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Kleine Fische zählen nicht

Kleine Fische zählen nicht

Titel: Kleine Fische zählen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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scharf ins Auge. »Falls Sie noch irgendwelche Informationen haben, nehme ich sie gern entgegen.«
    »Ich habe aber keine.«
    »Haben Sie mir alles gesagt, was Sie wissen?«
    »Ja.«
    »Und Sie, Gnädigste?«
    Mrs. Archer nickte.
    »Okay, dann ist also für mich hier nichts mehr zu holen.« Sellers lächelte freundlich. »Schönen Dank.«
    Mr. Archer begleitete uns an die Tür. »Nichts für ungut«, sagte er zu Sellers.
    »Aber nein, Schwamm drüber«, antwortete Sellers.
    »Nichts für ungut, Lam.« Archer sah mich an.
    »Ganz meinerseits«, sagte ich.
    Nach dieser allgemeinen Versöhnungsorgie schloß Archer die Haustür hinter uns, und wir gingen zum Polizeiwagen. »Na, Sie hatten’s aber plötzlich verdammt eilig, von da wegzukommen«, sagte ich zu Sellers.
    Er feuerte seinen durchweichten Zigarrenstummel aus dem Wagenfenster und spuckte heftig aus. »Bei Gott, Lam, Sie hätten mich um ein Haar in eine schöne Klemme gebracht!«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Was ich damit meine?« explodierte Sellers. »Menschenskind, wir haben mitten ins Wespennest gestochen und dürfen die zwei nichts merken lassen!«
    »Sie halten Archer für den Mörder?« fragte ich.
    »Wahrscheinlich war’s seine Frau. Gerechter Strohsack, sehen Sie denn nicht, wie der Hase läuft?«
    »Manchmal bin ich schwer von Begriff«, erklärte ich ihm.
    »Scheint mir auch so.« Sellers versank in nachdenkliches Schweigen.
    »Wohin?« fragte der Fahrer.
    »Zunächst mal setzen wir Lam bei seinem Wagen ab.«
    Ein paar Minuten sagte keiner etwas. Dann räusperte sich Sellers nachdrücklich. »Also, halbe Portion, hören Sie gut zu. Ich muß Ihnen wenigstens eines auseinanderklamüsern, damit Sie nicht irgendwelchen Quatsch machen. Mrs. Dawn Archer arbeitete für Jeanette Latty.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich bin ich sicher. In Jeanette Lattys Kleiderschrank haben wir ein kleines Notizbuch gefunden mit allen möglichen Zahlenkombinationen. Und weil wir uns keinen Reim drauf machen konnten, haben wir’s der Dechiffrierabteilung übergeben. Dort hat man lange daran herumgeknobelt, aber schließlich haben die Experten die Lösung gefunden. Es waren Telefonnummern.«
    »Mußten Sie dazu die Dechiffrierabteilung bemühen? So was erkennt man doch auf den ersten Blick.«
    »Glauben Sie bloß das nicht. Jeanette Latty war verdammt gewitzt. Zuerst schrieb sie die Telefonnummern von hinten nach vorn, dann setzte sie zwei x-beliebige Ziffern an den Anfang und ans Ende, so daß auf jede Kolonne elf Ziffern kamen, von denen aber nur die sieben mittleren eine Bedeutung hatten. Die Dechiffrierabteilung probierte alles mögliche aus, bis sie schließlich auf den Dreh mit den Telefonnummern kam. Na ja, und auch Mrs. Dawn Archers Nummer war dabei. Während ich telefonierte, las ich ihre Nummer an dem Apparat, und plötzlich fiel bei mir der Groschen.«
    »Mrs. Archer erzählte uns doch, daß Jeanette Latty sie von Zeit zu Zeit anrief«, wandte ich ein.
    »Gewiß, gewiß«, sagte Sellers trocken.
    »Mrs. Archer konnte es sich aber nicht leisten, bei solch einem Amüsement erwischt zu werden.«
    »Stimmt, sie konnte es sich nicht leisten, erwischt zu werden. Sie ging vermutlich zu einer ganz speziellen Art von Partys.«
    »Warum? Geld brauchte sie doch offenbar nicht.«
    »Nein, auf Geld war sie nicht scharf, aber sie brauchte die Aufregung und die Gesellschaft und den Trubel. Frauen tun seltsame Dinge, wenn sie sich langweilen.«
    »Sie glauben also, daß sie zu den enttäuschten, gelangweilten Ehefrauen gehört?«
    »Aber, Mann, machen Sie doch die Augen auf!« sagte Sellers. »Da ist Archer, der seine Zeit meistens außer Haus mit seinen Kunden verbringt, und da ist seine Frau, die ihm nicht dreinredet, ihm keine Fragen stellt, großzügig alles einsteckt und nicht mal mit der Wimper zuckt, wenn er zum Schutz seiner hübschen Sekretärin Privatdetektive anheuert... Herrje, was wollen Sie mehr?«
    »Und was werden Sie jetzt in der Sache unternehmen?« fragte ich.
    »Was wir tun, steht in keinem Zusammenhang mit dem, was Sie tun«, sagte Sellers.
    »Was tue ich?«
    »Nichts!« Sellers antwortete mit großem Nachdruck.
    »Und was ist mit Hermann Oakley, dem Taxifahrer? Glauben Sie, daß er sich bei der Gegenüberstellung geirrt hat?«
    »Sie haben recht, verdammt noch mal, ich glaube, daß er sich geirrt haben könnte. Zu Ihrer Information: Wir haben Oakley ein paarmal hopp genommen, und deshalb will er sich bei uns lieb Kind machen. Er dachte, wir wollten, daß

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