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Knuddelmuddel

Knuddelmuddel

Titel: Knuddelmuddel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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attraktiv und humorvoll. Alle suchten den perfekten Partner – groß, schlank, vermögend. Was passiert eigentlich mit den ganzen Dicken und Doofen? Die will keiner. Ich auch nicht. Das ist so deprimierend. Und so ungerecht. Und so verständlich. Jeder sucht seinen Traumpartner. Da sucht eine Frau sogar einen Traummann im Allgäu, das wäre doch was für meinen Alm-Award-Winner, das Allgäu ist doch in Bayern, oder? Aber er wird diese Anzeige wahrscheinlich nie lesen, und die beiden werden sich nie finden. Wenn das Schicksal seine Fäden spinnt, warum stellt es dann mir den Käsemann vor und nicht ihr. Womöglich wären die Beiden wie füreinander geschaffen. (Andrea hat recht – eines Tages gebe ich mir einen Ruck und nehme Ignatia. Andrea ist nämlich jetzt Heilpraktikerin. Und immer, wenn ich sage, ich sehe diese Sonntagabendfilme so gerne, sagt Andrea: dagegen kann man was nehmen, dafür gibt es ein Mittel, und das Mittel heißt Ignatia).
    Da fragte ein Mann, 48 Jahre, volles Haar: wer tanzt mit mir in den Mai, was in Anbetracht der Tatsache, dass es mittlerweile Juni war, der ganzen Aussage einen Anflug von verpassten Chancen und Verzweiflung gab. Ein anderer Mann, 63 Jahre und attraktiv, war bereit überall hinzuziehen für seine künftige Angebetete. Und für die Angebetete gab es keine Altersbegrenzung nach oben. Das zeugte von großem Einsatz und Flexibilität, machte aber auch mißtrauisch. Was war denn das für ein Leben, hatte der Typ denn kein Zuhause, keinen Job, keine Freunde? Eine Dame suchte eine andere zuverlässige Dame, die ihren kranken Rentner-Mann betreute, während sie selber auf eine längere Reise durch die USA und Mexiko ging. Hier war mal eine Dame, die ihre Interessen wahrzunehmen wußte. Fast hätte ich laut gelacht. Mir fielen ein paar bissige Kommentare ein. Zum Golfer, der eine Golferin suchte und zur ehemaligen Lehrerin, die sich anbot, einem ansehnlichen und gerne jüngeren Mann einen attraktiven Lebensstil in ihrem Haus am Starnberger See zu bieten. Und dann schossen mir die Tränen in die Augen. Sie kamen praktisch aus dem Nichts.
    Den einen Moment lese ich friedlich die Zeitung und im nächsten heule ich los wie ein Schlosshund und zähle die Anzeigen durch. Es sind zweihundertvierundzwanzig Anzeigen. Und wenn man mal von der einen Anzeige absieht, die hier wohl nur aus Versehen gelandet ist – weißer Mercedes, Bj 85, Liebhaberstück, in verantwortungsvolle Hände abzugeben (allerdings gegen eine beträchtliche Summe) – dann bedeutete das: Hier sind zweihundertdreiundzwanzig traurige Schicksale versammelt. Zweihundertdreiundzwanzig einsame Seelen, die auf einen emotionalen Lotto-Liebesgewinn hoffen, um aus ihrer Einsamkeit befreit zu werden.
    Und gerade in diesem Moment, als die zweihundertdreiundzwanzig Einzelschicksale und der weiße Mercedes mich psychisch zu erschlagen drohten, auch, weil ich sowieso schon von der ganzen Warterei in dem Flughafen-Lärm-Trubel und dem Alm-Käse-Vortrag erschöpft war, da kam die Durchsage, dass der Flug aus Hamburg gelandet sei.
    Und in dieser Verfassung sah ich Tom wieder.
    Er kam durch die Tür und ging die Rampe runter in die Ankunftshalle. Er sah mich nicht gleich, und ich hatte ein paar Minuten Zeit ihn zu beobachten. Seine blonden Haare zeigten erste graue Spuren. Das Alter hatte seinem Gesicht gut getan. Es war kantiger geworden, erwachsener, männlicher. Er trug eine Brille. Er war in Freizeitkleidung, Jeans, weißes Hemd, Lederjacke. Ich fühlte mich sofort zu ihm hingezogen. (Die berühmten zehn Sekunden).
    Er sah mich, wir umarmten uns und ich sagte die Worte, die ich eigentlich vor fast dreißig Jahren hatte sagen wollen, aber mich nicht getraut hatte: Bleib bei mir, bitte.
    Und er war so verblüfft, dass er sagte: Wenn du willst, dann bleibe ich.
     
    Und deswegen sitzen wir jetzt hier in meiner Wohnung in der Rua Ferreira Borges und wissen nicht so recht, wie wir aus dieser Nummer wieder rauskommen können.
    Das heißt, ich bin es, die aus dieser Nummer wieder raus will, in die ich da reingestolpert bin. Tom fühlt sich glaube ich ganz wohl damit. Und was die sprichwörtliche Nummer betrifft, die, die in der Nacht gelaufen ist – ja, die war schon beachtlich. Im Bett stimmt es zwischen uns einfach. Das war ja schon in dieser Nacht damals in der Preystraße so. Aber – ist das ein Grund, gleich sein Leben zu teilen? Nicht nur das Bett, sondern auch den Tisch, das Sofa und die Fernbedienung? Ist er deswegen der einzig wahre

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