Kloster Northanger
keinen Partner haben!« Eine Zeitlang fühlte ihre junge Freundin sich ihr zu Dank verpflichtet für die guten Wünsche, aber sie wurden so oft wiederholt und erwiesen sich als so völlig wirkungslos, dass Catherine ihrer schließlich überdrüssig wurde und aufhörte, sich zu bedanken.
Allerdings durften sie ihren erhöhten Zufluchtsort, den sie sich so mühsam erkämpft hatten, nicht lange genießen. Bald setzten sich alle zum Teebüfett in Bewegung, und auch sie mussten sich mit den anderen hinausdrängen. Catherine überkam allmählich ein Gefühl der Enttäuschung; sie war es leid, ständig von Leuten herumgestoßen zu werden, deren Gesichtern sie im Großen und Ganzen nicht das mindeste Interesse abgewinnen konnte und die ihr alle so gänzlich unbekannt waren, dass sie die lästige Gefangenschaft nicht einmal durch ein freundliches Wort mit einem ihrer Mitgefangenen lindern konnte; und als sie schließlich das Teezimmer erreichten, kam ihr der Umstand, dass sie sich keiner Gruppe, keinem bekannten Gesicht anschließen konnten, dass keiner der Herren sich um sie kümmerte, noch peinlicher zum Bewusstsein. Mr. Allen war nirgendwo zu sehen, und nachdem sie vergeblich nach einem geeigneten Platz Ausschau gehalten hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als am Ende eines Tisches Platz zu nehmen, an dem bereits eine größere Gruppe saß und wo sie nichts verloren hatten und sich mit niemandem unterhalten konnten als miteinander.
Mrs. Allen beglückwünschte sich, sobald sie saßen, ihr Kleid vor Schaden bewahrt zu haben. »Wie schrecklich, wenn es zerrissen worden wäre«, sagte sie, »finden Sie nicht? Es ist ein so empfindlicher Musselin. Was mich betrifft, ich habe im ganzen Saal nichts gesehen, was mir so gut gefallen hat, das können Sie mir glauben.«
»Wie lästig«, flüsterte Catherine, »nicht einen einzigen Bekannten hier zu haben.«
»Ja, mein Kind«, erwiderte Mrs. Allen, ohne sich sonderlich dafür zu interessieren, »das ist wirklich sehr lästig.«
»Was machen wir denn nun? Die Herrschaften an diesem Tisch sehen auch aus, als ob sie sich fragten, was wir hier wollen. Wir drängen uns ihnen förmlich auf.«
»Ja, das stimmt. Es ist sehr unangenehm. Ich wünschte, wir hätten eine Menge Bekannte hier.«
»Ich wünschte, wir hätten überhaupt welche hier. Dann könnten wir uns wenigstens jemandem anschließen.«
»Ganz richtig, mein Kind, und wenn wir Bekannte hätten, würden wir uns gleich zu ihnen setzen. Letztes Jahr waren die Skinners hier. Schade, dass sie jetzt nicht hier sind.«
»Sollten wir nicht lieber aufbrechen? Für uns ist hier sowieso nicht gedeckt.«
»Tatsächlich, Sie haben ganz recht. Das ist ja unerhört! Aber ich finde, wir sollten lieber still sitzenbleiben, denn man wird in dem Gedränge so herumgestoßen. Wie sieht meine Frisur aus, mein Kind? Jemand hat mir einen Schubs gegeben und dabei ist sie, fürchte ich, ganz verrutscht.«
»Nein, gar nicht, sie sitzt sehr gut. Aber liebe Mrs. Allen, sind Sie ganz sicher, dass Sie in dieser riesigen Menschenmenge keine Menschenseele kennen? Sie müssen doch irgend jemanden kennen.«
»Beim besten Willen nicht, schade. Wirklich jammerschade, dass ich nicht mehr Bekannte hier habe, sonst würde ich Ihnen einen Tanzpartner besorgen. Ich wäre so froh, wenn Sie tanzen könnten. Da geht eine merkwürdig aussehende Frau! Was für ein komisches Kleid sie anhat! Wie altmodisch! Sehen Sie nur den Rücken!«
Nach einer Weile wurde ihnen von einem ihrer Nachbarn Tee angeboten; er wurde dankbar akzeptiert, und daraus entspann sich eine kurze Unterhaltung mit dem Herrn, und das war das einzige Mal während des ganzen Abends, dass irgendjemand mit ihnen sprach, bis Mr. Allen sie nach Beendigung des Tanzes entdeckte und sich zu ihnen gesellte.
»Nun, Miss Morland«, sagte er gleich zu ihr, »ich hoffe, Sie haben einen unterhaltsamen Abend verbracht.«
»Sehr unterhaltsam«, antwortete sie und versuchte vergeblich, ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken.
»Schade, dass sie nicht tanzen konnte«, sagte seine Frau, »schade, dass ich keinen Partner für sie hatte. Ich sagte schon zu Miss Morland, wie froh ich wäre, wenn die Skinners diesen und nicht letzten Winter hiergewesen wären, oder wenn die Parrys gekommen wären, wie sie einmal angedeutet haben, dann hätte sie mit George Parry tanzen können. Es tut mir so leid, dass sie keinen Partner hatte.«
»Ein andermal haben Sie mehr Glück, hoffe ich«, war Mr. Allens ganzer
Weitere Kostenlose Bücher