König 01 - Königsmörder
wird nicht geschehen, wenn ich es nicht geschehen
lasse.«
»Das bedeutet nicht…«
»Wahrscheinlich bedeutet es genau das«, unterbrach er ihn. »Und du hast es immer gewusst. Beleidige jetzt nicht meinen Verstand, Matt. Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben.«
Matt sah ihn erschüttert an. »Dathne hat mich davor gewarnt, mich mit dir anzufreunden. Sie wusste immer, wie schlimm die Dinge vielleicht werden würden.«
Dathne.
Er wandte sich ab. »Du hättest auf sie hören sollen.«
Stirnrunzelnd schob Matt sich um das Pferd herum, um dessen Schweif zu betrachten, der zusammengebunden war, um ihn gegen den Schlamm zu schützen. »Du solltest dich mit ihr versöhnen. Dieses Schweigen bringt sie um, Asher.«
Sein Herz krampfte sich zusammen. »Das ist meine Angelegenheit, Matt.« »Du bist ungerecht!«
»Willst du, dass ich auch mit dir nicht länger rede?«, fragte er, gefährlich nahe daran, seinen Freund anzufauchen. »Lass gut sein, Matt. Es gibt schon genug Dinge, die mir Kopfschmerzen machen, auch ohne dass persönliches Gewäsch noch dazukommt!«
Die Pferde warfen die Köpfe hoch und stampften mit den Hufen, beunruhigt von ihren angespannten Stimmen ebenso wie dem heulenden Regen. Matt streichelte sie und murmelte beruhigende Worte. Dann nickte er und seufzte. »Also gut, Asher. Was immer du willst. Es ist einfach nur eine Schande. Ich sage dies jetzt zum letzten Mal, dann werde ich es nie wieder sagen: Sie liebt dich.« Asher ging davon und antwortete über seine Schulter gewandt: »Weißt du es denn nicht, Matt? Liebe ist das Geringste aller Probleme.« Schon bald darauf brachen sie auf. Matt hielt die Zügel, Dathne und Veira saßen links und rechts von ihm. Auf der Ladefläche des Wagens befanden sich unter der behelfsmäßigen Plane, auf die der Regen trommelte, Asher, Gar und Darran sowie ihre Körbe mit Vorräten. Der alte Mann wickelte sich in eine Decke und schlief schnell ein, ein Bündel schnarchender Knochen.
»Ich fürchte, es war zu viel für ihn«, bemerkte Gar besorgt. »Ich hätte ihn im Turm zurücklassen sollen.«
Asher schnaubte. »Ihr hättet eine Menge Dinge tun sollen, schätze ich. Aber jetzt ist es ein wenig zu spät dafür, wie?«
Gar blickte auf das Papier in seinen Händen hinab. Seine Miene war verschlossen. Undeutbar. So wie sie es zu Beginn ihrer Bekanntschaft gewesen war, als Gar noch immer ›Eure Hoheit‹ gewesen war und Freundschaft nicht einmal ein Gedanke. »Ich hoffe es nicht.« Er strich mit den Fingern über das verknitterte Papier. »Ich hoffe, dass ich damit alles in Ordnung bringen kann.« »So nennt Ihr es, mich zu töten, ja? Alles in Ordnung bringen?« Er lachte. »Es macht Euch nicht das Geringste aus, nicht wahr?«
Gars Augen funkelten. »Was? Dass dieser Zauber, den ich übersetzt habe, dich umbringen wird? Wenn ich es abstritte, würdest du mir glauben?« Er lehnte den Kopf an die Plane. »Natürlich würdest du mir nicht glauben. Du hast deine Gefühle sehr deutlich gemacht, Asher. Lass uns jetzt nicht darauf herumreiten. Du hast dich bereit erklärt, dies zu tun, und ich habe mich bereit erklärt zu hel– fen. Dabei wollen wir es bewenden lassen, ja?«
Asher zog die Knie hoch und schlang die Arme darum. Dann blickte er zu dem hinter Wolken verborgenen Himmel empor, draußen grollten Donnerschläge. »Ja. So wollen wir es halten.«
»Gut«, sagte Gar angespannt. »Wollen wir jetzt an der Beschwörung weiterarbeiten? Ich weiß, es wird noch Stunden dauern, bis wir Dorana erreichen, aber dies ist keine Aufgabe, die man unter Zeitdruck erledigen sollte.« »Und wie soll ich das verdammte Ding üben, wenn die Worte mich umbringen werden?«
»Ein wenig Verstand darfst du mir schon zutrauen«, blaffte Gar. »Ich habe die Beschwörung in einzelne Teile zerlegt. Wir werden einen nach dem anderen bearbeiten und dabei nicht nach der Reihenfolge vorgehen. Und die Siegel werden wir uns bis zuletzt aufheben. Sobald du dir jeden Teil der Beschwörung eingeprägt hast, werde ich dir die richtige Reihenfolge zeigen. In Ordnung?« Er nickte widerstrebend. »Ja. Schön. In Ordnung.«
»Gut«, sagte Gar. »Und nun pass auf…«
Dathne kauerte in ihrer Decke und hielt den Blick auf den feuchten, von der Plane geschützten Rücken der Pferde gerichtet. Arme Tiere. Sie sahen so elend aus: Die Ohren an den Kopf gelegt, schnappten sie bei jedem zweiten Schritt nacheinander, und ihre zusammengebundenen Schwänze peitschten hin und her. Vor ihnen lag die von
Weitere Kostenlose Bücher