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Klickpfiff

Titel: Klickpfiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Jon Watkins
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wenn ich die Arbeiten von Morgane und MacFarland über Anästhesie hätte lesen können, bevor ich anfing, dann hätte ich nicht vier Delphine umgebracht. “
    Ein Delphin lag vor ihm auf einem Krankenhauskarren. Dr. Harris gab ihm eine Injektion mit Nembutal, die ein Zehntel der Stärke hatte, die sie für andere Versuchstiere gebraucht hatten. In weniger als einer Minute versank er in ein Koma, und seine Atmung arbeitete nicht mehr regelm ä ßig. Die anderen standen nur da und sahen sich ungläubig an. Die Dosis, die sie dem Delphin verabreicht hatten, hätte ein menschliches Kind leicht verkraftet.
    Innerhalb von fünf Minuten war er tot. Der Vorgang wü r de sich am nächsten Tag wiederholen, wenn sie eine andere Droge versuchen würden, und erst beim vierten würde es ihnen klarwerden, daß Delphine bewußt atmeten und daß es deshalb für sie den Tod bedeutete, wenn sie das Bewußtsein verloren. Er sah zu, wie einer nach dem anderen erstickte, wie ihre Atmung immer unregelmäßiger wurde, um dann schließlich ganz aufzuhören, bis der vierte ihn mit jener sel t samen Mischung von Mitleid und Vorwurf ansah.
    „ Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Doktor? “ Baker starrte ihn an. Er schwitzte wieder, und zur selben Zeit war ihm kalt. Er schloß die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Innerhalb von dreißig Sekunden war er zur Norm a lität zurückgekehrt. Er lächelte Baker zu. „ Das ist ein kleines Überbleibsel von dem Experiment. Das kommt und geht. “
    Fallow verstand das. Pearsons Geistesabwesenheit und sein seltsames Benehmen waren schon zur Legende gewo r den. Seit seinem Zusammenbruch hatte fast jeder, der ihn kannte, eine Anekdote über ihn zu erzählen. Pearson fragte sich, ob auch das wiederkommen würde. Davon wußte er noch so wenig. Er erinnerte sich nur noch daran, daß er an einem nebligen Platz gewohnt hatte, der voller Zähne und Sezierungen gewesen war. Er riß seine Gedanken davon los, bevor sie ein weiteres ‚Überbleibsel ’ auslösten.
    „ Wollen Sie mit der Versuchsreihe gleich anfangen, Do k tor? “ fragte Fallow.
    Pearson schüttelte den Kopf. Seit er von den Männern abgeholt worden war, hatte er nur eine Stunde geschlafen. Vielleicht war das für all die ‚Überbleibsel ’ verantwortlich. Vielleicht hätte er wieder einen klaren Kopf, wenn er ein paar Stunden schlafen könnte. Er überlegte sich, wieviel Schläfer sich leisten konnte. Wahrscheinlich würde es wen i ger als einen Tag dauern, bis die Delphin II I mit ihrer neuen Beschichtung aus Kramer-Synthetik ihren Standort erreicht hatte.
    Erst wenn Seine Exzellenz den Bericht über die Delphin IV veröffentlichte, würde er mit Sicherheit wissen, wann sie ein Ziel geworden war. Er fragte sich, was Seine Exzellenz den Staaten erzählte, die nicht zum Meerpakt gehörten, um die Explosion zu erklären, die den Meeresboden beim mi t telatlantischen Kamm erschüttert haben mußte. Was es auch immer war, sie würden es ihm nicht glauben. Er hatte nicht viel Zeit zum Schlafen, und doch konnte er nicht ohne Schlaf auskommen.
    „ Nein “ , sagte er zu Fallow, „ ich glaube, ich schlafe erst noch ein bißchen. “ Er lächelte bedauernd. „ Ich möchte doch nicht, daß ich irgendwelche Resultate nur in Halluzinationen erziele. “
    Er ging näher an das Becken heran. Das Männchen hatte sich halb aus dem Wasser gehoben und pfiff und bellte, als er näher kam. Pearson kniete neben dem Becken und sah hinunter. Der Delphin kam auf seinen Schwanz gestützt auf ihn zu und lachte dabei fast. Sonny hatte ihn mit dem gle i chen Trick begrüßt, wenn er nahe genug an das Becken kam.
    Dieser Delphin aber sah Sonny nicht im geringsten äh n lich; er war zu groß, zu fleckig an der Seite, und doch hatte die Stimme eine besondere Eigenart, die ihn an den Delphin erinnerte, den er sieben Jahre lang aufgezogen hatte, an den Delphin, mit dem seine Frau in dem halb überschwemmten Labor ein halbes Jahr zusammengewohnt hatte, an den De l phin, der bei Hunderten von Experimenten mitgearbeitet hatte, der vielleicht tausend Worte einigermaßen perfekt ha t te sprechen können und der sich dann auf die Felsen g e stürzt hatte.
    Er holte einen Fisch aus dem Eimer, der beim Becke n rand stand, und warf ihn über den Kopf des Delphins. Der Delphin bewegte sich auf seinem Schwanz nach hinten, fing ihn mit einem scharfen Klack seiner Kiefern auf und ve r schwand unter Wasser. Pearson lächelte über seine eigene Torheit. Sonny hätte ihn beim

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