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König 02 - Königsmacher

König 02 - Königsmacher

Titel: König 02 - Königsmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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diese Sammlung auf ihrer Flucht mitzunehmen.«
    »Begreift Ihr denn nicht, Vater?«, sagte der Prinz. »Sie haben versucht, mit dieser Bibliothek eine ganze Zivilisation zu bewahren, ungezählte Jahrhunderte der Weisheit und des Lebens. Was für ein außerordentliches Ziel. Wenn ich mir vorstelle, wie sie mit sich rangen, um zu entscheiden, was sie mitnehmen sollten und was sie zurücklassen mussten… Es bricht mir das Herz.«
    Borne lachte. »Gesprochen wie ein wahrer Historiker. Und du hast Recht, was die ungeheure Arbeit betrifft, die von Nöten sein wird, um all diese Bücher richtig zu katalogisieren und zu übersetzen. Es muss mit großer Sorgfalt und Ehrfurcht getan werden und vor allem mit einem guten Blick für die möglichen Gefahren, die solches Wissen birgt. Es ist eine Aufgabe, die nicht leichtfertig angegangen werden darf.«
    »Nein«, erwiderte der Prinz ernst. »Ihr habt natürlich Recht.«
    »Also, wann kannst du anfangen?«, fragte sein Vater.
    »Herr?«
    »Ja, königlicher Kurator? Das heißt, wenn du dieses Amt bekleiden möchtest?« Während der Prinz stammelnd seine Freude zum Ausdruck brachte, seine Überraschung und seine Beteuerungen, getreulich seine Pflicht zu tun, und die Königin lachte und der König in ihr Gelächter einstimmte, was gut zu hören war, und Fane sarkastische Bemerkungen vor sich hin murmelte, hielt er Barls Tagebuch in seinen zitternden Händen und sprach ein Dankgebet. »Durm!«, rief der König und trat hinter ihn. »Der Nachmittag verblasst, und die Zeit für das Wettermachen kommt näher. Wir sollten gehen.«
    Durm wandte halb den Kopf, wobei er das Tagebuch an seiner Brust versteckte, und sagte: »Unbedingt, Eure Majestät, geht nur. Ich bin es zufrieden, ohne Gesellschaft weiterzuarbeiten.«
    »Ich weiß«, sagte Borne voller Zuneigung. »Wenn man Euch die Chance ließe, würdet Ihr bis zum Zusammenbruch arbeiten, um nach allem zu suchen, was auch nur annähernd magischer Natur ist. Mir wäre es lieber, Ihr würdet das nicht tun. Abgesehen von der abträglichen Wirkung auf Eure Gesundheit, würde ich es vorziehen, wenn wir nicht mehr Aufmerksamkeit auf diesen Ort lenkten, als unbedingt notwendig ist. Außerdem ist morgen auch noch ein Tag.«
    Einwände, wie milde sie auch formuliert sein mochten, waren zu gefährlich. »Das ist wahr«, stimmte er also zu.
    »Wir werden die Bibliothek mit einem Abwehrzauber belegen. Das dürfte reichen, um ihre Sicherheit zu gewährleisten. Und morgen werden wir vollenden, was wir begonnen haben, und dann entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.« Mit einem Blick, der sie alle umfasste, fügte Borne hinzu: »Abgesehen von uns selbst ist die einzige Person, die von diesem Ort weiß, die Dienerin, die den Erdeinbruch im Hof entdeckt hat. Als sie mir von ihrem Fund erzählte, befahl ich ihr, Stillschweigen zu wahren. Heute Abend werde ich sie etwas verwirren, um dafür Sorge zu tragen, dass sie jedwede Erinnerung an ihr kleines Abenteuer verliert. Diese Bibliothek
muss
ein Geheimnis bleiben. Kein Wort zu niemandem. Ist das klar?«
    Die anderen nickten und murmelten einige Worte des Gehorsams. »Wie Ihr sagt, Majestät«, bemerkte Durm und schob Barls Tagebuch in seine Robe, wo er sie auf seinen Rippen spürte, versteckt und geschützt. Er liebte Borne wie einen Bruder, aber das machte ihn nicht blind gegen die nüchterne Wahrheit: Dem König durfte man diese Entdeckung nicht anvertrauen. Nicht heute Abend. Vielleicht niemals. Der Gedanke schmerzte ihn… aber noch nie zuvor in seinem Leben hatte Schmerz der Pflichterfüllung im Weg gestanden. Und das würde er auch jetzt nicht tun.
    »Durm?«, fragte Fane, während sie zurücktrat, um ihren Eltern beim Verlassen der Bibliothek den Vortritt zu lassen. »Ist alles in Ordnung?«
    Er lächelte sie an, Barls Tagebuch, eine warme, vielversprechende Berührung auf seiner Haut. »Törichtes Mädchen«, sagte er und schüttelte nachsichtig den Kopf. »Natürlich ist es das.«
    Viel später in jener Nacht sperrte Durm sich in seinem privaten Arbeitszimmer ein und schlug Barls Tagebuch auf; zuvor hatte er nach dem Essen Bornes Anspannung nach dem Wettermachen gelöst und ihn, fest in eine Robe gehüllt, vor ein tosendes Feuer gesetzt. Inzwischen waren fast alle im Palast zu Bett gegangen, und nur eine Handvoll Diener huschte wie Mäuse durch die Flure. Im Kamin seines von Büchern gesäumten Arbeitszimmers knisterte ein bescheidenes Feuer, das die warme Luft mit der würzigen Frische von

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