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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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würde niemand Verdacht schöpfen, dass jemand sich an dem Buch zu schaffen gemacht hatte. Keine magischen Rückstände würden daran haften, und nichts ließ darauf schließen, dass es neu zusammengenäht worden war. Barls geheimes Tagebuch würde geheim bleiben. Nachdem er seine Befürchtungen solchermaßen beschwichtigt hatte, stellte er das Buch zurück in das Regal und wandte sich wieder dem Vorhaben zu, Geschichte zu machen.
    Er hob die linke Hand und zeichnete das erste magische Zeichen in die warme Luft. Wie ein Ring aus Feuer hing es wartend und brennend von Verheißung vor seinem Gesicht. Genauso verfuhr er, nachdem er einen halben Schritt mit leichter Drehung nach links gegangen war, mit dem zweiten Zeichen. Ein weiterer halber Schritt mit gleicher Drehung, dann ein dritter. Alles mit der linken Hand. Mit der rechten Hand zeichnete er drei weitere Zeichen, wobei er jedes Mal einen weiteren halben Schritt mit einer Sechsteldrehung machte, sodass er am Ende in einem Rad brennender magischer Zeichen stand, von denen jedes einen fremdartigen, berauschenden Anblick bot. Nun weiter.
    »Elü'toral!«
    Im Mark seiner Knochen und im Fluss seines Blutes regte sich Magie. Die magischen Zeichen erblühten in frischem Feuer, und die Hitze versengte ihm die Haut.
    Der nächste Schritt.
    »Nen'nonen ra!«
    Zeichen erbebten. Dann begannen sie unglaublicherweise, sich im Kreis zu drehen, vollführten mitten in der Luft wie von ihren Ketten befreite Tänzer Pirouetten. Langsam zuerst, dann schneller und immer schneller, bis die einzelnen Zeichen verschwammen und alle zu einem einzigen brennenden Nebel verschmolzen.
    Und der letzte Schritt.
»Ma'mun'maht!«
    Das kreiselnde Rad aus Feuer zerbrach in zwei Hälften. Entfaltete sich. Bohrte sich in Dürrns Brust und verwandelte ihn in eine lebende Säule aus geschmolzener Magie. Während aus seinem weit geöffneten Mund lautlose Schreie drangen, starrte er wie gebannt sein Spiegelbild im Fenster an, von dem aus man die Mauer sehen konnte. Seine Knochen schmolzen, sein Blut kochte, es war Freude und Schmerz und Furcht und Staunen und Macht von einer Art, wie er sie sich nie erträumt hätte…
    Und dann glitt er aus seinem Körper, ließ ihn hinter sich zurück, eine verlassene Ruine überschüssigen Fleisches. Er ritt auf dem Pfeil aus Feuer, schoss durch die Fensterscheibe, flog über die Stadt, durch den sanft plätschernden Regen, über die Felder und weiter über den Schwarzen Wald am Fuß von Barls Bergen… und durch die undurchdringliche Mauer, als sei sie nichts als Nebel.
    Es war dunkel jenseits der Berge. Eine Dunkelheit, die nicht nur von Nacht zeugte, sondern auch von etwas anderem. Von etwas Unsichtbarem, das ein suchender Geist jedoch spüren konnte, während er über dichte Wälder und Heideland flog. In der Ferne Lichter. Schwach. Fahl. Aber dennoch Lichter. Mit einem Gedanken leitete er seinen Pfeil aus Licht auf sie zu und ließ Barls Berge hinter sich.
    Eine Stadt. Klein. Schmale Straßen, verlassen. Mit Eisengittern verriegelte Fenster. Verschlossene Türen, die nicht zum Betreten einluden. Ein Marktplatz. Hölzerne Galgen, an denen von Krähen zerfressene Leiber baumelten. Knochen, die im blässlichen Mondlicht leuchteten.
    Was bedeutete das? Immer weiter führte ihn sein Flug, und sein Geist suchte, suchte. Irgendwo dort draußen waren Furcht und schreckliche Vorahnungen, aber er schob die Gefühle beiseite.
    Noch mehr freies Land. Geborstene Bäume. Halb verdorbene Ernten. Das Land wirkte vergiftet. In die Knie gezwungen. Eine weitere Stadt, größer als die letzte, aber eingehüllt in dieselbe Wolke von Furcht.
    Etwas erregte seine Aufmerksamkeit. Eine Bewegung auf den leeren Straßen. Er flog näher heran.
    Entsetzen.
Eine Patrouille von… von… Ungeheuern. Männer mit dem Maul von Tieren, die Augen schwarz und gnadenlos in ihren totenbleichen Gesichtern. Dämonen. Sie trugen Fackeln. Setzten ein Haus in Brand. Die Bewohner kamen schreiend und brennend heraus. Die lachenden Dämonen metzelten sie nieder. Übelkeit stieg in ihm auf, und er entfloh dem furchtbaren Bild. Dies konnte nicht alles sein. Da war immer noch Dorana, das inmitten dieses Wahnsinns hell und strahlend leuchtete.
    Vor ihm weitere Wälder. Dicht. Schwarz. Bedrohlich. Aus der kriechenden Dunkelheit erhob sich ein Schatten. Die Gestalt eines Menschen, mit Augen, die leuchteten wie die Sonne, und einem Mund, geöffnet, um ihn bei lebendigem Leib zu verschlingen…
    um die Welt zu

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