihm gehorchte.
Ich setzte mich wieder.
»Warten Sie hier«, sagte Clinton.
Er nickte Mrs. Gillett zu, und beide verschwanden im Schlafzimmer. Sie blieben ungefähr zehn Minuten weg. Als sie zurückkamen, sagte Clinton: »Es hat mich einige Mühe gekostet, etwas über Sie zu erfahren. Laut Angaben der Polizei sind Sie ehrlich, aber waghalsig und unkonventionell und geraten deshalb von Zeit zu Zeit in Schwierigkeiten.«
»Sie haben offenbar gute Beziehungen.«
»Ja«, erwiderte Clinton trocken. Er sah Mrs. Gillett auffordernd an.
»Mr. Lam«, sagte sie, »ich will ganz offen mit Ihnen sprechen. Ich habe mich zu diesem Schritt entschlossen, weil ich den Eindruck habe, daß ich Ihnen vertrauen kann... Nennen Sie es weibliche Intuition, wenn Sie wollen.«
Ich nickte nur.
»Vielleicht sollte ich noch erwähnen, daß ich gegen den Rat von Norman Clinton handle, der es für klüger hält, die weitere Entwicklung abzuwarten und dann erst etwas zu unternehmen. Aber ich habe irgendwie das Gefühl, daß Sie zuverlässig und anständig sind. Ich kenne zwar nicht alle Ihre Beweggründe, aber ich glaube nicht, daß Sie in dieser Weise an mich herangetreten wären, wenn Sie mir schaden wollten.«
»Mir geht es einfach darum, gewisse Tatsachen in Erfahrung zu bringen.«
»Schön, das können Sie haben. Ich will mich so kurz wie mög-lieh fassen. Mein Mann und ich hatten zwei Kinder. Einen Jungen von neunzehn Jahren und ein Mädchen von siebzehn. Dank der Persönlichkeit meines Mannes haben sie eine gute gesellschaftliche Position. Es wäre mir entsetzlich, wenn die Kinder in einen Skandal verwickelt würden. Vor allem für meine Tochter wäre es ein schwerer Schlag. Sie ist gerade erst in die Gesellschaft eingeführt worden, und das Ansehen ihres Vaters bedeutet ihr sehr viel.
Ich bin mir seit langem darüber klar, daß mein Mann kein Heiliger war. Ich weiß, daß er Geschäftsreisen machte, und ich bin überzeugt davon, daß er gelegentlich einem außerehelichen Abenteuer nicht abgeneigt war. Er tat das bestimmt nicht, weil er mich oder seine Familie weniger liebte als früher, sondern einfach, weil er sich gern vergnügte und sich, fern von zu Haus, im Kreis seiner Freunde von einer gewissen draufgängerischen Stimmung hinreißen ließ.
Meine Art, die Dinge beim Namen zu nennen, erscheint Ihnen vermutlich unkonventionell, und vielleicht schockiert es Sie, daß ich als Witwe so unumwunden darüber rede, aber ich möchte Ihnen die Zusammenhänge ganz klarmachen.«
Ich nickte wieder.
»In der Nacht vom Vierten«, sagte sie, »wurde ich gegen Viertel nach elf angerufen. Am Apparat war eine Frau. Es war eine recht verführerische Stimme, die zwar nicht besonders schroff oder gewöhnlich, jedoch in Anbetracht der Umstände erstaunlich geschäftsmäßig klang. Diese Frau fragte, ob ich Mrs. Baxter C. Gillett wäre. Als ich bejahte, sagte sie: >Hören Sie mir bitte gut zu, weil ich meine Mitteilung nicht wiederholen kann. Ich bin im Skjview Motel in Santa Monica. Ich kam mit Ihrem Mann hierher. Wir sind vor etwa einer halben Stunde hier abgestiegen. Es hat mich einigermaßen überrascht, daß Ihr Mann sich unter seinem richtigen Namen eintrug. Vermutlich tat er das, weil er seinen eigenen Wagen fuhr und der Manager des Motels, der mich kaum in Augenschein nahm, darauf bestand, die Zulassungsnummer nachzusehen und zu notieren. Wir hatten schon einiges getrunken, bevor wir hier abstiegen. Ihr Mann bekam einen Herzanfall und ist tot. Ich habe seinen Puls gefühlt und nichts mehr gespürt.
Da ich Unannehmlichkeiten vermeiden möchte, werde ich so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ich habe Sie angerufen, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, sich und Ihre Familie vor einem Skandal zu schützen. Sie können auf meine Diskretion zählen. Die Motelkabine hat die Nummer vierzehn. Wenn ich jetzt gehe, verschließe ich die Tür und lege den Schlüssel unter den Fußabtreter. Dort werden Sie ihn finden, falls Sie irgend etwas unternehmen wollen, bevor die Behörden benachrichtigt werden.< Danach legte die Frau auf.«
»Was haben Sie
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