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Knallhart nachgefragt - Die populaersten Verschwoerungstheorien

Knallhart nachgefragt - Die populaersten Verschwoerungstheorien

Titel: Knallhart nachgefragt - Die populaersten Verschwoerungstheorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Schlegel , Robert Thul
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Björn Engholm verbreiten lassen habe. Die entsprechende Veröffentlichung des „Spiegel“ stützte sich dabei auf die Aussagen des Medienreferenten Pfeiffer, der von dem Ministerpräsidenten Barschel ins Boot geholt wurde, um die Medien zu beobachten und die Öffentlichkeitsarbeit zu optimieren. Doch wie das Blatt berichtete, wurde Pfeiffer zu viel mehr auserkoren. Er soll im Auftrag Barschels Wanzen in dessen Telefon platziert haben, um es der SPD und Engholm unterschieben zu können, er soll einen Privatdetektiv beauftragt haben, Engholm auszuspionieren und unter Anderem das Gerücht gestreut haben, Engholm habe Aids – die zu dieser Zeit noch als „Schwulenseuche“ bekannte Krankheit. Als wenn das nicht allein ausreichen würde, jemanden ausreichend zu diskreditieren, so ging Pfeiffer in seiner Tätigkeit als Medienreferent noch weiter und fälschte Pressemeldungen oder gab falsche Informationen an die Presse weiter.
     
    Geläutert, wie Pfeiffer vor der Wahl sein wollte, ging er dann zum Spiegel und gab diese – seine - Handlungen an diesen Preis, wobei er stets beteuerte, diese Handlungen alle im Auftrag Barschels begangen zu haben. Der „Spiegel“ war dankbar für diese Informationen und sah den sich anbahnenden Skandal, sodass er diese Informationen bereits am Tag vor der Landtagswahl vorab veröffentlichte, um den Wählern des Landes Schleswig Holstein rechtzeitig vor der Wahl diesen Skandal „ihres Ministerpräsidenten“, zu dessen Wiederwahl sie aufgefordert waren, brühwarm zu servieren. Unreflektiert und angesichts dieser kurzen Zeitspanne bis zur Wahl übernahm der Spiegel die Aussagen Pfeiffers und löste so eine Lawine aus, die nicht mehr zu stoppen war und die sich als erstes über Barschel ergoss.
     
    ***
     
    Was inzwischen ebenso bekannt ist, ist der Umstand, dass Pfeiffer diese Informationen nicht nur dem „Spiegel“ gab, zu einem Zeitpunkt, in dem der Spiegel vor der Wahl stand entweder nachzurecherchieren, jedoch dann den Wahltermin zu verpassen und damit zu spät zu sein oder diese Informationen unreflektiert zu übernehmen und damit rechtzeitig vor der Wahl den Bürgern diese Informationen zu geben, sondern dass diese Informationen auch noch vor der Veröffentlichung die SPD selbst erreichten.
     
    ***
     
     
    Mit den aktuellen Informationen lässt sich ein Bild zeichnen, dass vollkommen anders aussieht und eher dafür spricht, dass es keine „Barschel Affäre“ gab, sondern vielmehr eine „Pfeiffer Affäre“.
     
    Der Medienreferent, nach dessen Informationen der Spiegel die entscheidende Meldung am Tag vor der Wahl veröffentlichte, war eine eher gescheiterte Persönlichkeit. Ein Medienmensch, dessen bisherige Karriere sich eher dadurch auszeichnete, Fakten geschaffen zu haben, anstatt darüber zu berichten. Pfeiffer war vorbestraft wegen Verleumdungen und üblen Nachreden und wurde dennoch 1986 vom Axel Springer Verlag an die Schleswig Holsteinische Landesregierung als Medienreferent vermittelt.
     
    Zwei den Skandalen nach der Veröffentlichung folgende Untersuchungsausschüsse konnten nicht beweisen, dass Barschel etwas von den Machenschaften Pfeiffers wusste, sie billigte oder gar initiierte. Was jedoch bewiesen werden konnte war, dass Pfeiffer von der SPD bereits frühzeitig den Betrag von 40.000 Mark erhielt, offiziell „um den verarmten Referenten zu helfen“, und das Pfeiffer regelmäßig mit den Beratern Engholms, des Herausforderers Barschels, intensiven Kontakt hatte. Es kristallisierte sich mehr und mehr das Bild heraus, dass Pfeiffer eher auf Anweisung der SPD handelte als auf die des Ministerpräsidenten Barschels. Ein Umstand der letztlich dazu führte, dass der Nachfolger Barschels im Amt des Ministerpräsidenten, Björn Engholm, ebenso zurück treten musste, hatte er doch von Pfeiffer gewusst und der Öffentlichkeit dennoch den verblüfften und geschockten Kandidaten vorgespielt.
     
    War Barschel also ein gezieltes Opfer einer gegen ihn initiierten Intrige geworden, bei der die SPD die Fäden zog? Warum sollte sich ein junger Mensch in den Selbstmord flüchten, wenn er sich nichts vorzuwerfen hatte? Ein Selbstmord wäre nur so lange glaubwürdig, wie eine Schuld im Raume steht, doch Barschel wurde im Nachhinein durch stichhaltige Beweise entlastet. Ein aufstrebender und analytischer Mensch wie Barschel hätte die Geduld gehabt abzuwarten und zurückzukehren auf die politische Bühne als von den Vorwürfen reingewaschener Politiker. Warum also eine

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