Kleines Lexikon psychologischer Irrtümer - von Abhängigkeit bis Zwangsneurose
Ausfüllung von Erinnerungslücken bei schweren organischen Hirnerkrankungen.
Rhetorisches Stilelement von Politikern im Rahmen eines Interviews. Zur Ausfüllung von Gedächtnislücken werden erfundene Geschichten in den Erzählfluss mit eingeflochten.
Kortison und andere Gifte
Körpereigenes Hormon, welches als Medikament bei überschießenden Immunreaktionen verabreicht wird. Es ist bei längerer Anwendung mit zahlreichen schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden.
Aus naturheilkundlicher Sicht das süße Gift der Schulmedizin für chronische Erkrankungen. Denn die sollen ja chronisch bleiben, damit die böse Pharmaindustrie, die übliche Verdächtige, dicke Gewinne einstreichen kann. Die fließen dann in die Forschung, wo weitere Medikamentengifte produziert werden, beispielsweise Psychopharmaka, die für den mikroökologischen Gau im Großhirn sorgen.
Kränkung
Zunehmende gesellschaftliche Attitüde, die dabei ist, das Betroffensein abzulösen und dem Traumatisiertsein den Weg zu bereiten. Narzisstisch gekränkt ist der Gemütszustand der chronisch Beleidigten, mit denen die Richter eines Sozialgerichts sich herumplagen müssen.
Oder auch die wesentliche Säule der Empfindlichkeitskultur, deren Glaubensbekenntnis lautet: Gekränkt, empört, gecoacht.
L
Lampenfieber
Sie meinen, das sei eine gewisse Anspannung und Nervosität vor öffentlichen Auftritten? Von wegen. Psychoanalytisch betrachtet handelt es sich um eine Form der Angsthysterie mit Reaktionsbildung auf Exibitionswünsche. Im Klartext: Eigentlich wollen Sie sich vor dem Publikum nackt ausziehen, Sie wissen es nur noch nicht. Konstruiert, zu weit hergeholt? Tja, so ticken nun mal Analytikergehirne: Umständlich, kompliziert, falsch. Auf diese theorielastigen und verquasten Ebenen werden Sie sich nicht begeben. Sie bleiben ein Vertreter der einfachen Welt, der der komplizierten öfter mal den Fehdehandschuh hinwirft.
Lebensunzufriedenheit
Psychotherapeutisches Perpetuum mobile. Heißt jetzt Depression.
Exkurs
Lindauer Psychotherapietage
Die Fortbildungsveranstaltung für Psychotherapeuten schlechthin.
Wer Psychologen und Therapeuten wie aus der Karikatur kennen lernen möchte, dem seien die Lindauer Psychotherapietage wärmstens empfohlen. Paartherapeutinnen mit signalrotfarbener Haartracht wechseln sich ab mit Kolleginnen, die mit ihren meist zusammengesuchten Kleidungskollektionen auf einer Art negativem Catwalk sicherlich eine respektable Figur abgeben würden. Ein orangefarbener Schal um die Stirn gewickelt, weiter unten ein Jutesack mit großzügigen Ausstülpungen nach rechts und links, der wohl ein Sakko darstellen soll, und zum Schluss noch Turnschuhe, die den Weg zur Mülltonne verpasst haben. Wer schon lange keine häkelnden Damen im Bundestag gesehen hat, hier trifft er sie wieder. Und nicht nur die. Auch die kurzgeschnittene, präsenile Kampflesbe kann ihre Einlagen innerhalb der Vorlesungen inszenieren. Das oberhalb der Halskrause nicht ganz dichte Publikum verzeiht alles. Es wird mal rasch ein Stuhl kraftvoll
in Richtung des Referenten geschoben, um ihm zu signalisieren, dass er die neu gebildete Linie nicht zu überschreiten habe, damit die Sicht zu den Projektionen gewahrt bleibt. Das präsenile kurzhaarige Fräulein erlebt dann die Momente höchster Intellektualität, wenn sie den männlichen Rednern stereotyp die Frage stellt, warum an dieser und jener Untersuchung nur Männer beteiligt gewesen sind. Selbstverständlich gehen die galantesten Herren und Diener der lesbokratischen Unkultur hierauf bereitwillig ein.
Für die zentralen Probleme des Menschseins erfährt man von Neuerungen wie »computergestützte Trauertherapie, Lach-Coach oder Erste Praxis für Liebeskummer Deutschlands«. Armes Deutschland. Themen wie »Töchter und Mütter im Märchen« kündigen köstliche Möglichkeiten der tiefenpsychologisch und mystischen Phraseologie an. Kurse werden angeboten wie beispielsweise »Männer – das miserable Geschlecht«, die von irgendwelchen Hampelmännern besucht werden, natürlich mit Selbstreflexion, bis sich die Katze in den Schwanz beißt. Natürlich werden »neue kommunikative Dimensionen« erreicht. Coach, Selbstreflexion, Achtsamkeit – diese penetrant zärtlich geflöteten Vokabeln des Psycho-Blablas sind nichts weiter als Schmuckworte, die bei jeder passenden Gelegenheit in die Diskussion katapultiert werden können. Satiriker und Kabarettisten aller Länder, auf zu den Lindauer
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