Klotz Und Der Unbegabte Moerder
quicklebendig.
»Wen wollten Sie in dieser Nacht tatsächlich umbringen?«
Spielmann zog eine Flasche Whiskey und zwei Gläser aus einem Unterschrank.
»Wollen Sie auch einen?«
Klotz überlegte kurz.
»Nein, nicht im Dienst.«
Spielmann stellte eines der Gläser wieder zurück, schenkte sich ein und trank. Als er das Glas absetzte, verzog er das Gesicht.
»Barkhoff, Oberstudienrat Theodor Barkhoff.«
»Barkhoff? Hat der sich etwa an Frau Cordes herangemacht?«
Spielmann schüttelte den Kopf. »Das auch. Aber Barkhoff hat uns vor allem erpresst, Linda und mich.«
»Er wusste von Ihrem Verhältnis.«
»Er wusste nicht nur, er hatte Beweise, handfeste Beweise sogar.«
Spielmann griff nach einem Schlüsselbund, der neben der Computertastatur lag. Dann schloss er eine Schreibtischschublade auf, nahm ein Kuvert heraus und reichte es seinem Gegenüber.
Klotz sah sich die Fotos an. Sie zeigten Linda Cordes und Spielmann, vollkommen nackt und in expliziten, stellenweise wechselnden Positionen.
»Wo ist das aufgenommen worden?«
»In den Duschräumen der Sporthalle.«
Klotz zwang sich, die Lichtbilder ausschließlich unter beruflichen Gesichtspunkten zu betrachten. Dennoch konnte er nicht ganz umhin, die Schönheit von Linda Cordes, die quasi absolut erschien, zumindest rein rational zu konstatieren.
»Vor einem halben Jahr kam er damit an«, führte Spielmann weiter aus, »wollte fünfzigtausend Euro und eine Funktionsstelle. Wenn ich ihm das Geforderte nicht beschaffen würde, dann ließe er die Fotos Lindas Mann und meiner Frau zukommen. Das waren seine Worte.«
»Funktionsstelle?«
»Ein Amt in der Schulhierarchie, das einem die Beförderung zum Studiendirektor ermöglicht.«
»Verstehe. Und Sie haben gezahlt?«
»Ja, wir haben gezahlt. Was hätten Sie denn getan?«
»Und dann?«
»Dann lief alles gut, zumindest eine Weile. Er hat mir die Fotos ausgehändigt und einen Speicherchip. Angeblich der Originalchip aus der Kamera, mit der die Bilder aufgenommen worden waren. Barkhoff schwor, dass es keine Kopien gebe. Im Zeitalter des digitalen Datentransfers kann man sich solch einer Aussage natürlich nicht wirklich sicher sein, aber Linda und ich beschlossen, Barkhoff zu glauben. Wir waren froh, dass die Sache relativ glimpflich über die Bühne gegangen war. Wir wollten einfach nur unsere Ruhe.«
»Aber?«
»Vor zwei Wochen fing dann alles wieder von Neuem an. Er hätte Schulden, er hätte sich am Wochenende verzockt und bräuchte jetzt siebzigtausend Euro, um seine Verbindlichkeiten zu bezahlen. Natürlich habe ich mich geweigert, zunächst. Da allerdings offenbarte Barkhoff, dass er eben doch Kopien der Fotos besaß. Zum Beweis gab er uns einen USB -Stick. Wir waren fix und fertig, als wir darauf die Bilder wiederfanden, von denen wir glaubten, sie seien vernichtet.«
»Sie hätten zur Polizei gehen können.«
Spielmann sah Klotz mit einem Blick an, der sich zwischen Verständnislosigkeit und Verachtung bewegte. Schließlich stürzte er den restlichen Alkohol aus seinem Whiskeyglas herunter.
»Wir wollten, dass die Sache aufhört. Endgültig. Nun, was soll ich weiter erzählen? Barkhoff erschien zum verabredeten Zeitpunkt auf dem Lorenzer Platz, um sich mit Linda zu treffen. Sie hatte ihm erzählt, dass sie ihm die gewünschte Summe geben wolle. Das Geld würde sich in einem Schließfach im Vorraum der HypoVereinsbank befinden, was natürlich Unsinn war.«
»Das verstehe ich nicht«, hakte Klotz nach, »warum geht Barkhoff auf ein Treffen mit Linda Cordes um vier Uhr morgens ein? Wie haben Sie das fertiggebracht, ihn zu dieser unheiligen Zeit auf den Platz zu locken?«
Spielmann fasste sich mit der rechten Hand an die Stirn und seufzte.
»Linda hatte Barkhoff gegenüber schon ein paar Tage zuvor angedeutet, dass sie sich von mir trennen wolle. Sie hat ihm schöne Augen gemacht, hat ihm zu verstehen gegeben, dass sie gerne mehr als nur eine Freundschaft mit ihm möchte. Eine Stunde vor dem Treffen hat sie dann mit ihm telefoniert. Hat ihm erzählt, es sei aus zwischen ihr und mir. Sie habe aber noch den Schlüssel für mein Bankschließfach. Sie würde jetzt das Geld holen, am Lorenzer Platz. Sie sagte, dass sie es schön finden würde, wenn er sie dort abhole. Sie würde gerne den Rest der Nacht mit ihm verbringen.«
Klotz schüttelte den Kopf. Was Männer alles so taten, wenn sie anfingen, statt mit dem Hirn mit dem Schwanz zu denken. Wenn Frauen von einem etwas wollten und dabei den
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