König Artus
Grundbesitz.
Und als Königin Igraines Stunde kam, gebot der König den Rittern und zwei Damen, das Kind in ein goldenes Tuch zu hüllen, es durch eine kleine Geheimpforte zu tragen und einem armen Mann zu übergeben, der dort warten werde.
So wurde das Kind Merlin ausgehändigt, der es zu Sir Ector brachte, und dessen Eheweib nährte es an der eigenen Brust. Dann holte Merlin einen frommen Mann, der es taufte, und es erhielt den Namen Arthur (Artus).
Schon zwei Jahre nach Artus’ Geburt wurde Uther Pendragon von einer verzehrenden Krankheit befallen. Als seine Feinde erkannten, daß er hilflos war, fielen sie in das Königreich ein, besiegten seine Ritter und töteten viele aus seinem Volk. Da sagte Merlin barsch zum König: »Ihr habt kein Recht, hier in Eurem Bett zu liegen, gleichgültig, wie Eure Krankheit beschaffen ist. Ihr müßt ins Feld ziehen, um Euch an die Spitze Eurer Männer zu stellen, und wenn man Euch in einer Pferdesänfte dorthin schaffen muß, denn Eure Feinde werden niemals geschlagen werden, wofern Ihr nicht selbst dort seid. Nur dann wird Euch der Sieg zufallen.«
König Uther pflichtete dem bei, und seine Ritter trugen ihn hinaus und hoben ihn auf eine Sänfte zwischen zwei Pferden, und auf diese Weise führte er sein Heer gegen die Feinde. Bei St. Albans begegneten sie einer großen Streitmacht von Invasoren aus dem Norden und nahmen den Kampf gegen sie auf. Und an diesem Tage vollbrachten Sir Ulfius und Sir Brastias ruhmvolle Waffentaten, und König Uthers Krieger faßten Mut, griffen mit Verve an, töteten viele von den Feinden und schlugen die übrigen in die Flucht. Als die Schlacht zu Ende war, kehrte der König nach London zurück, um seinen Sieg zu feiern. Doch seine Kraft war dahin, er sank in Bewußtlosigkeit, und drei Tage und drei Nächte war er gelähmt und konnte nicht sprechen. Seine Barone waren bestürzt und voller Furcht und fragten Merlin, was sie tun sollten.
Darauf sprach Merlin: »Nur Gott besitzt das Mittel. Doch wenn Ihr alle morgen in der Frühe vor den König tretet, werde ich mit Gottes Beistand versuchen, ihn zum Sprechen zu bringen.« Am folgenden Morgen dann versammelten sich die Barone, und Merlin trat auf das Bett zu, in dem der König lag, und rief mit lauter Stimme: »Sir, ist es Euer Wille, daß Euer Sohn Artus König wird, wenn Ihr gestorben seid?«
Da wandte sich der König um und rang nach Worten, und schließlich brachte er heraus, so daß alle seine Barone es hören konnten: »Ich gebe Artus Gottes und meinen Segen. Ich bitte ihn, für meine Seele zu beten.« Dann nahm Uther all seine Kraft zusammen und rief: »Wenn Artus nicht die Krone Englands für sich fordert, wie es Recht und Ehre gebieten, wird er meines Segens verlustig gehen.« Damit sank der König zurück, und bald danach verschied er.
König Uther wurde mit allem einem Herrscher gebührenden Prunk beigesetzt, und seine Gemahlin, die holde Igraine, und alle seine Barone trauerten um ihn. Kummer erfüllte seinen Hof, und lange Zeit gab es keinen König von England. Allenthalben erhoben Gefahren das Haupt, an den Grenzen durch Feinde von außen und innerhalb des Reiches durch ehrgeizige große Herren. Die Barone umgaben sich mit Bewaffneten, und viele von ihnen hätten sich gern selbst die Krone angeeignet. In diesen anarchischen Zeiten war kein Mensch sicher, die Gesetze waren in Vergessenheit geraten, und schließlich suchte Merlin den Erzbischof von Canterbury auf und riet ihm, alle Lords und alle Ritter des Königreiches unter Androhung des Kirchenbannes zu Weihnachten nach London zu berufen. Man glaubte, weil Christus am Tag vor Weihnachten auf die Welt gekommen war, könnte es sein, daß er in dieser heiligen Nacht auf irgendeine mirakulöse Weise anzeigen werde, wer Rechtens König des Reiches sein solle. Als die Botschaft des Erzbischofs an die Lords und Ritter erging, rührte der Ruf vielen ans Herz, und sie besserten ihren Wandel, um ihre Gebete Gott gefälliger zu machen.
In Londons größter Kirche – vielleicht St. Paul’s – versammelten sich die Lords und Ritter lange vor Tagesanbruch, um zu beten. Und als die Frühmette zu Ende war, befand sich im Kirchhof, an der Stelle, die dem Hochaltar am nächsten war, plötzlich ein großer Marmorblock, und auf dem Block war ein stählerner Amboß befestigt, in den ein Schwert bis zum Knauf getrieben war. In goldenen Buchstaben war darauf geschrieben:
Der, welcher dieses Schwert
aus diesem Stein und Amboß zieht,
ist durch
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