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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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versuche?«
    »Ein Kasten Bier, wenn du's schaffst.«
    Ich drehte mich von ihm weg und widmete mich wieder meiner Flasche Wodka. Kurz danach sah ich Flo hereinkommen. Wir hatten uns seit jenem Abend nicht mehr gesehen, und als ich sah, in wessen Begleitung er antrottete, war mir auch klar, warum. Allem Anschein nach waren Claudia und er wieder ein Herz und eine Furie, denn sie drängte ihn an einen Tisch weitab von unserem. Ich stand auf und ging auf sie zu.
    »Hallo, ihr zwei!«, begrüßte ich sie freundlich. »Schön, euch zu sehen. Kann ich mich zu euch setzen?« Ich griff nach einem freien Stuhl und zog ihn unter dem Tisch hervor.
    »Nein«, hörte ich Claudia brummen. Flo blickte hilflos umher, sagte aber kein Wort.
    »Mächtig kalt hier«, sagte ich zu ihm gewandt, doch er zeigte keine Reaktion. »Na ja, du bist anscheinend warm genug angezogen. Etwas zu warm, für meinen Geschmack, aber du musst ja wissen, was du tust. Pass bloß auf, dass dein Rückgrat nicht schmilzt. Ruf mich mal an, wenn's das Klima erlaubt. Viel Spaß noch!«
    »Äh ... ja ... mach ich«, stammelte er hinter mir her, während ich diesem traurigen Anblick den Rücken kehrte. Anscheinend hatte er sich nun doch entschieden oder entscheiden müssen, gegen mich. Ich war ihm deswegen nicht böse. Ich war nur sehr enttäuscht von ihm und das tat weh.
    Ich ging an die Theke, um mir ein Bier zu holen. Es war mittlerweile sehr voll geworden und ich musste warten, bis ich an der Reihe war. Ich folgte gerade irgendeinem belanglosen Gespräch zwischen zwei Hawaiihemden, als mir jemand von hinten auf die Schulter klopfte. Ich dachte, es wäre Flo, der sich kurz von Claudia weggeschlichen hatte, um sein schlechtes Gewissen bei mir loszuwerden, also drehte ich mich mit saurer Miene um.
    »Hallo, David!«
    Allein die Stimme hätte genügt, um meine Mundwinkel nach oben schnellen zu lassen. Die Stimme und wie sie David aussprach. Sie sprach meinen Namen englisch aus.
    »Kelly!«, rief ich und konnte es nicht fassen.
    Kelly, süße Kelly! Gott, wie lange hatte ich sie nicht gesehen! Seit kurz nach dem Abi. Damals war ich schrecklich in sie verliebt gewesen. Jetzt stand sie vor mir und sie war immer noch das hübscheste Mädchen der Welt. Ihre Haare waren etwas länger, aber immer noch backsteinrot, sodass sie vor der Wand in dieser Kneipe aussah, als hätte sie keine Haare. Sie hatte sich kaum verändert und ihr Lächeln war immer noch das bezauberndste Lächeln der Welt. Damals hatte ich den Kontakt vollständig abgebrochen, obwohl sie das Beste in meinem Leben war. Ich war so dumm, damals.
    Meine Freude, sie wieder zu sehen, war unbeschreiblich und ich konnte nicht widerstehen sie kräftig zu umarmen. Früher hätte ich mich das nie getraut. So dumm.
    »Wie geht es dir? Wo warst du die ganze Zeit? Was machst du so? Wie lange ist das jetzt her?«, konnte ich mich nicht bremsen auf sie einzufragen, während ich sie immer noch fest an mich drückte.
    »Langsam, langsam, David!«, lachte sie. »Lass mich erst mal los, sonst krieg ich keine Luft mehr!«
    Ich befreite sie aus meiner Umarmung.
    »Sorry«, sagte ich, „Jaber ich kann es immer noch nicht fassen! Gott, wie schön das ist, dich zu sehen! Komm, wir setzen uns und du erzählst mir, was du die letzten fünf Jahre gemacht hast. Oder waren es sechs? Soll ich dir was zu trinken holen?«
    »Ja, gerne. Bringst du mir ein Bier mit?«
    Ich schnappte mir zwei volle Gläser, die auf der Theke standen, und setzte mich mit Kelly in einer Ecke auf den Boden, da kein Tisch mehr frei war.
    »Du siehst toll aus«, konnte ich mir nicht verkneifen.
    »Danke. Du bist ein Schatz, David.« Bingo. Da war es wieder. Diesen Satz hatte sie früher immer gesagt und ich hatte es nicht oft genug hören können.
    »Also, wo hast du gesteckt die letzten Jahre? Irgendwann hab ich mal gehört, du wärst in Amerika.«
    »War ich auch. Drei Jahre Aupair in Boston. Nebenbei ein bisschen studiert. Das will ich jetzt hier fortführen.«
    »Ich bin auch an der Uni. Manchmal jedenfalls. Ich hasse die Uni.«
    »Was studierst du?«
    »Anglistik und Germanistik.«
    »Und es macht dir keinen Spaß?«
    „Ja ... nein ... teilweise. Es macht Spaß, diese ganzen tollen Bücher zu lesen, aber ich hasse es, wenn sie dann Stück für Stück auseinander genommen und analysiert werden. Weißt du, was ich meine?«
    „Ja, ich glaube schon.«
    Wir sahen uns kurz an. Da gab es noch etwas, worüber wir reden mussten, bevor wir ganz normal weitermachen
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