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Kleine Luegen erhalten die Liebe

Kleine Luegen erhalten die Liebe

Titel: Kleine Luegen erhalten die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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›anspruchsvolle Köche‹, die so was Ähnliches wie Tupper-Partys sind, aber für Küchengeräte, und wo du fünfzig Pfund für eine Knoblauchpresse hinlegen musst. Norm ist immer noch der Alte, Gott sei Dank – er ist gewöhnlich in einem leichten Rauschzustand, um dies alles auszublenden, doch die ›Veränderung‹ hat auch schon bei ihm begonnen. Melody fing an, ihm Klamotten aus Läden wie Aquascutum und Gap zu kaufen (sie nennt ihn ›DEN Gap‹), und daher trägt unser Norm – noch ganz Neunziger, aber cool mit seinen Koteletten –, jetzt Chinos und eine Englischleder-Jacke. Voll daneben, in so mancher Hinsicht.
    Ansonsten bekommt die Mutterschaft mir gut, auch wennes so ist, als lebte man mit einem faschistischen Diktator, und manchmal kriege ich sogar einen Hauch von meinem eigenen Körpergeruch mit, denn ich kann dir sagen, dass es nicht gerade leicht ist, morgens zu duschen, wenn du ein Baby an dir dranhängen hast. Aber Billy bringt mich zum Lachen, Liv. Und er ist wirklich süß, auch wenn er wie sein Dad aussieht. Wenn ich dir Mutterschaft beschreiben müsste, würde ich sagen: Stell dir vor, wie es ist, jemanden in einer Sekunde aus dem Fenster werfen und ihn in der nächsten schier vor Liebe auffressen zu wollen. Und wie Mrs. Durham mir neulich sagte (Mrs. D. ist eine alte Dame, um die ich mich dienstags kümmere und die ganz schön ungepflegt ist, kann ich dir versichern. Erst neulich fand ich ein Stückchen Katzenkot in ihrer Unterhose!) … Na ja, jedenfalls sagte sie: ›Man wird nie …‹«
    Hier brach Mia ab, weil es sie plötzlich traf, was Mrs. Durham zu ihr gesagt hatte: »Man wird nie wirklich erwachsen, wenn man nicht selbst ein Kind gehabt hat.«
    Aber andererseits gab es natürlich auch Leute, die nicht einmal die Chance bekamen, erwachsen zu werden.
    ♥
    Billy schlief noch, als Mia die Bank verließ. Es war ein Uhr mittags – er hatte eine halbe Stunde geschlafen, und wenn sie ihr Glück zu nutzen wusste, blieb ihr wahrscheinlich noch eine weitere halbe Stunde. Mia hielt den Kinderwagen gut fest, als sie den steilen Hang vom Williamson’s Park hinunterging, weil der Wind so stark von hinten blies, dass er sie ins Laufen brachte. Es war eine ihrer größten Ängste, einmal versehentlich den Buggy loszulassen und hilflos mitansehen zu müssen, wie Billy in den Verkehr hinunterjagte. Allein der Gedanke daran machte sie ganz atemlos vor Panik.
    Schließlich erreichte sie die Stadt, wo das Gehen leichter war. Die Osterferien hatten begonnen, und die Studenten waren heimgefahren. Mia mochte Lancaster am liebsten so – ohne Achtzehnjährige mit weit mehr Selbstvertrauen, als ihnen guttat. So konnte sie wieder so tun, als wäre es ihre Stadt – ihrer aller Stadt wie damals, als die sechs Freunde noch gestrotzt hatten vor Selbstvertrauen und es sich so angefühlt hatte, als gehörte ihnen auch tatsächlich alles.
Derselbe Tag
Kentish Town, London
    »Psst, beweg dich nicht!«
    Noch halb im Schlaf, hatte Fraser Morgan das undeutliche Gefühl, mit vorgehaltener Waffe in seinem eigenen Bett festgehalten zu werden. Irgendetwas presste sich jedenfalls an seinen Rücken. Und er hatte eine Erektion, was schon ein bisschen seltsam war. Denn wie konnte er eine Erektion haben, wenn sein Leben in Gefahr war?
    »Ist das schön, Schatz? Hm?«
    Erst als die Stimme wieder sprach und Fraser eine warme Flut von Atem ins Ohr blies, der so gottverdammt nach Alkohol stank, dass er schlagartig erwachte, traf ihn die Wahrheit wie ein Stein am Kopf. Oder war es am Rücken?
    KAREN. Fraser riss die Augen auf.
    Karen Palmer aus dem Bull war in seinem Bett. Sie war nackt und presste ihr Becken an ihn, während sie mit seinem Penis spielte, was eigentlich gar nicht unangenehm war …
    Trotzdem lag Fraser reglos da, blinzelte ins Halbdunkel und starrte den Radiowecker auf seinem Nachttisch an: 10 Uhr 53, 6. März 2008.
    Der sechste März.
    Er schloss die Augen wieder.
    Oh Gott! Wie hatte er das geschehen lassen können? Wann genau in der vergangenen Nacht hatte er das für eine gute Idee gehalten?
    »Ich fragte, ob das schön ist?« Karen schnurrte förmlich, als sie jetzt seinen Nacken küsste – und seine Haut mit purem Alkoholdunst überzog. Fraser versuchte, etwas zu sagen, doch es kam ein paar Oktaven höher als gewollt heraus, sodass er wie ein pubertierender Junge kurz vor dem Stimmbruch klang. Verlegen räusperte er sich und versuchte es erneut.
    »Ja, das ist … ähm … schön.«
    Verdammt.

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