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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Wasser überflutete Straße, und zu beiden Seiten standen vom Wind zerschundene Bäume. Die Wagenräder rutschten immer wieder weg, und die Pferde ächzten vor Anstrengung.
    Matt, der neben ihr saß, hielt die Zügel in den Händen, und sein Gesicht war gerötet von der Kälte. Auch er hatte sich in eine von Dathnes Decken gehüllt, aber sie konnte dennoch sein Zittern spüren. Er litt unter dem Zusammenbruch des magischen Gewebes Lurs. Selbst sie, die sich nie so gut auf dergleichen Dinge verstanden hatte wie Matt, konnte es langsam spüren – ein dünner, kalter Schrei, der gerade noch hörbar war.
    Ihr war selbst nach Schreien zumute. Wie viel Furcht und Kummer konnte ein Mensch ertragen, bevor diese Gefühle sich in einem wütenden Sturzbach Bahn brechen mussten?«
    Asher weigerte sich, mit ihr zu sprechen. Asher konnte sehr gut schon bald tot sein.
    Sie drehte den Kopf, um die langsam vorübergleitende Landschaft zu betrachten, und biss sich auf die Knöchel, um ihrer Trauer und ihrer Angst Einhalt zu gebieten. Wenn er starb – wenn er starb, ohne ihr zu vergeben; in dem Glauben starb, dass ihre Liebe eine Lüge war, nichts als nüchterne, kalte Berechnung – wie konnte sie danach weiterleben? Was würde sie ihrem Kind sagen? Ihrer beider Kind… Ihre Finger tanzten über ihren Leib. War es ein Junge oder ein Mädchen? Würde es seine Augen haben? Würde sie ihn in der Art, wie es ging, erkennen? Ihn im Klang seines Lachens hören? Würde es jemals geboren werden? Oder war es wie er dazu bestimmt zu sterben? Wartete im fernen Dorana der Tod auf sie alle?
Nein.
Sie musste aufhören, so zu denken, oder sie würde wahnsinnig werden, noch bevor sie auch nur die Tore der Stadt erreichten. Noch bestand Hoffnung. Es bestand immer Hoffnung. Sie konnte –
würde –
nicht glauben, dass die Prophezeiung sie so weit geführt hatte, nur um sie am Ende im Stich zu lassen.
Bitte, bitte, lass ihn nicht sterben.
    Das Klappern emsiger Nadeln lenkte sie ab, und sie sah an Matt vorbei zu Veira hinüber. Die alte Frau strickte.
Strickte.
Als säße sie daheim in ihrer Küche oder vor dem Kamin und als seien dies gewöhnliche Zeiten.
    Veira blickte auf. »Du machst dir Sorgen wegen unseres Magiers und seines Freundes, die hinter uns hocken? Das musst du nicht. Die beiden werden sich schon nicht in die Haare geraten.«
    »Ich weiß«, antwortete Dathne und versuchte, nichts anderes zu sagen, aber die Worte waren heraus, bevor sie sie aufhalten konnte. »Veira, er wird diesen Tötungszauber nicht benutzen müssen, nicht wahr?«
    Matt, der zwischen ihnen saß, schüttelte die nassen Zügel und hielt den Blick fest auf den Rücken der Pferde gerichtet. Wenn auch er Angst hatte, so ließ er sich nichts anmerken. Er verstand sich seit neuestem gut darauf, seine Gefühle zu verbergen. Früher einmal wäre ihr das willkommen gewesen, aber jetzt… Jetzt fühlte sie sich nur umso einsamer.
    Veira zischte, als sie eine scharlachrote Masche fallen ließ. »Ich hoffe nicht«, sagte sie, während sie ihren Fehler behob. »Ich habe Schritte unternommen, um ihn mit dem Zirkel zu vereinen, sodass sie alle ihm ihre Kraft leihen können, wenn er sie am dringendsten braucht.«
    Diese Bemerkung erregte Matts Aufmerksamkeit; sie tauschten einen erschrockenen Blick. »Wann?«, fragte Dathne scharf. »Und warum sind Matt und ich nicht eingeschlossen worden?«
    »Es ist zu gefährlich für dich und Matthias. Die übrigen Mitglieder des Zirkels sind weit genug entfernt, um nicht in Gefahr zu geraten, aber wir werden wahrscheinlich mitten im Getümmel sein, Kind. Du würdest ihn nur ablenken.« »Wie können wir ihm dann helfen?«, fragte Matt stirnrunzelnd. »Wir können nicht gar nichts tun.«
    Veira tätschelte ihm das Knie. »Ich weiß es noch nicht. Wir werden einfach abwarten müssen, wie es aussieht, wenn wir dort ankommen.«
    Abwarten… warten… Ja, aber worauf? Auf einen Sieg oder auf eine verdammte Niederlage? Bei dem Gedanken daran, dass Asher die furchtbaren Worte des Ungeschehens sprechen könnte, wurde ihr speiübel. Gar sollte verflucht sein! Warum hatte er den Zauber finden müssen? Warum hatte er ihnen davon erzählen müssen?
    Schick mir eine Vision, ich flehe dich an, Jervale. Zeig mir, dass er nicht sterben wird.
Sie schloss die Augen und wartete, aber Jervale schwieg.
Bastard!
Mit brennenden Augen und von Tränen zusammengeschnürter Kehle verschränkte sie die Arme über dem Leib, sank auf dem unbequemen Sitz des Wagens zusammen

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