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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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ich Maria von ihrem Sohn zu übermitteln
     hatte. Während ich Madame de Guise einen zärtlichen Blick zuwarf und einen anderen Blick der Prinzessin Conti, die ich in
     ihrem Unterkleid entzückend fand, beugte ich vor der Königin das Knie, doch konnte ich ihren Saum nicht küssen, in so starker
     Bewegung war sie. Als ich ihre Verstörtheit sah und fand, daß sie gar nicht in der Lage war, mich anzuhören, ja meine Worte
     auch nur zu verstehen, entschloß ich mich, zu warten, bis sie sich von dem Schlag ein wenig erholt hätte.
    Monsieur de La Place hingegen wagte es, endlich vorzubringen, weshalb er gekommen war. »Madame«, sagte er, »wir sind in großer
     Verlegenheit. Wir wissen nicht, wie wir der Marschallin von Ancre den Tod ihres Gemahls mitteilen sollen.«
    Hier hielt die Königin in ihrem Lauf inne, ihr Gesicht lief rot an, und weil sie in ihrem Zorn plötzlich ihre gelähmte |465| Zunge wiederfand, schrie sie voller Wut: »Wenn Ihr nicht wißt, wie Ihr ihr die Nachricht sagen sollt, dann singt sie ihr!«
    Diese Worte machten auf mich einen peinlichen Eindruck. Nach der Art, wie man mit ihrem Mann verfahren war, hatte die Concini
     kein rosiges Los zu erwarten, und die grobe Fühllosigkeit der Königin ihr gegenüber mutete mich schäbig an.
    »Ich habe wahrlich andere Sorgen!« fuhr sie aufgebracht fort. »Man rede mir nicht mehr von diesen Leuten! Ich habe es ihnen
     gesagt, sie sollten längst wieder in Italien sein! Noch gestern abend habe ich den Marschall gewarnt, daß der König ihn nicht
     liebt! Und jetzt habe ich genug mit mir zu tun, um mich auch noch um diese Frau zu kümmern!«
    Für mein Gefühl lag in diesem Benehmen und diesen Reden ein doppeltes, heuchlerisch verkapptes Eingeständnis: Maria hatte
     sich nie bereit gefunden, Concini den ausdrücklichen Befehl zu erteilen, er solle gehen, weil er, wie ich schon sagte, der
     starke Arm war, der sie gegen die Bestrebungen ihres Sohnes an der Macht hielt. Und wenn sie jetzt vor diesem Sohn zitterte,
     so, weil sie sich trotz allem bewußt war, daß sie gegen ihn mit schreiender Ungerechtigkeit gehandelt hatte.
    Nach diesem Ausbruch schien Maria sich allmählich zu beruhigen, als schöpfe sie neue Kraft daraus, daß sie alle Fehler ihrer
     Regentschaft auf die Marschälle von Ancre schieben konnte. Und ich sah den Moment für meinen Auftrag gekommen.
    »Madame«, sagte ich, indem ich abermals niederkniete, »ich bitte Eure Majestät, mich anzuhören. Ich habe eine Botschaft von
     seiten Eures Sohnes an Euch zu richten.«
    »Ich höre, Monsieur«, sagte sie, indem sie sich setzte und sich kläglich bemühte, die Fetzen ihrer Würde um sich zu sammeln.
    »Madame, der König Euer Sohn ist entschlossen, künftig Herr in seinem Reich zu sein und die Regierung des Staates in seine
     Hände zu nehmen. Er bittet Euch, ihm diese gnädigst zu überlassen.«
    »Ist das alles, Monsieur?« fragte sie mit einer Stimme, die hochfahrend klingen sollte, es aber nicht recht war.
    »Nein, Madame«, sagte ich mit neuerlicher Verbeugung. »Der König Euer Sohn ersucht Euch, Eure Wohnung nicht zu verlassen und
     Euch in nichts einzumischen.«
    |466| »Heißt das, ich bin gefangen, Monsieur?« fragte sie bitter.
    »Mitnichten, Madame, dies ist nur eine vorübergehende Maßnahme. Der König wird alsbald darüber wachen, daß Eure Majestät sich
     in eine Stadt Ihrer Wahl zurückzieht.«
    »Also bin ich abgesetzt und soll obendrein noch mit Schande verjagt werden!« schrie die Königin außer sich.
    »Madame«, sagte ich, »um Vergebung, aber Ihr könnt nicht abgesetzt werden, weil Ihr nicht regiert, Ihr habt der Regierung
     vor Monaten selbst entsagt. Und der König läßt Euch durch meinen Mund versichern, daß er Euch stets als seine Mutter ehren
     wird.«
    »Trotzdem, ich will ihn sprechen!« sagte sie in ihrer früheren despotischen Art.
    »Madame, wenn Eure Majestät mir erlauben, dies zu bemerken: es wäre im gegenwärtigen Augenblick ganz unnütz, eine Rücksprache
     mit dem König zu verlangen.«
    »Das werden wir sehen!« sagte sie hoheitsvoll. »Monsieur, Ihr könnt gehen.«
    Ich grüßte sie und ging, wobei ich einen erstaunten Blick meiner lieben Patin auffing, die dadurch, daß sie mich als Abgesandten
     meines Herrn auftreten sah, auf einmal erfuhr, daß ich an der Verschwörung gegen Concini beteiligt gewesen war. Was mich betrifft,
     so bestätigte mich dieses Zwiegespräch mit der Königin in dem Gedanken, daß sie heute so wenig wie gestern irgend

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