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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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verriegelte das Tor.
    Das Team stieg aus und begann mit dem Ausladen von Ausrüstung und Pappkartons, von denen jeder mit Informationen über Grabungsstelle, Exhumierungsdatum und Begräbnisnummer beschriftet war. In den folgenden Wochen würden wir jeden Knochen, jeden Zahn und jedes Artefakt untersuchen, um die Identität und die Todesursache für jedes der Opfer von Chupan Ya zu bestimmen. Ich hoffte, wir würden damit fertig sein, bevor ich im Juni nach Montreal zurück musste.
    Ich holte eben meinen dritten Karton, als Mateo mich beiseite nahm.
    »Ich muss dich um einen Gefallen bitten.«
    »Natürlich.«
    »Die Chicago Tribune plant einen Artikel über Clyde.«
    Clyde Snow ist einer der Grandseigneurs meines Berufs, der Begründer des Spezialgebiets der forensischen Anthropologie.
    »Und?«
    »Irgendein Reporter will mich über den Anteil des alten Mannes an unserer Arbeit hier unten interviewen. Ich habe ihn schon vor Wochen eingeladen und dann völlig vergessen.«
    »Und?« Da ich schon immer gewisse Vorbehalte gegenüber der Presse hatte, gefiel mir die Richtung nicht, die dieses Gespräch nahm.
    »Der Typ sitzt in meinem Büro. Er ist sehr aufgeregt, weil du hier bist.«
    »Woher weiß er, dass ich in Guatemala bin?«
    »Vielleicht habe ich es erwähnt.«
    »Mateo?«
    »Na gut, ich hab’s ihm gesagt. Manchmal ist mein Englisch nicht so gut.«
    »Du bist in der Bronx aufgewachsen. Dein Englisch ist perfekt.«
    »Deins ist besser. Redest du mit ihm?«
    »Was will er denn?«
    »Das Übliche. Wenn du mit dem Typen redest, kann ich schon anfangen, die Chupan-Ya-Fälle zu katalogisieren und den einzelnen Leuten zuzuweisen.«
    »Okay.«
    Masern wären mir viel lieber gewesen als ein Nachmittag Babysitting bei einem »aufgeregten« Reporter, aber ich war hier, um zu helfen, wo ich nur konnte.
    »Ich bin dir was schuldig.« Mateo drückte meinen Arm.
    »Du bist mir was schuldig.«
    » Gracias. «
    » De nada. «
    Aber das Interview sollte gar nicht stattfinden.
     
    Der Reporter saß in Mateos Büro im zweiten Stock und beschäftigte sich mit einem Nasenloch. Er hörte auf zu popeln, als ich eintrat, und tat so, als würde er sich die dürftigen Bartspuren auf seiner Oberlippe kratzen. Mit gespielter Überraschung über meine Anwesenheit sprang er auf die Füße und streckte mir die Hand entgegen.
    »Ollie Nordstern. Olaf, eigentlich. Meine Freunde nennen mich Ollie.«
    Ich drückte mir die Hände an die Brust, weil ich nicht in Kontakt mit Ollies nasaler Beute kommen wollte.
    »Ich habe die Transporter ausgeladen.« Ich lächelte entschuldigend.
    »Drecksarbeit.« Nordstern ließ die Hand sinken.
    »Ja.« Ich bedeutete ihm, wieder Platz zu nehmen.
    Nordstern war von seinen gelglänzenden Haaren bis zu seinen K-Mart-Wanderstiefeln in Polyester gekleidet. Sein Kopf reckte sich auf einem Hals vom Umfang meines Oberarms. Ich schätzte ihn auf zweiundzwanzig.
    »Nun«, sagten wir gleichzeitig.
    Ich bedeutete Nordstern, er solle anfangen.
    »Ich bin absolut begeistert, Sie kennen zu lernen, Dr. Brennan. Ich habe schon so viel von Ihrer Arbeit in Kanada gehört. Und ich habe über Ihre Zeugenaussage in Ruanda gelesen.«
    »Genau genommen sitzt das Gericht in Arusha, Tansania.«
    Nordstern bezog sich auf meinen Auftritt vor dem UN-Tribunal zum Genozid in Ruanda.
    »Ja, ja, natürlich. Und diese Fälle mit den Hells Angels in Montreal. Wir haben das in Chicago sehr aufmerksam verfolgt. Die Windy City hat ihre eigenen Biker-Jungs, wissen Sie.« Er blinzelte und kniff sich die Nase. Ich hoffte nur, dass er nicht wieder die Höhlen erforschen würde.
    »Ich bin nicht der Grund, warum Sie hier sind«, sagte ich und schaute auf meine Uhr.
    »Verzeihen Sie. Ich schweife ab.«
    Nordstern zog einen Notizblock aus einer der unzähligen Taschen seiner Tarnweste, klappte ihn auf und hielt den Stift übers Papier.
    »Ich möchte gern alles über Dr. Snow und die FAFG erfahren.«
    Bevor ich antworten konnte, erschien ein Mann in der offenen Tür. Er hatte dunkle Haut und ein Gesicht, das aussah, als hätte es einige Schläge abbekommen. Die Wülste über seinen Augen traten deutlich hervor, die Nase war höckerig und leicht schief. Eine Narbe schlug eine winzige weiße Kerbe in seine linke Augenbraue. Der Mann war zwar nicht groß, aber muskulös und ohne ein Gramm Fett am Körper. Gangster und Schläger kamen mir in den Sinn.
    »Dr. Brennan?«
    » Sí .«
    Der Mann zeigte mir eine Marke. SICA. Ermittlungsabteilung für Spezielle

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