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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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kalten, gefassten Gesicht vorging. Er hatte den Ein– druck gehabt, dass Orrick und Asher miteinander befreundet waren, aber falls Orrick die Geschehnisse in irgendeiner Weise verstörend fand, so ließ er sich jedenfalls nichts anmerken.
    Aber andererseits würde niemand, der auch nur einen Funken Verstand hatte, heute Nacht hier Kummer zeigen.
    Er stieg hinter Sorvold die Stufen zum Podest hinauf und folgte ihm zu dem Platz, den man ihm so aufmerksam reserviert hatte. Direkt in der ersten Reihe natürlich. Neben dem eleganten, kunstvollen Stuhl, der offenkundig für Conroyd bestimmt war. Die braven, unwissenden Menschen Lurs sahen ihn, und ein Tosen brandete auf, das die Sterne selbst zu erschüttern drohte.
    »Gar! Gar! Barl segne unseren Prinzen Gar!«
    Er reagierte, weil er keine andere Wahl hatte, nickte und winkte und tat so, als interessierte es ihn, als bedeute ihr wilder Jubel irgendetwas, als sei er froh, hier zu sein. Dann nahm er, während die Hochrufe verklangen, seinen Platz ein. Atmete tief durch und ließ sein Gesicht zu einer Maske werden. Er konnte die forschenden Blicke der wenigen doranischen Edelleute spüren, die beschlossen hatten, an dem Spektakel teilzunehmen. Menschen, die früher einmal sein Erscheinen auf ihren Festen und Tänzen erfleht hatten, die sich eine Verbindung zwischen ihm und ihren Töchtern erträumt hatten und die jetzt zweifellos wünschten, er wäre mit seiner Familie gestorben. Die ihn als eine Unannehmlichkeit betrachteten. Eine Peinlichkeit.
    Keiner von ihnen sprach ihn an oder kam auch nur auf ihn zu. Was ihm durchaus recht war.
    Einige Minuten später traf Barlsmann Holze ein, ausstaffiert mit seinen kostspieligsten Roben. Das immer noch zittrige Glimmfeuer blitzte auf und funkelte auf den Rubinen und Saphiren, die in sein weißes Brokatgewand eingenäht waren. Hinter Holze kam Willer, gekleidet in mattgrüne Seide. Die Überheblichkeit des kleinen Mannes grenzte ans Obszöne, während er zu einem der Plätze im hinteren Teil des Podestes hinüberschlurfte, wo die Olken an– scheinend hingehörten. Holze ließ sich auf dem Stuhl auf der anderen Seite von Conroyds Möchtegernthron nieder. Gar blickte auf den Platz hinunter und runzelte die Stirn. Holze hier oben… und keine Spur von einem Barlssprecher unter den Wachen. Bedeutete das, dass Asher der Trost geistlichen Beistands verwehrt bleiben sollte? Keine Gebete, wie es sie für Timon Spake gegeben hatte? Anscheinend nahmen Conroyds beiläufige Grausamkeiten kein Ende. »Eure Hoheit«, sagte Holze mit einem beinahe unmerklichen Nicken. Gar biss die Zähne zusammen. »Barlsmann.«
    Hinter ihnen ein leises Summen von Stimmen, während die anderen auf dem Podest sich mit Gesprächen ablenkten. Holze beugte sich ein wenig näher heran. »Ich hoffe, Ihr habt Euch mit dem Ereignis heute Nacht ausgesöhnt. Es darf keinen Anflug von… Zwiespältigkeit geben.«
    »Haltet Ihr mich für zwiespältig?« Er lächelte. »Ihr irrt Euch.«
    Ein neuerliches Brüllen der Menge erstickte Holzes kaltäugige Antwort im Keim. »Der König! Der König! Barl bringt uns den König!«
    Conroyd traf also in einem Sturm der Verzückung ein, der die Sterne nicht nur zu erschüttern drohte, sondern sie beinahe auf ihrer aller Köpfe herabregnen ließ. Er war der König. Er war ihr Erlöser, der glorreiche, goldene Dorane, der sie vor einem Königshaus gerettet hatte, das zwar allerseits geliebt wurde, das jedoch nicht mehr über die geringste Magie verfügte. Er erschien gewandet in Dunkelrot, geschmückt mit Rubinen, übersät mit Diamanten. Und er ritt Cygnet, den schönen, silbernen Hengst, den Asher so sehr liebte.
    Zum ersten Mal, seit er aus Conroyds Kutsche gestiegen war, blickte Gar in den Käfig. Sah Asher, der auf den Knien lag. Seine Augen lagen tief in einem Gesicht, das noch eingefallener war.
    Gar musste sich abwenden.
    Das Glimmfeuer über ihnen sprühte Funken und zischte. Vier Bälle erloschen zur Gänze und wurden hastig von Sorvold und Daltrie, die noch immer auf dem Boden standen, wieder entzündet. Die ganze Zeit über saß Conroyd auf dem tänzelnden, silbernen Hengst, winkte, lachte und sog gierig, gefräßig den Applaus ein, als könne zu viel niemals genug sein.
    Gerade als Gar glaubte, er müsse sich übergeben, saß Conroyd ab und warf seine Zügel einem wartenden olkischen Diener zu. Dann schritt er leichtfüßig die Treppe zu dem Podest hinauf und trat vor seinen Stuhl. Nicht ein einziges Mal nahm er die Existenz

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