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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Verbrechen der Nationalen Zivilpolizei Guatemalas. Ich bekam ein sehr flaues Gefühl im Magen.
    »Mateo Reyes hat mich hierher verwiesen.« Der Mann sprach akzentfreies Englisch. Sein Tonfall deutete an, dass dies kein Höflichkeitsbesuch war.
    »Ja?«
    »Sergeant-Detective Bartolomé Galiano.«
    O Gott. War Molly tot?
    »Sind Sie wegen der Schießerei in der Nähe von Sololá hier?«
    »Nein.«
    »Worum geht es dann?«
    Galiano warf Nordstern einen Blick zu, sah dann wieder mich an.
    »Das Thema ist vertraulich.«
    Nicht gut, Brennan. Was für ein Interesse könnte die SICA an mir haben?
    »Hat das nicht noch ein paar Minuten Zeit?«
    Sein starrer Blick gab mir die Antwort.

3
    Sergeant-Detective Galiano setzte sich auf den Stuhl, den Ollie Nordstern widerwillig geräumt hatte, legte den rechten Fuß aufs linke Knie und durchbohrte mich mit seinem Blick.
    »Worum geht es, Detective?« Ich bemühte mich, gelassen zu klingen, doch Szenen aus Midnight Express gingen mir durch den Kopf.
    Galiano fixierte mich mit seinem Blick wie einen Schmetterling mit einer Nadel.
    »Wir bei der Nationalen Zivilpolizei wissen sehr genau, was Sie tun, Dr. Brennan.«
    Ich sagte nichts, legte nur die Hände in den Schoß und hinterließ auf der Schreibunterlage zwei schweißfeuchte Handflächenabdrucke.
    »Dafür bin vor allem ich verantwortlich.« Ein kleiner Ventilator verwirbelte ein halbes Dutzend Haare auf seinem Kopf. Ansonsten war der Mann völlig regungslos.
    »Sind Sie das?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Ich habe einen Teil meiner Jugend in Kanada verbracht, und ich verfolge immer noch die Nachrichten von dort oben. Ihre Heldentaten bleiben nicht unbemerkt.«
    »Meine Heldentaten?«
    »Die Presse liebt Sie.«
    »Die Presse liebt es, Zeitungen zu verkaufen.« Vielleicht hatte er meine Irritation gehört. »Warum wollten Sie mich sehen, Detective Galiano?«
    Galiano zog einen braunen Umschlag aus seiner Tasche und legte ihn mir auf den Tisch. Auf der Vorderseite stand handschriftlich eine Fallnummer der Polizei oder des Leichenbeschauers. Ich sah ihn an, griff aber nicht danach.
    »Schauen Sie mal hinein.« Galiano setzte sich wieder.
    Der Umschlag enthielt eine Reihe Farbfotos. Das erste zeigte ein Bündel auf einem Autopsietisch, Flüssigkeit tropfte von den Rändern und formte auf dem Lochstahl darunter eine Lache.
    Das zweite Foto zeigte das Bündel zu einer Jeans ausgebreitet; aus der einen ausgefransten Röhre ragte ein langer Knochen. Auf dem dritten war eine Armbanduhr zu sehen und Kleinigkeiten, die wohl der Tascheninhalt waren: ein Kamm, ein elastisches Haarband, zwei Münzen. Das letzte Foto war eine Großaufnahme von einem Schienbein und zwei Mittelfußknochen.
    Ich sah Galiano an.
    »Das wurde gestern gefunden.«
    Ich betrachtete die Skelettteile. Obwohl alles dunkel schokoladenbraun verfärbt war, konnte ich erkennen, dass noch Fleisch an den Knochen hing.
    »Vor einer Woche stellte man in der Pensión Paraíso, einem kleinen Hotel in der Zone eins, plötzlich fest, dass die Toiletten nicht mehr abflossen. Obwohl der Laden nicht gerade das Ritz ist, beschwerten sich die Gäste, und der Besitzer stocherte ein bisschen im Faultank seiner Kläranlage herum. Sie fanden diese Levis, die das Abflussrohr verstopfte.«
    »Wann wurde das System zum letzten Mal inspiziert?«
    »Offenbar nehmen die Besitzer es mit der Instandhaltung nicht so genau. Aber kleinere Wartungsarbeiten wurden letzten August durchgeführt, die Leiche kam also wahrscheinlich erst danach hinein.«
    Ich war seiner Meinung, sagte aber nichts.
    »Das Opfer könnte eine junge Frau sein.«
    »Nur anhand dieser Fotos kann ich darüber unmöglich ein Urteil abgeben.«
    »Das würde ich auch gar nicht von Ihnen verlangen.«
    In der stickigen Hitze des Zimmers starrten wir einander an. Galianos Augen waren außergewöhnlich, braun mit einem leuchtend rötlichen Schimmer, wie Bernstein im Sonnenlicht. Die Wimpern hätten ihm einen Werbevertrag für Kosmetik eingebracht, wäre er weiblichen Geschlechts gewesen.
    »In den letzten zehn Monaten verschwanden in dieser Stadt vier junge Frauen. Die Familien sind verzweifelt. Wir vermuten, dass zwischen den Fällen ein Zusammenhang besteht.«
    Irgendwo entlang des Ganges klingelte ein Telefon.
    »Falls das so ist, haben wir ein ziemlich drängendes Problem.«
    »In Guatemala City verschwinden viele Leute.«
    Ich sah den Parque Concordia vor mir, wo sich jeden Abend Waisenkinder versammelten, um Klebstoff zu schnüffeln und

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