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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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lösten sich, und er trat einen Schritt zurück. Gar erhob sich unsicher auf die Füße, überzeugt nur von einem: Dass
nichts
von alledem einen Sinn ergab. Er starrte Conroyd an, der trotz all seiner vertrauten Grausamkeit auf eine undeutbare Weise nicht er selbst zu sein schien. Und während er ihn beobachtete, lief etwas über dieses verhasste Gesicht, eine Art alchemistischer Verwandlung, die für einen einzigen, unmöglichen Augenblick den Verdacht nahelegte, dass er nicht einen Mann ansah, sondern zwei. Als Gar den Mund öffnete, um zu rufen, kam Pellen Orrick herbeigelaufen. Seine Uniform war zerrissen und schmutzig. »Eure Majestät! Eure Majestät, vergebt die Störung. Ashers Freund –Stallmeister Matt! Er ist verhaftet worden.« Aus benommenem Schock wurde Schmerz. »Lasst ihn gehen, Conroyd!«, sagte er. »Asher ist jetzt tot. Es ist vorüber. Bitte, lasst ihn gehen.«
    Conroyd, der nun wieder ganz er selbst war, drehte sich zu ihm um. »Geht zurück in Euren Turm und bleibt dort, Kümmerling! Ich werde davon erfahren, wenn Ihr herumstreunt, und mein Zorn wird Euch nicht gefallen!« Matt.
Matt.
Gequält und voller Verzweiflung wandte Gar sich ab, ohne noch einmal auf den verbrannten Leichnam zu seinen Füßen hinabzublicken. Der Platz hatte sich jetzt fast geleert, und das Podest war zur Gänze verwaist. Die Kutsche, die ihn hierhergebracht hatte, wartete ein kleines Stück weiter entfernt, und die goldene Krone auf dem Kopf des Falken blitzte in dem zuckenden Glimmfeuer. Er stieg ein und ließ sich durch die noch immer dicht bevölkerten, lärmerfüllten Straßen nach Hause bringen. Seine verletzte Wange pochte ohne jede Barmherzigkeit.
    Darran hatte natürlich Wort gehalten und wartete auf ihn. Er warf nur einen einzigen Blick auf sein zerschnittenes, blutverkrustetes Gesicht und schrie erschrocken auf. »Herr! Herr, was ist geschehen? Ihr seid verletzt!« Entweder musste er sich richtig betrinken und das sofort, oder er würde nie wieder Eiswein anrühren. Ohne auf Darrans ausgestreckte Hand und seine unzusammenhängend hervorgestoßenen, ängstlichen Fragen zu achten, ging Gar in der Eingangsdiele auf und ab. Mühte sich, den Ereignissen, die unglaublich sinnlos erschienen, doch noch einen Sinn abzuringen. Absolut unmöglich. Darran, der ein Leben nach dem Protokoll abgestreift hatte, packte ihn am Arm und hielt ihn unsanft fest.
    »Herr! Herr, Ihr macht mir Angst!«
    Erschrocken betrachtete Gar den alten Mann und sah, dass sein Sekretär – sein Freund – tatsächlich Angst hatte. »Es tut mir leid. Das wollte ich nicht.« Entsetzt über sich selbst, löste Darran seinen Griff und trat zurück. »Bitte, Herr. Ich verstehe, wie Ihr Euch fühlt. Was heute geschehen ist, ist eine Tragödie. Aber es ist nicht Eure Schuld, und Ihr dürft Euch nicht länger Vorwürfe machen. Asher ist tot…«
    Gar hob einen Finger, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dann beugte er sich dicht zu seinem Sekretär vor und flüsterte: »Asher ist nicht tot.«
    Der Ausdruck auf dem Gesicht des alten Mannes machte deutlich, dass Darran glaubte, er habe den Verstand verloren. »Oh, Herr. Bitte. Lasst Euch von mir nach oben bringen. Ich helfe Euch, Euch niederzulegen, und mache mich auf die Suche nach einer Medizin für Eure Wunde. Ihr habt einen schrecklichen Schock erlitten und…«
    Er packte Darrans Schultern und schüttelte ihn. »Hört mir
zu.
Asher ist nicht tot. Irgendjemand ist heute Nacht grausam und blutig gestorben. Aber dieser Jemand war nicht Asher.«
    Verständnislos starrte Darran ihn an. »Nicht Asher?«, wiederholte er schließlich. »Wie könnt Ihr…«
    Schaudernd sah er noch einmal diesen verbrannten, geschwärzten Leichnam. Roch den entsetzlichen Gestank von frisch gekochtem Fleisch. »Eine fehlende Narbe. Ihr habt sie gesehen – auf seinem linken Arm. Eine Verletzung, die er sich als Junge zugezogen hat. Der Mann, der heute Nacht getötet wurde, hatte keine solche Narbe. Er war nicht Asher.«
    »Aber wer…«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er und ließ Darran los. Er begann von Neuem, auf und ab zu gehen, und sein Kopf hämmerte von Gedanken und Ideen und Schmerz. »Aber das kann nur eins bedeuten. Asher wurde gerettet.« »Gerettet? Herr, ich will nicht respektlos sein, aber…«
    Er fuhr herum. »Matt ist verhaftet worden. Er war dort, Darran. Er hatte irgendwie damit zu tun. Ich
weiß
es.«
    Darran, der höchst unbehaglich dreinblickte, räusperte sich. »Wisst Ihr es denn nicht? Asher und Matt sind

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