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Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Kleine Rache zwischendurch (German Edition)

Titel: Kleine Rache zwischendurch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Fritz Müller
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Hariri hatten die ganze untere Etage verwandelt. Nun dominierten ruhige Flächen aus Holz und Edelstahl. Über dem drei Meter langen Sofa von Christian Liage hing ein Gemälde von Ana Guan. Couchtisch und Lederstuhl waren ebenfalls von Liage entworfen worden. Ein Sideboard aus Kirsche verbarg die Stereoanlage, neuestes Modell, selbstverständlich mit Röhrenverstärker. Die Keramiken stammten von Jonathan Adler. Senkrechte Kupferrohre unterschiedlicher Durchmesser, auch ein gusseisernes, und eine rechteckige Säule aus Kirsche teilten den Raum. Den Hintergrund beherrschte ein Mahagoni-Esstisch mit Stilettobeinen aus poliertem Edelstahl, gestaltet von Chris Lehmer, ebenso wie die massiven Holzhocker, die in der ganzen unteren Etage verteilt standen. Das Obergeschoss mit Bad, Schlafzimmer und Bibliothek war ebenfalls von Hariri & Hariri entworfen worden. Über dem Bett hingen Fotos von Elizabeth Heyert. Die transparenten Gitterskulpturen sahen wie Corsagen aus, aber es waren Leuchten. Das Bad war mit Whirlpool und versteckter Dusche ausgerüstet. Eine Geheimtür führte in Julia Gettis Ankleidezimmer.
    Rex Palmer hatte alles ehrlich bestaunt. Die Rohre und die Leuchter, die wie das Korsett seiner Großmutter aussahen, fand er albern, aber da sie sicher ordentlich Geld gekostet hatten, war es für seinen Freund gerade richtig. Rex und Armin gingen wieder hinüber in das Arbeitszimmer und genehmigten sich noch einen kleinen Kognak.
    Gedämpftes Stimmengewirr und das Rascheln von Seide drangen aus dem Salon in das Arbeitszimmer herein. Palmer wuchtete sich aus dem Sessel und schlenderte hinüber. Die Chefin auf dem Regiestuhl erhob die Hand. Blitzartig kam Bewegung in das Team, Scheinwerfer flammten auf, und die weißen Schirme wurden rasch ausgerichtet. Der junge Mann im Designeranzug klatschte in die Hände und bat die Herrschaften, die inzwischen entgegen der Regieanweisung in den Saal hereinspaziert waren, in verbindlichstem Tonfall, sich für nur eine Sekunde wieder nach draußen zu begeben und paarweise und gemessenen Schrittes mit freundlichem Lächeln wieder hereinzukommen, aber bitte erst nach Aufforderung. »Lächeln Sie, meine Damen, und zeigen Sie ihre Zähne.«
    Draußen dirigierte ein Portier mit Glacéhandschuhen die Besucher in die von der Regie bestimmte Reihenfolge. Er hatte damit so seine Mühe, denn die Herrschaften waren es gewohnt, andere zu kommandieren, sonst aber nur ihren eigenen Wünschen zu folgen.
    Die ersten Gäste, die nach einem Wink der Regie hereinkamen, stoppte der Moderator sofort: »Einen Augenblick, wenn Sie gestatten! Bitte erheben Sie die Köpfe, damit die Nasen keine Schatten auf ihre Gesichter werfen. Schauen Sie hierher, Verona macht es Ihnen vor. Und kneifen Sie die Augen nicht zusammen, auch nicht, wenn es wegen des hellen Lichtes unangenehm sein sollte. Bedenken Sie, nur große Augen sind eindrucksvoll.«
    Danach durften Bankdirektor Dr. Illinger nebst Tochter sich zum zweiten Anlauf postieren. Sie kamen herein. Der Direktor hielt sich kerzengerade, schritt langsam auf die Regisseurin zu, aber er lächelte nicht. Er meinte, ab einer bestimmten Vermögenslage, spätestens aber ab seiner, brauche niemand mehr auf Befehl zu lächeln. Seine Tochter hatte sich bei ihm eingehängt. Sie schritt mit durchgedrückten Knien, was bei der Höhe ihrer Absätze einige Übungsstunden erfordert hatte, und mit leicht federnder Hüfte über das Parkett.
    Palmer stand neben Getti und sah ihn kurz an. Sein Blick schien zu fragen, was da für eine Schau abgezogen werden sollte. Getti verstand diesen Blick sofort und sagte: »Julias Idee, wirklich. Sie hat das von vorn bis hinten ganz allein organisiert. Erstaunlich, was sie alles beherrscht.«
    Palmer lächelte in sich hinein und dachte, wenn sein Freund Armin Getti nur die geringste Ahnung von den Fähigkeiten seiner Ehefrau Julia hätte, dann würde er das, was auch immer jetzt kommen würde, höchstens ganz nebenbei erwähnt haben. Niemand sah Julia an, wie gefährlich sie lebte. Doch Getti war so ahnungslos, wie Ehemänner immer sind, und er fuhr fort: »Jetzt läuft so etwas wie eine Modenschau ab. Sagte ich ja bereits. Aber nicht irgendwelche namenlose Models führen Kleider vor, sondern meine Gäste präsentieren ihre Garderobe. Sie alle schenken mir diese Modenschau.«
    »Origineller Einfall«, warf Rex ein.
    »Finde ich auch.«
    »Ja«, Rex nickte versonnen, »was soll man jemandem schenken, der schon alles besitzt, was ihm

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