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Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht

Titel: Knight 07 - Im Bann der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
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näher und stellte eine vermutlich verbotene Fra- ge: „Wissen Sie“, flüsterte sie kühn, „man sagt, Sie wären Pirat gewesen.“
    „Sagt man das?“, flüsterte er zurück.
    Ihr Lächeln wurde breiter. „Stimmt es?“
    In seinen Augen blitzte es belustigt, als er einen Moment lang darüber nachdachte. „Lassen Sie es mich so ausdrücken, meine Liebe: Es ist eine Frage des Standpunkts.“
    „Ah“, nickte sie verständnisvoll, und es dauerte einen Mo- ment, ehe sie begriff, dass er ihr überhaupt nichts erklärt hatte. Seine ausweichende Antwort weckte nur noch mehr ihr Inte- resse.
    Inzwischen begann sein dunkles, recht langes Haar bereits wieder zu trocknen. Als sie ihn ansah, verspürte sie den Wunsch, mit den Fingern durch die zerzausten Wellen zu streichen. Sie unterdrückte das Bedürfnis, sein Gesicht zu berühren, das so tief gebräunt war vom Leben unter freiem Himmel auf dem Deck eines Schiffes.
    Nein, dachte sie, als sie ihn noch einmal so aus der Nähe be- trachtete, er ist kein eleganter Dandy, wie ich sie immer wieder in meinen Träumen sehe. Aber er hat etwas Faszinierendes an sich.
    Sie erinnerte sich an den Ball auf Jamaika, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Er war der fesselndste Mann im Raum gewe- sen, der die Blicke aller anwesenden Frauen auf sich zog, wohin-

gegen die meisten Männer ihm einfach aus dem Weg gingen.
    Während sie ihn noch einen Moment lang betrachtete, ent- schied Eden, dass ihr am besten die kleinen Fältchen in seinen Augenwinkeln gefielen. Er hat freundliche Augen, dachte sie. Und sie fragte sich, ob er das wusste.
    „Eden“, sagte er leise. Aus seinem Mund klang ihr Name äu- ßerst reizvoll. „Sie starren mich an.“
    Erwischt. Sie biss sich auf die Unterlippe und errötete. „Aber Lord Jack“, erwiderte sie ebenfalls leise. „Sie starren genau- so.“
    Natürlich wusste er es, und sein breites Lächeln war deutlich sündhaft.
    Eine Woge des Verlangens durchflutete sie, eine glühende Lei- denschaft, die direkt von ihm auf sie übertragen zu werden schien.
    In dem Bemühen, einen klaren Kopf zu behalten, suchte sie nach einem unverfänglichen Thema. „Wie wollen Sie an den Spaniern vorbeikommen?“
    „Oh, ich habe da so meine Methoden.“
    „Darauf wette ich“, murmelte sie.
    Er beugte sich näher zu ihr. „Sie haben geschickte Hände.“
    Edens Puls raste, und sie hielt den Atem an. Als er ihr in die Augen sah, glaubte sie einen Moment lang wirklich, er würde sie küssen.
    Reglos und wie benommen saß sie da, wartete ... Doch dann lehnte er sich mit einem bedauernden Blick wieder zurück.
    Es dauerte noch einen Moment, ehe sie wieder ruhig atmen konnte, ganz zu schweigen davon, weiterzuarbeiten. Innerlich verspottete sie sich selbst wegen des albernen Rasens ihres Pul- ses und des Anflugs von Enttäuschung, weil ein berüchtigter bö- ser Expirat beschlossen hatte, brav zu sein.
    Natürlich hätte eine richtige Dame seine Aufmerksamkeiten als ausgesprochen grob ansehen müssen. Cousine Amelia, eine anständige junge Dame, wäre inzwischen gewiss in Ohnmacht gefallen. Enttäuscht, dass sie sich nicht einmal ein bisschen be- leidigt fühlte, konzentrierte Eden sich wieder, senkte den Kopf und machte sich daran, den Splitter endgültig zu entfernen.
    Sie packte das kleine Holzstück mit der Pinzette, zog behut- sam und hatte es dann draußen.
    „Gute Nachrichten“, erklärte sie und sah ihn, inzwischen wie- der gefasst, an. „Sie werden überleben.“

„Wie schade. Eden?“, sagte er plötzlich. „Warum versteckt er Sie hier?“
    „Sie meinen Papa? Oh, er meint, er würde mich beschützen.“ Mit etwas Brandy, den sie auf ein Tuch geträufelt hatte, säuber- te sie die kleine Wunde. „Er ist nicht auf allen Gebieten genial, Lord Jack, vor allem nicht in Herzensdingen.“ Dieses Bekennt- nis machte sie traurig, und sie erhob sich, um aufzuräumen.
    „Aber es ist ein Verbrechen, dass er Sie hier festhält.“ Sein Blick folgte ihr mit einer Intensität, die sie quer durch den Raum spüren konnte. „Sie sollten in Kingston sein und von den Söh- nen reicher Pflanzer umworben werden.“
    Abrupt drehte sie sich um, erschrocken, geschmeichelt und vor allem aber betört von dem Gedanken, dass endlich jemand sie verstand. Eben erst hatte sie diesen Mann kennengelernt, und doch verstand er sie besser als Papa.
    Erstaunt sah sie ihn an.
    Dann lehnte Eden sich gegen den Tisch, die Arme verschränkt, und dachte plötzlich, dass er ihr sicher helfen

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