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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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Eclairs, die sind ja wirklich ganz wunderbar, und wenn ich tot umfalle, weil die Eiercreme meine Arterien verstopft, und das Blut nicht mehr mein Herz versorgen kann, weil da überhaupt kein Durchkommen mehr ist, dann lande ich eben auf dem deutschen Friedhof. Gleich hier um die Ecke. In der Rua do Patrocínio 59.
    Gerne, sagt José und lächelt mich an, wie immer, für ihn hat sich ja nichts geändert, der denkt doch, alles ist wie immer, wie sollte er auch was Anderes denken, schließlich habe ich nie etwas gesagt und mein Privatleben geht ihn ja schließlich auch nichts an.
    Noch ein Eclair für die Menina , mit Vergnügen Minha Linda .

IV
    Das kommt dabei raus, wenn man die Kontaktanzeigen in der Süddeutschen liest, ohne die Risiken und Nebenwirkungen zu bedenken. Aber jetzt erstmal von vorne.
    Ich stand am Lissabonner Flughafen und wartete. Der Flug aus Hamburg hatte Verspätung. Es gibt Leute, die gucken sowas vorher im Internet nach, João zum Beispiel, mit seinem Laptop, I-Pad, I-Phone, der hätte das vorher nachgesehen. Ich nehme einfach den Bus zum Flughafen und sehe ganz altmodisch auf die Anzeigetafel in der großen Halle und wenn der Flug Verspätung hat, dann warte ich eben.
    Es war Samstagnachmittag. Ich hatte Zeit. Vielleicht mehr, als mir lieb war. Seitdem ich alleine wohne, sind die Wochenenden irgendwie länger geworden. Bin mir noch nicht sicher, ob das ein Vor- oder Nachteil ist.
    Der Flug aus Hamburg hatte noch nicht mal eine Ankunftszeit. Delayed, verspätet auf unbestimmte Zeit. Ich schlenderte durch die Flughafenhalle, ging in den Zeitungsladen und blätterte in den Zeitschriften. Um zu sehen, was in meiner alten Heimat Deutschland so los war, und weil ich schon so lange keine deutsche Zeitung mehr in der Hand gehabt hatte, kaufte ich mir die Süddeutsche Zeitung. Okay, das ist jetzt nicht direkt Deutschland, sondern Bayern, aber noch gehört er ja dazu, der Freitstaat im Süden. Ich setzte mich mit der Zeitung in das kleine Café, fühlte mich frei und ein bisschen international angesteckt von der Flughafen-Atmosphäre und fing an zu lesen.
    „Darf ich?“, fragte eine Stimme.
    Ich nickte abwesend und sah erst auf, als derjenige sich hinsetzte.
    Ein Mann. (Ein Mann! Ich dachte: Ich sollte meine Augen offenhalten, jetzt, wo ich doch wieder Single bin und nicht sicher, ob ich das für immer bleiben will, eigentlich doch eher nicht, wenn ich so richtig in mich reinhöre und dann auch annehme, was ich höre, mag sein, dass andere die geborenen Singles sind, ich bin es, glaube ich, eher nicht. Ich träume jetzt doch schon wieder oder immer noch davon, den einzig wahren Richtigen zu treffen). Der Mann hatte eine nette Stimme und trug keinen Ring am Finger. Es heißt ja immer, dass Frauen in den ersten zehn Sekunden entscheiden, ob der Mann ein potentieller Partner sein könnte oder nicht, und ich glaube das sofort, mir geht es ja genauso, ich bin eine Frau und ich entscheide immer sofort, die Studie scheint zu stimmen. Nicht, dass es dann auch immer für ewig gut geht – ich habe bei João auch in den ersten zehn Sekunden pro João entschieden und man sieht ja, wohin das geführt hat.
    Hier bei diesem Mann reichten sogar fünf Sekunden. Die Stimme war nett, die Lederhose nicht akzeptabel. Und wenn ich sage nicht akzeptabel, dann meine ich NICHT akzeptabel. Wir reden hier nicht von einer schicken schwarzen Designer-Lederhose aus dem Hamburger Schanzenviertel, aus einem der kleinen angesagten Designerläden, sondern von einer bayrischen Krachledernen mit den passenden Strickstrümpfen dazu. Hatte ich da jezt die falschen Signale ausgesendet? War das der Preis, den man zahlte, wenn man in aller Öffentlichkeit die Süddeutsche las? Ich weiß, ich habe mal gesagt, dass man Kleidung ändern kann. Das nahm ich in diesem Moment und bei diesem Anblick zurück. Ein Mann, der solche Kleidung auch nur in seinem Schrank hat, kommt für mich nicht in Frage.
    „Und wohin fliegen Sie, wenn man fragen darf?“, fragte der Mann.
    „Nirgendwohin“, sagte ich und das kam da jetzt vielleicht etwas unwilliger rüber als eigentlich beabsichtigt.
    Der Mann sah mich an und plötzlich sah ich, was er sah, sah mich mit seinen Augen: eine mittelalte Frau, die an einem Samstagnachmittag ohne Gepäck alleine im Flughafen-Café saß und Zeitung las, weil sie anscheinend nichts Besseres zu tun hatte. Dabei sah sie eigentlich ganz passabel aus, diese Frau, halblange blonde Haare, blaue Augen, keine Portugiesin, eher etwas

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