Kleines Lexikon christlicher Irrtümer - von Abendmahl bis Zungenreden
während der Liturgie Brot und Wein in Leib und Blut Christi. »Ein Mysterium«, erklären Theologen und beharren darauf, dass sich die Substanz der irdischen Zutaten real und wesenhaft verändere. (In Fachgesprächen wird diese Wandlung »Transsubstantiation« genannt, der die tatsächliche Anwesenheit, die »Realpräsenz« Christi folge.) Nur katholische Christen dürfen den Herrn in dieser Form aufnehmen.
Die Kirchen der evangelischen Tradition verstehen das Abendmahl hingegen eher als Gedächtnismahl, bei dem Brot und Wein Zeichen der Gegenwart Christi sind. Die Gemeinschaft der Christen, die an den Altar tritt, ist ihnen wichtiger als die reale Verwandlung. Mit diesem offenen Verständnis können Evangelische vollen Herzens katholische Mitchristen einladen und mit ihnen am Altar die Gemeinschaft feiern. Denen ist es aber bislang verboten. Dass sich diese Trennung der Christenheit aufheben möge, betonen Christen aller Konfessionen. Einen Zeitpunkt mag niemand nennen.
ABLASS gab es nur im Mittelalter
Wie kann ich meine Sünden und begangenen Fehler ungeschehen machen? Eine naheliegende Frage, nicht nur für Gläubige. Die Kirche hat sich eine spirituelle Methode einfallen lassen, den »Ablass«. Er kehrt die Sünden nicht unter den Teppich, aber verringert die Zeit der Strafen dafür, zahlt sie ab aus dem sogenannten Gnadenschatz, den die Kirche verwahrt. Eine päpstliche Behörde legt fest, zu welchen Zeiten Ablass gewährt wird — zuletzt war das beispielsweise im »Priesterjahr« 2009 möglich, ebenso beim Weltjugendtreffen in Köln 2005. Im 15. Jahrhundert funktionalisierte die Kirche den Ablass zur praktischen Geldmaschine: Der Petersdom sollte errichtet werden, viel Geld war nötig.
Überall im Reich wurden Ablassbriefe verkauft — Urkunden, die eben jenen Straferlass schwarz auf weiß zusicherten. Das brachte den Wittenberger Augustinermönch Martin Luther dermaßen in Rage, dass er 95 Thesen gegen den Ablass veröffentlichte – was schließlich zu einer Kirchenspaltung führte. Schon am Ende des 16. Jahrhunderts sah die katholische Kirche ein, dass Ablassbriefe nicht im Sinne des christlichen Glaubens sind. Jeder, der sie weiter verkaufte, wurde mit Exkommunikation bedroht. Der Ablass jedoch wird bis heute praktiziert und provoziert evangelische Christen wie eh und je.
Das Christentum vertritt einen ABSOLUTHEITSANSPRUCH
»Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.« So steht’s geschrieben, bei Johannes im 14. Kapitel, Vers 6. Das ist Klartext, da ist nichts dran zu deuteln: Wer Gott finden will, muss an Jesus Christus glauben; wer es nicht tut, geht in die Irre. Eigentlich praktisch. Schließlich kann man sich ja seines eigenen Glaubens gar nicht mehr sicher sein bei der Fülle an Religionen und Glaubensaussagen, denen man täglich überall begegnet. Doch was ist bloß mit den Menschen los: Obwohl so eindeutig in der Bibel steht, wie sie Gott finden können – sie wollen es partout nicht wahr haben! Man sollte diesen Glaubensstörern die Wahrheit überhaupt mal deutlicher vor Augen führen, vielleicht lassen sich einige von ihnen dadurch noch retten. Schließlich hat Jesus ja gesagt: »Gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe« (Matthäus 28,19f). So weit, so biblisch — oder? Gäbe es da nicht
auch andere Stellen in der Bibel. Zum Beispiel in der Bergpredigt. Da heißt es nämlich: »Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen?, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst« (Matthäus 7,3ff). So einfach scheint es also nicht zu sein mit dem Glauben und der einen Wahrheit für alle.
Jede Religionsgemeinschaft geht natürlich davon aus, dass ihre Überzeugungen wahr sind. Ein solcher Anspruch auf Wahrheit aber bedeutet auch, dass diese Wahrheit eigentlich für alle Menschen Gültigkeit beanspruchen müsste. In der Realität sieht es jedoch so aus, dass unterschiedlichste Religionen verschiedenste Überzeugungen vertreten und jeweils für die richtige halten. Christen glauben, dass sich im Leben, Wirken und Sterben Jesu Christi Gott selbst den
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