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König 01 - Königsmörder

König 01 - Königsmörder

Titel: König 01 - Königsmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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und neigte den Kopf, bis er auf Matts Schulter zu liegen kam. Matt erhob keine Einwände.
    Sie floh in den Schlaf und in rastlose, wenig hilfreiche Träume.
    Dorana lag im Sterben.
    Morg stand auf dem Dach des Wohnflügels in dem verlassenen Palast und beobachtete lächelnd die Todeskrämpfe der Stadt. Hinter ihm war der Himmel von der Farbe angelaufenen Silbers, und Barls Mauer war ein Blitzen schmutziger, zusammenbrechender Macht, vom Wind zerrissen wie eine zerlumpte Fahne.
    Endlich… Die Hure war geschlagen.
    Unter seinen Füßen spürte er ein unheilverkündendes Grollen. Das Dach erbebte, während der Palast wie trunken auf seinen Grundfesten schwankte. Unter ihm zerbrachen Fenster, Ziegelsteine und Dachpfannen fielen herab und barsten in den Innenhöfen. Die mächtigen Bäume in den Gärten stöhnten und schauderten, während ihre Wurzeln den vom Regen weich gewordenen Boden aufrissen. Nach sechshundert Jahren erwachte die Erde. Zuckte mit ihren Schultern, während die Bande der Magie endlich fielen.
    Von den Dächern um ihn herum hörte er Schreie. Sah einige verzweifelte Doranen und noch mehr Olken: Ehemalige Ratgeber, Palastdiener, Hausmädchen, Lakaien; sie alle rannten kopflos umher, während ihre sanfte Welt um sie herum in Stücke brach. Sie sahen ihn.
    »Eure Majestät! Eure Majestät!«, schrien sie wie Kinder. »Helft uns!
Rettet
uns!« Er hob eine Faust und ließ ihrer aller Herzen stillstehen. Der Lärm lenkte ihn ab. Er wollte seinen Sieg ungestört auskosten.
    Ein Schatten berührte sein Gesicht, und als er aufblickte, sah er frische Wolken, die sich aus dem Nichts formten, aus der Luft, geboren aus der wilden, ziellosen Wettermagie, die er aus Barls Mauer entfesselt hatte. Die Wolken verdeckten das Gesicht der blass gewordenen Sonne und verwandelten den Tag in schummrige Abenddämmerung.
    Mit einem knirschenden Dröhnen wogte die Erde abermals auf, spie Dampf und kochenden Schlamm aus. In der Ferne, in der Stadt sah er weitere Gebäude einstürzen. Malte sich das Grauen aus, das Entsetzen und wurde überflutet von atemberaubendem Glück.
    »Eure Majestät? Eure Majestät«, krächzte eine leise Stimme hinter ihm. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Geht weg, Willer.« »Aber, Eure
Majestät…«
Also drehte er sich nun doch um und betrachtete ungeduldig die jämmerliche Kreatur, die katzbuckelnd über das Dach auf ihn zukam.
    »Was?«
    Willer starrte ihn an; sein Gesicht war fleckig vor Angst, und er stank nach Bier. »Hauptmann Orrick schickt eine dringende Nachricht! Viele Straßen haben sich in Flüsse verwandelt, und das Wasser reißt alles mit, was ihm im Weg ist. Ertrunkene Hunde, zerschlagene Kutschen, Möbel.« Er konnte kaum sprechen vor Entsetzen. »Menschen.
Kinder.«
Er nickte. »Gut.«
»Gut?«
Sprachlos vor Schreck, versuchte der kleine Wurm zu verstehen. »Aber Ihr seid der König! Ihr seid der Wettermacher!«
    »Narr«, erwiderte Morg verächtlich. »Ich bin keins von beidem. Bin es nie gewesen.«
    Dem fetten Mann stiegen Tränen in die Augen. »Bitte, Eure Majestät. Hauptmann Orrick fleht Euch an zu kommen. Und Barlsmann Holze ebenfalls. Die Überlebenden versammeln sich auf dem Marktplatz und beten – aber sie brauchen Euch.«
    Er seufzte. »Geht weg, Willer.«
    Schwitzend und weinend rang der Wurm seine schwächlichen Hände. »Fühlt Ihr Euch unwohl, Herr? Soll ich Euch einen Pother holen?«
    Morg betrachtete ihn. Geschwätz, Geschwätz, Geschwätz. Das Blöken eines Schafs. »Ich frage mich, ob es einen Grund gibt, warum Ihr atmen solltet?«, überlegte er laut.
    Willer gaffte ihn an. Dann zog er sich, sehr langsam, zurück. »Eure Majestät?« »Nein«, befand Morg. »Nein, Ihr habt Euren winzigen Zweck erfüllt.« Er streckte einen Finger aus und ließ die Made an Ort und Stelle erstarren. »Aber bevor ich mich Eurer entledige… Würdet Ihr gern wissen, was Ihr getan habt? Welches Wunder Euer kleiner Geist und Eure schäbigen Eifersüchteleien in diesem elenden Königreich bewirkt haben?«
    Er hob den Finger und ließ den Wurm in der feuchten Luft treiben. Der Wurm kreischte. »Nein! Nein! Hört mich irgendjemand? Hilfe!«
    »Schaut sie Euch an, Willer«, forderte er ihn auf. »Die Macht und Majestät der Mauer Eurer gesegneten Barl! Seht Ihr, dass sie fällt? Seht Ihr, dass sie
fällt?
Wisst Ihr, dass Ihr daran die Schuld tragt?«
    »Ich,
Herr?
Nein,
Herr!«, heulte die auf und ab hüpfende Kreatur.
    Morg lachte über das Grauen in ihrem Gesicht. »Oh,
doch,
Herr! Denn

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