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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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Julihitze, die mich eben noch gequält hatte, wurde mir plötzlich kalt. Erschrocken bremste ich ab, als ich sie bemerkte.
    Jenseits der Stadtgrenze, auf der anderen Seite der Mauer, standen dunkle Gestalten. Auch Liana und Paul hatten sie entdeckt, denn ihre Räder kamen direkt neben mir zum Stillstand. Sie wurden von den Büschen am Straßenrand halb verborgen, doch ich spürte, dass sie mich ansahen. Sie beobachteten nicht Liana oder Paul, nein, sie starrten eindeutig mich an.
    Ich betrachtete ihre merkwürdige Kleidung, schwarze Hosen und schwarze Hemden. Sogar ihre Gesichter waren von dunklen Tüchern verborgen, die nur einen Spalt für die Augen freiließen. Ich war mir sicher, dass Männer unter diesen Stoffen stecken, sie waren groß und breit. Fasziniert und gleichzeitig verängstigt blieb ich stehen, genauso wie es Paul und Liana taten.
    Es kam plötzlich und völlig unerwartet: Der stechende Blick einer der Gestalten bohrte sich regelrecht in meinen Kopf wie ein Pfeil mit einem Wiederhaken daran. Wie hypnotisiert ließ ich mein Fahrrad fallen und ging direkt auf ihn zu.
    „Komm zu mir!“, hallte seine Stimme und ich musste ihr folgen. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, ich sah nur noch den silbernen Blick seiner Augen. Er zog mich an, ohne dass ich mich dagegen wehren wollte.
    „Selma, was ist los mit dir?“ Lianas panische Stimme klang weit entfernt. Ich spürte, wie sie an meinem Arm zog und versuchte, mich festzuhalten, aber ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper.
    „Komm zu mir, Selma!“ Verlockend süß klangen die Worte. Ich wollte zu den schwarzen Männern.
    „Hilfe!“ Paul mühte sich erfolglos, meine festen Schritte aufzuhalten. Ich fühlte kaum, wie er an mir zog und zerrte. Die Stimme schien ungewohnte Kräfte in mir zu wecken. Mich trennten nur noch wenige Schritte von den Männern, als sich ein schmaler, dunkelhaariger Junge direkt vor mich stellte. Er unterbrach den Blickkontakt mit dem dunklen Mann, der silberne Blick verschwand. Ich blieb stehen und erwachte schlagartig aus meiner Trance.
    „Selma, halt an! Irgendetwas stimmt nicht mit diesen Typen“, schrie mir Liana ins Ohr und diesmal hörte ich sie klar und deutlich.
    „Hör auf so zu brüllen, ich bin nicht taub“, raunzte ich sie an und wandte mich dem Jungen zu, der mich unentwegt ansah. Sein vertrautes Gesicht war von Zorn verzerrt.
    „Adam, was machst du hier?“, fragte ich verwirrt und versuchte, an ihm vorbeizusehen. Die dunklen Männer waren weg.
    „Du solltest besser auf dich aufpassen und dich an die Regeln halten!“, flüsterte er wütend. Eine ungewohnte Regung, die ich sonst nicht an ihm kannte. Dann drehte er sich um und verschwand eilig zwischen den hohen Kiefern.
    „Was wollten die von dir?“ Liana war immer noch hysterisch, ihre Stimme bebte. Ich löste meinen verwirrten Blick von der Stelle, an der Adam verschwunden war.
    „Ich habe keine Ahnung, aber ich glaube nichts Gutes“, erwiderte ich und ein Frösteln zog über meinen Rücken. Was war nur mit mir passiert? Wie hatte ich so die Kontrolle über mich verlieren können? Die Sache machte mir Angst.
    „Lass uns bloß von hier verschwinden!“ Paul sah sich nervös um. Ich nickte heftig und ging zu meinem Fahrrad zurück.
    „Was waren das nur für krasse Typen? Total unheimlich.“ Paul verhaspelte sich beinahe vor Aufregung, als wir uns vom Südtor entfernten. Ich trat fester in die Pedale, die Panik wuchs unkontrolliert in mir und schien meine Brust zu sprengen. Der Schmerz schnürte mir die Kehle zu.
    „Und wie die angezogen waren und das bei dieser Hitze, das ist doch krank“ schnaufte Liana, während wir uns die Anhöhe hinaufkämpften. Keiner von uns trödelte.
    „Hast du gesehen, wie sie Selma angestarrt haben? Warum bist du eigentlich zu ihnen gegangen?“, keuchte Paul. Ich zögerte, bevor ich antwortete, holte tief Luft, um die Klammer der Panik von meiner Kehle zu lösen.
    „Er hat mich zu sich gerufen“, flüsterte ich heiser. Der erschrockene Gesichtsausdruck von Paul und Liana verstärkte meine Furcht. Ich sah angestrengt geradeaus.
    „Krass!“, keuchte Paul und ich spürte genau Lianas angsterfüllten Blick auf mir. Ihre Wangen glühten nicht nur vor Anstrengung.
    „Habt ihr nichts gehört?“, fragte ich zweifelnd. Meine Stimme war nur noch ein Krächzen. Es konnte doch nicht sein, dass nur ich diese Stimmen vernommen hatte, sie waren doch klar, laut und deutlich gewesen. Doch Liana und Paul schüttelten

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