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Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenarbeit: 2. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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den Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts arbeitete, hatte er mich noch nie um drei Uhr morgens angerufen.
    »Ich hoffe, in Memphrémagog ging alles gut.« Er räusperte sich. »Ich habe eben einen Anruf aus dem Büro des Leichenbeschauers erhalten. In St. Jovite hat es in einem Privathaus einen Brand gegeben. Die Feuerwehr versucht noch immer, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Die Brandstiftungsspezialisten werden gleich morgen früh die Ermittlungen aufnehmen, und der Leichenbeschauer will uns ebenfalls an Ort und Stelle haben.« Wieder ein Räuspern. »Ein Nachbar sagt, daß die Bewohner zu Hause waren. Ihre Autos stehen noch in der Auffahrt.«
    »Wozu brauchen Sie mich?« fragte ich.
    »Offensichtlich ist es ein ziemlich starkes Feuer. Wenn es Leichen gibt, dürften die stark verbrannt sein. Vielleicht nur noch kalzinierte Knochen und Zähne. Es könnte eine schwierige Bergung werden.«
    Verdammt. Nicht morgen. »Wann?«
    »Kann ich Sie um sechs abholen?«
    »Okay.«
    »Temperance. Das könnte ziemlich übel werden. In dem Haus haben Kinder gewohnt.«
    Ich stellte den Wecker auf halb sechs. Bienvenue.

2
    Ich habe mein ganzes Leben im Süden verbracht. Mir kann es gar nicht warm genug sein. Ich liebe den Strand im August, Sommerkleider, Deckenventilatoren, den Geruch schweißfeuchter Kinderhaare, das Geräusch von Insekten an Fliegengittern. Und doch verbringe ich den Sommer und die Semesterferien in Quebec. In den meisten Monaten während des akademischen Jahres pendele ich zwischen Charlotte, North Carolina, wo ich an der Anthropologischen Fakultät der Universität unterrichte, und Montreal, wo ich im gerichtsmedizinischen Institut arbeite, hin und her. Das ist eine Entfernung von fast zweitausend Kilometern.
    Wenn es tiefer Winter ist, muß ich mir oft selbst gut zureden, bevor ich aus dem Flugzeug steige. Es ist kalt, schärfe ich mir ein. Es ist sehr kalt. Aber du brauchst dich nur entsprechend anzuziehen und dich darauf einzustellen. Ja. Ich stelle mich darauf ein. Darauf vorbereitet bin ich dennoch nicht. Es ist immer ein Schock, wenn ich den Terminal verlasse und zum ersten Mal die kalte Luft einatme.
    Um sechs Uhr morgens am zehnten Tag des März zeigte das Thermometer auf meiner Terrasse zwei Grad Fahrenheit. Minus siebzehn Grad Celsius. Ich hatte mir angezogen, soviel ich nur konnte. Lange Unterwäsche, Jeans, zwei Pullover, Wanderstiefel und Wollsocken. In den Socken trug ich funkelnde Isolier-Innenstrümpfe, die eigentlich Astronauten auf dem Pluto die Füße wärmen sollten. Dieselbe sexy Kombination wie am Tag zuvor. Die mich vermutlich genausowenig warm halten würde.
    Als LaManche hupte, zog ich den Reißverschluß meines Parkas zu und rannte aus der Lobby. So wenig Begeisterung ich für diesen Ausflug aufbringen konnte, wollte ich Pierre doch nicht warten lassen.
    Ich hatte eine dunkle Limousine erwartet, doch das Fahrzeug, aus dem er mir zuwinkte, war eine Art sportiver Geländewagen. Vierradantrieb, knallrot, Rennstreifen.
    »Nettes Auto«, sagte ich beim Einsteigen.
    »Merci.« Er deutete auf ein Haltegestell auf der Mittelkonsole. Es enthielt zwei Styroporbecher und eine Tüte mit Dunkin’ Donuts. Sehr aufmerksam. Ich nahm mir einen mit Apfelfüllung.
    Auf der Fahrt nach St. Jovite berichtete mir LaManche, was er wußte. Es war nur wenig mehr als das, was ich schon um drei Uhr gehört hatte. Von der anderen Straßenseite aus hatten Nachbarn gesehen, daß die Bewohner um neun das Haus betraten. Die Nachbarn waren danach losgefahren, um Freunde zu besuchen, die in einiger Entfernung wohnten, und waren lange ausgeblieben. Als sie gegen zwei zurückkehrten, bemerkten sie auf der anderen Straßenseite einen rötlichen Schein und dann Flammen, die aus dem Haus schossen. Eine andere Nachbarin meinte, irgendwann nach Mitternacht ein Knallen gehört zu haben, war sich aber nicht sicher und war wieder zu Bett gegangen. Die Gegend ist abgelegen und dünn besiedelt. Die Freiwillige Feuerwehr traf um zwei Uhr dreißig ein und rief sofort Verstärkung, als sie sah, womit sie es zu tun hatte. Um fünf Uhr vierzig hatte LaManche mit dem Leichenbeschauer gesprochen. Zwei Tote waren bereits bestätigt, weitere wurden noch vermutet. Einige Bereiche des Hauses waren noch zu heiß oder zu gefährlich für eine Durchsuchung. Es bestand der Verdacht auf Brandstiftung.
    In der Dunkelheit kurz vor Tagesanbruch fuhren wir nach Norden, in die Ausläufer der Laurentian Mountains. LaManche redete wenig, was

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