Können diese Augen lügen?
ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr alles wegnehme«, bekannte ich.
» Es sind deine Sachen.« Janie stopfte zusätzliches Papier in den Gläserkarton und schrieb mit einem meiner alten Marker: » Vorsicht, Glas« darauf. » Mach dir keine Gedanken. Wenn sie ein Problem damit hätte, hätte sie nicht die Umzugsleute angeheuert, damit sie uns helfen.«
Janie trat zu den Bücherregalen. Ich ging mit einem leeren Karton ins Bad. Die Handtücher ließ ich bis auf die großen alten Strandtücher zurück. Ich nahm den Duschvorhang mit den Fischen und den orangefarbenen Luftblasen ab, ließ aber die Badematte liegen; ich konnte mich ohnehin nicht daran erinnern, ob sie tatsächlich uns gehört hatte.
Da ich im Laufe der Jahre mein Zimmer weitgehend ausgeräumt hatte, blieb dort nicht mehr viel übrig. Ich nahm die Poster von der Wand. Die blauen Haftgummis waren vertrocknet und rissig und hinterließen ölige Flecken an den Wänden. Das Bild eines über einen Regenbogen ins Meer springenden Delfins sowie ein Katzenposter warf ich weg, mein U2-Poster und das, das Basquiat und Andy Warhol mit Boxhandschuhen und in glänzenden Shorts zeigte, behielt ich, obwohl ich wusste, dass ich sie nie wieder aufhängen würde. Ich rollte sie zusammen und schob ein Haargummi darüber.
Dann packte ich den Plattenspieler und den Anrufbeantworter ein und holte den Karton mit dem Christbaumschmuck aus dem Abstellraum. Als Janie nicht hinsah, schmuggelte ich den Sombrero-Magnet in ihre Handtasche.
Janie war mit dem Verpacken der Liebesromane fertig. Die Zeitschriften in den Körben unter dem Tisch ließen wir da. Später transportierten die Möbelpacker den Tisch und die Couch ab, sodass im Wohnzimmer nur die Körbe zurückblieben. Der Raum wirkte mit einem Mal furchtbar klein. Mom und ich hatten in diesem Apartment mit drei Zimmern und Bad so lange gewohnt, ohne dass es uns je klein vorgekommen wäre.
Als die Umzugsleute alles verstaut hatten, kam Janie zu mir und umarmte mich. » Es wird nie wieder so sein wie früher.«
» Das war es schon jetzt nicht mehr«, bestätigte ich.
» Was meinst du, was Mom daraus machen wird?«
» Einen Meditationsraum«, lachte ich. Ich sah Diane in einem Gymnastikanzug und hochhackigen Schuhen mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf einem Kissen sitzen, einen Drink in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand.
» Oder ein Yogastudio«, schlug Janie vor.
» Als was hat sie doch gleich die Yogastunden bezeichnet, die meine Mom einmal genommen hat?«
» Ich glaube, es war so etwas wie ›neumodische Hippiekommunistenscheiße ‹ «, kicherte Janie.
» Was hat denn Yoga mit Kommunismus zu tun?«
» Keine Ahnung«, erwiderte Janie. » Sie sagt oft Dinge, die keinen Sinn ergeben.« Sie trat in die Mitte des Raums. » Weißt du, was ich damit machen würde?«
» Was denn?«
» Alles so lassen, wie es ist, damit ich jederzeit hier hochkommen und das Radschlagen üben kann.« Sie hob die Arme und ihr rechtes Bein und schlug ein ungeschicktes Rad.
Ich folgte ihrem Beispiel. Wir schlugen Räder, bis unsere Handgelenke schmerzten und wir vor Lachen nicht mehr aufstehen konnten.
Dann lagen wir nebeneinander auf dem Boden und starrten zur Decke. Ich erinnerte mich daran, dass wir als Kinder oft auf dem Teppich gelegen und Malbücher ausgemalt hatten. Sie geriet nie über die vorgegebenen Linien, ich immer.
Janie trat mir leicht gegen das Bein. Als ich sie ansah, sagte sie: » Lass ja nicht den Kontakt zu mir abreißen, egal was kommt. Wenn dir jemand ein Angebot macht, verdopple ich es.« Sie lachte und weinte zugleich.
» Das könnte sich für mich lohnen.« Ich blieb ihr den Tritt nicht schuldig.
» Ich brauche dich«, murmelte sie.
» Ich weiß. Ich auch.«
» Du brauchst dich auch?« Sie lehnte den Kopf gegen meine Schulter.
» Ja«, gab ich zurück. » Dringend sogar.« Ich stützte den Kopf auf ihren Scheitel. » Und dich.«
Eine Weile lagen wir schweigend da. Ich sog die Atmosphäre des Kutschhauses ein letztes Mal in mich auf, und ich glaube, ihr ging es genauso. Ich versuchte, mich daran zu erinnern, wie die Lichtstrahlen über den Boden getanzt waren und sich der Teppich an meinen Armen angefühlt hatte.
Janie stand auf und sagte, sie müsse etwas aus dem Haupthaus holen, aber ich glaube, sie wollte mir nur Zeit geben, um Abschied zu nehmen.
Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen, dass meine Mom auch hier war, aber sie kam mir nur noch weiter entfernt vor als
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