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König Artus

König Artus

Titel: König Artus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Ritter, nicht gewohnt, von dieser Sorte Mensch ausgefragt zu werden, ließ sich nicht zu einer Antwort herab.
    Da lachte der Mann im Lumpenkleid und sagte: »Ihr braucht mir keine Antwort zu geben. Ich weiß sie ohnehin. Ihr sucht nach Merlin. Bemüht Euch nicht weiter – ich bin Merlin.«
    »Du …? Du bist doch ein Bettler«, sagte Sir Ulfius.
    Merlin lachte leise über sein gelungenes Possenspiel. »Ja, und Merlin bin ich außerdem«, sagte er. »Wenn König Uther mir die Belohnung verspricht, die ich gerne hätte, werde ich ihm zu dem verhelfen, was sein Herz begehrt. Und die Gabe, die ich mir wünsche, wird ihm mehr zu Ehre und Gewinn gereichen als mir.«
    Sir Ulfius sagte, von Staunen ergriffen: »Wenn du die Wahrheit sprichst und dein Verlangen billig ist, kann ich dir zusagen, daß es dir gewährt werden wird.«
    »Reitet jetzt zurück zum König; ich werde Euch folgen, so rasch ich kann.«
    Frohgestimmt machte Sir Ulfius kehrt und spornte sein Pferd zu einer raschen Gangart an, bis er endlich das Zelt erreichte, in dem Uther krank darniederlag. Er berichtete dem König, daß er Merlin gefunden hatte.
    »Wo ist er?« wollte Uther wissen.
    »Herr«, sagte Sir Ulfius, »er ist zu Fuß hierher unterwegs. Er wird kommen, so rasch er kann.« Und im selben Augenblick sah er Merlin im Zelteingang stehen, und Merlin lächelte, denn er hatte seinen Spaß daran, Staunen zu erregen.
    Uther sah ihn, hieß ihn willkommen, und Merlin sagte ohne Umschweife: »Sir, ich kenne jeden Winkel Eures Herzens und Denkens. Und wenn Ihr mir bei Eurem gesalbten Königtum schwört, meinen Wunsch zu erfüllen, sollt Ihr bekommen, was – wie ich weiß – Euer Herz begehrt.«
    Und so groß war Uthers Verlangen, daß er bei den vier Evangelisten schwor, sein Versprechen zu halten.
    Darauf sagte Merlin: »Sir, hört meinen Wunsch: Wenn Ihr zum erstenmal bei Igraine liegt, wird sie von Euch ein Kind empfangen. Sobald dieses Kind geboren ist, muß es mir übergeben werden, und ich werde mit ihm tun, was ich will. Aber ich verspreche Euch, daß es Euch zur Ehre und dem Kind zum Vorteil gereichen wird. Seid Ihr einverstanden?«
    »Was du wünschst, soll geschehen«, sagte der König.
    »Dann erhebt Euch und macht Euch bereit«, sagte Merlin. »Noch heute nacht werdet Ihr in der Burg Tintagel am Meer Igraine beiwohnen.«
    »Wie kann das geschehen?« fragte der König.
    Worauf ihm Merlin zur Antwort gab: »Mit Hilfe meiner Künste werde ich sie glauben machen, Ihr wäret der Herzog, ihr Gemahl. Sir Ulfius und ich werden Euch begleiten, jedoch in der äußeren Erscheinung von zwei Rittern, die das Vertrauen des Herzogs besitzen. Ich muß Euch allerdings raten, wenn Ihr in die Burg kommt, möglichst wenig zu sprechen, damit man Euch nicht erkennt. Sagt nur, Ihr seiet erschöpft und krank, und begebt Euch rasch zu Bett. Und morgen früh achtet darauf, daß Ihr Euch nicht erhebt, bis ich Euch abholen komme. Nun macht Euch bereit, denn von hier bis Tintagel sind es zehn Meilen Weg.«
    Sie rüsteten sich zum Aufbruch, stiegen auf ihre Pferde und ritten davon. Der Herzog aber sah von der Mauer der Burg Terrabil, wie König Uther von den Linien der Belagerer wegritt, und da er wußte, daß das Heer des Königs nun führerlos war, wartete er bis zum Einbruch der Nacht und unternahm dann einen machtvollen Ausfall aus den Toren der Burg, und in dem Kampfgetümmel wurde er getötet, volle drei Stunden, ehe der König in Tintagel eintraf.
    Während Uther und Merlin und Sir Ulfius unter dem gestirnten Himmel durch die Nacht ritten, zogen die Nebelschwaden rastlos über die Moore wie Irrwische in wehenden Gewändern. Halb geformte Nebelmenschen flatterten mit ihnen dahin, und die reitenden Männer selbst veränderten ihre Gestalt wie Figuren aus Wolken. Als sie an das bewachte Burgtor von Tintagel auf seinem hohen, schroffen Felsen über der flüsternden See anlangten, salutierten die Wächter, die die vertrauten Umrisse des Herzogs und zweier seiner bewährten Männer, Sir Brastias und Sir Jordanus, zu erkennen glaubten. Und in den düsteren Korridoren der Burg hieß Lady Igraine ihren Gemahl willkommen und führte ihn, wie die Pflicht es gebot, zu ihrem Gemach. Dann wohnte der König Igraine bei, und in dieser Nacht empfing sie ein Kind.
    Als der Tag anbrach, erschien Merlin, wie er versprochen hatte, und im schwachen Licht küßte Uther die Lady Igraine und machte sich eilends davon. Die schlaftrunkenen Wächter öffneten ihrem vermeintlichen Herrn und

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