Klotz Und Der Unbegabte Moerder

Sportlehrers steckte ein Pfeil.
    »Wo ist Spielmann?«, rief er dem Verletzten zu.
    »Ich … ahhh … ich … diese Schmerzen!«
    Klotz senkte ungeduldig die Waffe und ging zu ihm.
    »Na, Theo, wie geht’s?«
    Dem Verwundeten entging die Ironie in seiner Stimme. »Beschissen! Das siehst du doch!«
    »Soll ich dir helfen?«
    Hoffnungsvoll schaute Barkhoff ihn an. »Ich brauche einen Krankenwagen, Mann!«
    Klotz griff nach dem Pfeil, der in Barkhoffs Schenkel steckte, und bewegte ihn ein wenig hin und her. Der Sportlehrer schrie wie am Spieß.
    »Und jetzt noch mal: Wo ist Spielmann? Wo geht’s da hin, durch diese Tür da drüben?«
    »Ahhh, aufs Dach! Er ist aufs Dach! Verdammte Scheiße! Ahhh, tut das weh!«
    »Also dieser Theo Barkhoff, das ist ein Weichei vor dem Herrn. Ständig heult der rum«, brachte Klotz in gespieltem Tonfall hervor und hoffte, dass Barkhoff trotz seines angeschlagenen Zustands das Zitat auch ohne Fußnote als solches erkannte.
    Man sieht sich immer zweimal im Leben, dachte Klotz, als er den Treppenaufgang erreichte und nach oben stieg.
    Klotz stand auf einer Leiter. Er blickte aus einer stählernen Öffnung, die zum Dach führte. Der Fernsehturm war in ein diesiges Licht getaucht. Graue Wolken streiften um seine Spitze. Klotz brachte seine Waffe in Anschlag. Dann sprang er nach draußen, so schnell er konnte, und landete auf einer Fläche aus feinem Kies. Er drehte sich um. Sah an einem Lüftungsschacht vorbei und erkannte die geschweiften Giebel der Villa Leon.
    »Spielmann! Kommen Sie raus!«
    Klotz lief auf den Lüftungsschacht zu. Er glaubte, eine Bewegung wahrgenommen zu haben.
    »Keinen Schritt weiter, Klotz!«
    Spielmann war hinter dem Schacht hervorgetreten. Er schob Dr. Löterich vor sich her, dessen Hände offensichtlich hinterm Rücken zusammengebunden waren.
    »Keinen Schritt weiter«, wiederholte Spielmann und versetzte Löterich einen solch heftigen Tritt, dass dieser mit dem Gesicht nach vorn auf den Kies fiel. Dann richtete der stellvertretende Schulleiter seine Harpune auf den Direktor. So viel zum Thema persönlicher Abschied, dachte Klotz.
    »Waffe runter! Wenn Sie näher kommen, ist Dr. Löterich tot!«
    Klotz überlegte. Von allen Seiten der Stadt ertönten Martinshörner, die langsam näher kamen. Hie und da blitzte ein Blaulicht auf. Verstärkung war also schon unterwegs.
    »Waffe runter, hab ich gesagt!«
    Dass diese Lehrer immer alles zweimal sagen mussten. Er war doch nicht taub.
    »Von mir aus können Sie ruhig abdrücken. Sie glauben doch nicht, dass ich einem Schulleiter nachtrauern werde, der mich nach gerade mal drei Tagen entlässt.«
    Klotz wusste, dass das hoch gepokert war. Aber von so einem lausigen Mörder wie diesem Spielmann würde er sich nicht erpressen lassen. Er nicht!
    Löterich hob sein verschrammtes Gesicht vom Boden und starrte Klotz an. In seinen Zügen stand das blanke Entsetzen.
    »Herr Klotz, Sie können doch nicht allen Ernstes …«
    »Halten Sie die Klappe, Löterich! Das hier ist mein Fachbereich. Oder unterrichten Sie etwa Kriminalistik?«, entgegnete Klotz kaltschnäuzig.
    Er sah in den Himmel, der sich immer mehr verdunkelte. Um das gesamte Gebäude herum flackerten inzwischen die Blaulichter.
    »Sie haben keine Chance, Spielmann! Werfen Sie die Waffe weg und ergeben Sie sich!«
    Plötzlich richtete Spielmann die Harpune auf Klotz und drückte ab. Klotz warf sich auf den Boden und schoss. Sprang sofort wieder auf und lief auf Spielmann zu, der sich den Oberarm hielt.
    »Sie haben mich getroffen!«
    Zwischen Spielmanns Fingern quoll das Blut hervor.
    »Sie mich nicht«, kommentierte Klotz und griff Spielmanns unverletzten Arm, »typisch.«
    Der Himmel begann zu grollen. Klotz sah sich um. Auf den umliegenden Dächern bewegten sich die schwarzen Silhouetten von Scharfschützen des Spezialeinsatzkommandos. Für den Bruchteil einer Sekunde erhellte das Licht eines Blitzes die gespenstische Szenerie. Da kommt die Artillerie, dachte Klotz und hob die freie Hand, um den Kollegen zuzuwinken. Die konnten sich den Aufwand sparen.
    »Heh!«, rief er.
    In diesem Moment gelang es Spielmann, sich dem Griff des Ermittlers zu entziehen. Er versetzte Klotz einen Stoß und rannte direkt auf das Ende des Daches zu. Es gab keinen Zweifel. Spielmann wollte springen! Es blitzte erneut.
    »Herr Bieringer«, dröhnte die metallische Stimme eines Megaphons, »geben Sie auf! Das Gebäude ist umstellt!«
    Hatte er da gerade richtig gehört?
    Klotz war