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Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Knochenlese: 5. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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dokumentieren, um unsere Ergebnisse vor Gericht verwertbar zu machen.
    Amado gab jedem von uns die Hand, ging dann in eine Ecke der überdachten Fläche, klappte seinen Stuhl auf und setzte sich. Mateo fing an, Aufgaben zu verteilen.
    »Luis, Rosa, ihr siebt bitte. Tempe und ich graben. Juan, du schaufelst die Erde weg. Wir wechseln uns ab, wenn’s nötig wird.«
    Mateo hatte eine kleine v-förmige Narbe auf seiner Oberlippe, die sich zu einem U verbreiterte, wenn er lächelte. Heute blieb das V so schmal wie ein Dorn.
    »Elena, du dokumentierst und fotografierst. Skelettinventar, Artefakteninventar, Fotos mit Legenden. Jedes Molekül wird registriert.«
    »Wo sind Carlos und Molly?«, fragte Elena.
    Carlos Menzes war Mitglied einer argentinischen Menschenrechtsorganisation, die die FAFG seit ihrer Gründung 1992 beriet. Molly Carraway war Archäologin und gerade aus Minnesota gekommen.
    »Sie fahren den anderen Laster hierher für den Abtransport. Wir brauchen ein zweites Fahrzeug, wenn wir mit unserer Ausrüstung und den Artefakten von hier wieder weg wollen.«
    Er schaute zum Himmel hoch.
    »Das Gewitter ist noch zwei Stunden entfernt, vielleicht drei, wenn wir Glück haben. Lasst uns diese Leute finden, bevor hier noch mehr juristischer Müll abgeladen wird.«
    Während ich Kellen zusammensuchte und in einen Eimer steckte, an dem ein Seil befestigt war, verstaute Mateo den Gerichtsbeschluss in seinem Rucksack und hängte ihn an eine Querstange. Seine Augen und Haare waren schwarz, sein Körper wie ein Hydrant, kurz und stämmig. Muskelstränge zeigten sich an seinem Hals und seinen Armen, als er und Louis die Plane zurückschlugen, die die Grube bedeckte.
    Mateo stellte einen Fuß auf die erste der Erdstufen, die wir in eine Grubenwand geschlagen hatten. Die Kante bröckelte, und Erde rieselte zwei Meter in die Tiefe. Die Klümpchen machten ein leise tickerndes Geräusch, als Mateo langsam nach unten stieg.
    Als er unten angekommen war, ließ ich den Eimer hinunter und zog mir dann den Reißverschluss meiner Windjacke zu. Die letzten drei Tage waren mir eine Lehre gewesen. Der Mai im Hochland war zwar angenehm, aber die klamme Kälte unter der Erde ging einem durch Mark und Bein. Jeden Abend hatte ich Chupan Ya durchgefroren und mit tauben Fingern verlassen.
    Ich stieg hinunter, wie Mateo es getan hatte, indem ich die Füße seitwärts aufstellte und jede unserer Behelfsstufen testete. Mein Puls beschleunigte sich, während es um mich herum immer düsterer wurde.
    Mateo streckte mir die Hand entgegen, und ich nahm sie. Nachdem ich von der letzten Stufe heruntergestiegen war, stand ich in einem quadratischen Loch von nicht mehr als zwei Metern Kantenlänge. Wände und Boden waren glitschig, die Luft nasskalt und faulig.
    Mein Herz hämmerte gegen das Brustbein. Schweiß lief mir die Furche über dem Rückgrat hinunter.
    Wie immer in engen dunklen Löchern.
    Ich wandte mich von Mateo ab, tat so, als würde ich meine Kelle reinigen. Meine Hände zitterten.
    Ich schloss die Augen und kämpfte gegen die Klaustrophobie an. Ich dachte an meine Tochter. Katy als Baby. Katy an der Universität von Virginia. Katy am Strand. Ich stellte mir meine Katze, Birdie, vor. Mein Stadthaus in Charlotte. Meine Eigentumswohnung in Montreal.
    Ich kannte einen Trick. Der erste Song, der mir in den Sinn kam. Neil Young. Harvest Moon. Ich ging im Geist den Text durch.
    Meine Atmung entkrampfte sich. Der Herzschlag wurde langsamer.
    Ich öffnete die Augen und schaute auf die Uhr. Siebenundfünfzig Sekunden. Nicht so gut wie gestern. Besser als am Dienstag. Viel besser als am Montag.
    Mateo kniete bereits und scharrte in der feuchten Erde. Ich ging in die entgegengesetzte Ecke der Grube, und die nächsten zwanzig Minuten lang arbeiteten wir schweigend, kratzten mit den Kellen, untersuchten den Boden, schaufelten Erde in Eimer.
    Immer mehr Gegenstände tauchten auf. Ein Glassplitter. Ein Metallstück. Verkohltes Holz. Elena notierte alles und steckte die Fragmente in Tüten.
    Von der Welt dort oben drangen Geräusche zu uns. Geplapper. Eine Bitte. Das Bellen eines Hundes. Ab und zu schaute ich hinauf, eine unbewusste Besänftigung meines Es.
    Gesichter spähten zu uns herunter. Männer mit Gaucho-Hüten, Frauen in traditionellen Maya-Gewändern mit Kindern, die sich an ihre Röcke klammerten. Babys, die in regenbogenfarbenen Tüchern an ihren Müttern hingen, starrten mit runden, schwarzen Augen. Ich sah hundert Varianten von hohen

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