Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
Vom Netzwerk:
tödl i che Rad sich drehte und Delphin um Delphin überrollte, bis der Schwärm um mehr als die Hälfte abgenommen hatte. Er ließ sie die Schreie der jungen Delphine hören, die aus dem schützenden Kreis herausklangen, den die erwachsenen Delphine um sie bildeten. Dann änderte Klickpfiff die ste i genden/fallenden Töne seines Pfiffs, bis sie wie der Schrei eines ängstlichen Kinds klangen, und schickte ihnen z u gleich ein Bild von Brummschreis neugeborenem Körper, wie er zerrissen und blutig die Kehle des Wals in den we i chen Sarg seines Magens hinunterrutschte, um sich dort u n ter den Robben und größeren Delphinen langsam aufzul ö sen, die in vorausgegangenen Mahlzeiten von der Antarktis bis hierher verschlungen worden waren.
    Dieses letzte Bild ließ er für sie stehen, bis sie ihr Ziel e r reicht hatten und in Sichtweite des gigantischen Mörderwals waren, der über der vorderen Luke des U-Boots schwebte und mit dem Klang seiner Stimme und der Elektrizität seines G e hirns das komplizierte Waffenarsenal des Schiffs bedie n te.
    Als sie in Reichweite waren, löste er das Bild auf und übertrug ihnen schlagartig einen Ausbruch von reinem G e fühl. Aus Langschreis lebender Erinnerungsbank schickte Klickpfiff ihnen die ungebrochene Wut des Hais, so daß ihre eigene Angst fast vollständig verschwand.
    Als sie zum letzten Mal tief Luft holten, um sich auf den Feind zu stürzen, schickte er ihnen ein Bild von jenem u m zingelten Delphinschwarm in der Vergangenheit, der sich wie ein einziges Wesen bewegte, ohne Hoffnung auf Flucht, und auf den nächsten der sie umgebenden Wale z u schwamm, nicht um auszubrechen, sondern nur, um einen von ihren Peinigern mitzunehmen.
    Als sie immer schneller herabtauchten, schickte er ihnen Bild um Bild von jenen gefangenen Delphinen, und sie schlugen einer nach dem anderen so schnell zu, daß sie wie ein einziger spitzer Speer erschienen, der sich in den weißen Bauch des Mörderwals bohrte, ihn aus dem Kreis stieß und seinen Magen zerschmetterte, bis er leblos von ihnen we g sank. Er schickte ihnen Echos des zerbrechenden Rings, als die Wale ihre Disziplin verloren und versuchten, die De l phine zu packen, die ihren Ring durchbrochen hatten und in das offene Wasser flohen.
    Klickpfiffs Geräusche glitten in den Ultraschallbereich, eine Frequenz nach der anderen, bis er die Töne erreichte, die kein anderer Delphin erreichen konnte, und er verwob sie zu einem vielschichtigen Bild, wie es kein anderer De l phin erstellen konnte. Ton um Ton verstärkte er die eigene Wut der fünfzig und bekräftigte ihre Entschlossenheit, als sie sich nacheinander wie Pfeile in den Bauch des Wals bohrten.
    Sie tauchten mit der Kraft des Lieds, bis die erste A n griffswelle zu Ende war und die Gegenwart selbst Klic k pfiffs Dichtkunst überwältigte und in ihrem Kopf nichts mehr war außer den Gedanken an Luft und dem nächsten Kamikaze-Sturz auf die wütenden Kiefern des Wals.
    Während sie tauchten, umfaßte Klickpfiff all das, was mit ihnen geschah, und schickte es zum Rest jenes Selbst z u rück, das wartete. Diejenigen, die warteten, spürten wiede r um, wie wunderbar geschmeidig die Form war, die sie sich für ihr Leben auf dem neuen Planeten ausgesucht hatten. Diejenigen, die warteten, spürten wieder die Erregung der Schlacht, die sie gegen ihren uralten Feind geschlagen ha t ten, vor so langer Zeit und so viele Lichtjahre entfernt, daß nur ein Dichter wie Klickpfiff die Erinnerung wieder zum Leben erwecken konnte.
    Nichts hielt Klickpfiff zurück, weder Leisepfiffs Angst beim ersten Angriff, als die riesigen Kiefer zu ihm hinübe r schwangen und sich in seine Seite senkten, um ihn aufzure i ßen, bevor er den Stoß mit seinem Körper führen konnte, noch der Schmerz und der Geschmack von Delphinblut in den Mündern derjenigen, die nach ihm kamen und immer wieder gegen das elastische Fleisch des Wals stießen wie ein unermüdlicher Boxer im Nahkampf gegen einen schwerfä l ligen Gegner, noch der Biß, der sie zerteilte und wie Abfal l brocken auf den Meeresboden sinken ließ.
    Er umschloß das Bewußtsein eines jeden einzelnen der fünfzig und machte aus ihnen allen ein Bild und ein G e räusch, das Worte oder Vorstellungen überstieg und zur re i nen Erfahrung wurde. Kein Delphin spürte das Schnappen der sechs Zoll langen Zähne, aber durch Klickpfiff spürten sie sie alle. Nicht ein harter Schnabel stieß mit sechzig Kn o ten gegen weiches Fett, sondern alle Schnäbel spürten die

Weitere Kostenlose Bücher