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Kobra

Kobra

Titel: Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Czarnowske
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auszuräumen. Wie erwartet: Brieftasche, Reisepass, in den Außentaschen ein teures Feuerzeug, eine Packung Lucky Strike, eine Schlüsseltasche mit ein paar Schlüsseln an einem Ring und eine Schlüsselkarte mit der Nummer 330. Nichts Besonderes.
    Ich nehme einen Plastikbeutel aus meinem Aktenkoffer, packe alles hinein und stecke ihn weg. Damit werde ich mich später befassen. Im Augenblick interessiert mich der Koffer auf dem Holzgestell mehr.
    Ich drücke auf die Schlösser, sie springen auf. Wäsche, ein leichter Pullover, eine Kosmetiktasche mit Rasierzeug, Shampoos und Duschgel, Hausschuhe in einem Beutel, ein paar Zeitschriften – sicherlich fürs Flugzeug – und Toilettengegenstände. Alles in diesem Koffer spricht von Ordnung, vom Hang zur Bequemlichkeit, und wenn nicht gerade von Reichtum, so doch von der ruhigen, gesicherten Existenz eines Mannes, der viel unterwegs ist und sehr wohl weiß, was man auf einer Reise braucht – das Nötigste. Gerade solche, ein wenig übersättigte Menschen, greifen häufig nach Drogen.
    Als Nächstes kommt der Papierkorb dran. Sein Inhalt wandert in den zweiten Beutel, wobei ich meine Funde beiläufig mustere. Fetzen eines zerrissenen Briefes, ein Stück zerknülltes Geschenkpapier und Bonbonpapier. Hilft nichts, alles muss in den Beutel, denn niemand kann voraussehen, ob der Brief oder das Bonbonpapier wichtiger sein wird.
    Die Kippen im Aschenbecher überlasse ich der Aufmerksamkeit der Ballistiker, die morgen hier sein werde. Nichts, dass ich keinen dritten Beutel hätte, damit habe ich mich gleich reichlich versorgt, als ich in der Nacht aus dem Bett geholt wurde, aber so ist es besser.
    Die immunologische Analyse des Speichels auf den Zigarettenstummeln gehört nicht zu den leichtesten Arbeiten. Das immerhin weiß ich und beneide die Kollegen von der ballistischen Abteilung nicht.
    Hier ist, hoffe ich, bereits alles aufgenommen, denn Adrien Bonnet – Commandant de Police – sieht mich fragend an. Bleibt der Einbauschrank im Vorraum. Ich gehe hin und betrachte kritisch das Schloss, von dem Fingerabdrücke abgenommen werden müssten, aber die werden mir wohl kaum viel helfen. Deshalb entschließe ich mich und drehe den Schlüssel langsam herum. Man weiß nie, wozu in unserem Beruf ein verschlossener Schrank imstande ist. Ich habe da Dinge erlebt ...
    Auf der einen Seite ein Staubmantel, sorgfältig über einen Bügel gehängt. Darunter steht ein Aktenkoffer, ein sogenannter Diplomatenkoffer. Er wird wohl Akten und Dokumente, Papier und einen kompletten Satz Schreibutensilien enthalten. Auf der anderen Seite liegen in den Fächern ein paar neue, schneeweiße Hemden. Sicherlich wurden sie aus dem Koffer genommen, damit sie nicht zerdrückt werden.
    Die Taschen des Staubmantels sind leer. Ich nehme die Koffertasche heraus und trage sie zum Schreibtisch. Wohl oder übel werde ich auch einen Blick auf die Geschäftstätigkeit des Verblichenen werfen müssen, denn Raphael Delacroix war, soviel ich mitbekommen habe, Manager einer Handelsfirma. Mich interessiert nicht Soll und Haben der Firma; ich bin bei einer anderen Dienststelle angestellt, obendrein ist mein engeres Fachgebiet die Medizin, sondern eine bestimmte Frage. Warum hat sich ein Selbstmörder ein Taxi bestellt?
    Und was war das für eine unaufschiebbare Sache, derentwegen er mitten in der Nacht angerufen wurde, obendrein zu einer Zeit, da er bereits alle seine Angelegenheiten vertagt hatte.
    Ich drücke auf das Schnappschloss, und folgsam öffnet es sich. Aber auch nur das Schloss. Die Koffertasche will nicht aufgehen. Irgendetwas klemmt. Ich versuche es mit etwas mehr Kraft, immer wieder, und mir wird klar, dass die Sache nicht so einfach ist, wie sie aussah. Die Tasche will einfach nicht aufgehen.
    Inzwischen hat Sophie das Bad inspiziert und kommt herein, um mir zu sagen, dass sie außer zwei, drei Toilettengegenständen nichts gefunden hat.
    „Schau dir mal das da an“, sage ich. „Da klemmt was ...“ 
    Es ist eher die Erlaubnis, bei der Operation zugegen zu sein, denn mit dem verwünschten Schloss beschäftige ich mich weiterhin. Ich drücke so herum und anders herum. Einen Augenblick, aber ich spüre es. Wieder drücke ich, und das Schloss dreht sich langsam zur Seite. Ich höre Sophies verblüfften Ausruf und bin selbst nicht weniger erstaunt als sie. Unter dem gewöhnlichen Schloss sitzt ein zweites, ein Geheimschloss. Nichts von einem Schlitz für einen Schlüssel. Ein Quadrat mit lateinischen

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