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König für einen Sommer: Roman (German Edition)

König für einen Sommer: Roman (German Edition)

Titel: König für einen Sommer: Roman (German Edition)
Autoren: Jochen Till
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einer deutlichen Rötung seines schwammigen Gesichts.
    »Hast du dich auf Sixties-Partys spezialisiert?«, schaltete Andi sich ein und jetzt war ich es, der lachend unter den Tisch abtauchen musste.
    »Nee, das kann man so nicht sagen«, erklärte der Dicke. »Ich mach eigentlich hauptsächlich Technoveranstaltungen. Aber so was wie hier macht natürlich auch Spaß.«
    »Aber das heute ist doch 'ne Sixties-Party, oder?«, wollte Beckmann wissen.
    »Ja, logo.«
    »Dann kannst du mir bestimmt etwas erklären?«
    »Klar, gerne. Was willst du wissen?«
    »Folgendes: Ich weiß, ich hab nicht so viel Ahnung von der Materie wie du. Immerhin bist du Profi, oder? Jedenfalls: Es will einfach nicht in meinen Kopf hinein, wie es dieser Vanilla Ice geschafft haben soll, ein Lied in den Sixties zu machen, wenn er doch erst 71 geboren wurde. Wie geht das? Kannst du mir das erklären? Falls nicht, solltest du dein musikalisches Konzept für heute Abend lieber noch mal überdenken und endlich das spielen, wofür du engagiert wurdest, sonst kannst du dir deine 150 Märker mitsamt Vanilla Ice nämlich genussvoll in den Arsch schieben und am Daumen lutschen. Hast du das kapiert, Klaus?«
    Die Farbe, die der DJ eben noch im Überfluss auf seinen dicken Backen getragen hatte, war blitzartig verschwunden. Hilfe suchend blickte er zu Susanne, aber die hütete sich natürlich, etwas gegen den Willen ihres Angebeteten zu sagen, und schickte den Haufen Elend mit einem »Wofür bezahl ich dich überhaupt?« zurück an seinen Platz, wo er sofort damit begann, seine Platten zu durchwühlen. Die Musik wurde trotzdem nicht sixtiesmäßiger, geschweige denn besser.
    Inzwischen war es merklich voller geworden und es kam sogar etwas Stimmung auf, was wahrscheinlich am deutlich gestiegenen Alkoholpegel lag. Wir machten uns gerade über die Flasche Wodka her, als die Mädels einliefen oder besser gesagt: auftraten. Der Saal tobte. Die Mädels kamen auf unseren Tisch zu. Fünf knallharte 60er-Jahre-Rocker in schwarzen Lederjacken, Levis 501 und Biker-Boots nahmen bei uns Platz. Theo kriegte seinen Mund nicht mehr zu. Sie sahen phantastisch aus.
    Mit einem Begrüßungskuss, der mir unter anderen Umständen sicherlich eine Erektion verursacht hätte, zwängte sich Pia neben mich. Seit mit Chris Schluss war, betrachtete sie mich als ihr Eigentum und erzählte jedem, wir wären zusammen, obwohl nie wieder etwas zwischen uns gelaufen war. Ich ließ sie noch nicht einmal in meine Wohnung, wenn sie vorbeikam, aber das störte sie nicht weiter. Wir waren zusammen. Punkt. Und da sie das tatsächlich glaubte, konnte man ihr noch nicht einmal vorwerfen zu lügen. Alles, was ich tun konnte, war so unfreundlich wie möglich zu ihr zu sein. Ihre Hand befand sich mittlerweile dort, wo sie die Auswirkung ihrer Begrüßung erwartete.
    »Komm, lass den Scheiß!«, sagte ich so genervt wie möglich und schob ihre Hand weg.
    »Oh, hat mein Schatz etwa schlechte Laune?«, flötete sie in mein Ohr, während sie meinen Kopf streichelte, als sei ich eine ihrer bescheuerten Katzen. »Aber jetzt bin ich ja da. Ich werde meinen Liebling schon aufmuntern. Komm, lass uns tanzen!«
    So viel Naivität wäre selbst für den geduldigsten aller Männer, der ich beileibe nie gewesen bin, zu viel gewesen. Die einzige Chance, einen ungestörten, Pia-freien Abend zu verbringen, lag darin, grob zu werden.
    »Pia, Schätzchen? Tust du mir einen Gefallen?«
    »Alles, Schnuckelchen. Das weißt du doch.«
    »Verpiss dich!«
    Sie schob sich langsam von meinem Schoß.
    »Okay, okay. Ich hab verstanden. Männerabend. Ist doch klar, Liebling. Wir sehen uns dann später noch.«
    Sie drückte mir noch einen Kuss auf und verließ den Tisch in Richtung Tanzfläche.
    »Ich versteh dich nicht«, sagte Theo, der die Szene mitbekommen hatte.
    »Was verstehst du nicht?«
    »Hey, ich meine, Pia sieht klasse aus und ihre Titten ... Weltklasse! Und sie betet dich an! Hey, ich meine, ich würde zugreifen ... sofort.«
    »Du würdest bei allem zugreifen, was Titten hat. Wenn Fische Titten hätten, wärst du jeden Tag im Aquarium.«
    »Nein, im Ernst. Pia ist eine Klassefrau. Mit Chris läuft doch eh nichts mehr. Warum nimmst du sie nicht?«
    »Weil ich sie nicht liebe.«
    »Was hat denn Liebe damit zu tun?«
    »Genau das ist es, was uns beide unterscheidet. Ich kenne die Antwort auf diese Frage und du nicht. Tust du mir bitte einen Gefallen? Geh und fick irgendwas!«
    »Was dagegen, wenn ich's bei Pia
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