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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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Spritze warte. Sie beide sind mit meinem Fall doch bestens vertraut, warum sollte sich jemand anderes völlig unnötigerweise einarbeiten? Ich liege hier schon ein kleines Weilchen, da kommt es auf ein paar Tage hin oder her sicherlich auch nicht mehr an.«
    Doktor Gralstor räusperte sich und sagte: »Genau das ist der Knackpunkt, Herr Schirmer. Es sind nicht ein paar Tage hin oder her.«
    »Ok, ok«, unterbrach ich ihn. »Und wenn’s ein paar Wochen sind, die krieg ich auch noch ’rum.«
    Die beiden Ärzte schauten sich fragend an und Doktor Gregor fuhr fort: »Herr Schirmer, es tut mir wirklich leid, das sagen zu müssen, aber es sind auch nicht nur ein paar Wochen! Um ganz ehrlich zu Ihnen zu sein – ähm – es gibt kein grünes Serum! «
    Meine Stimme überschlug sich: »Es gibt kein grünes Serum? «
    Die beiden sahen mich völlig geknickt an: »Nein, es gibt kein grünes Serum! Jedenfalls keines, das funktioniert! Vielleicht erinnern sie sich noch an Ihren jüdischen Zellennachbarn, Herrn Rosenthal?«
    Erst jetzt hatte ich seinen Namen erfahren, aber das Bild, wie er um sein Leben gekämpft hatte, war plötzlich wieder so präsent, als wäre es erst gerade erst passiert! Der Schreck ging mir bis ins Mark.
    Es war, als wäre ein riesengroßer Amboss auf meine Brust gefallen. Alle Luft war mir aus den Lungen gefahren. Es war mein Todesstoß und ich ließ ihn wirken. Ich brachte keinen Ton heraus, bis ich mir bis ins letzte Detail hinein klar gemacht hatte, was dies für mich bedeutete. Für immer an dieses Bett gebunden, bis man mich das allerletzte Mal hinausschieben würde.
    Eine verzweifelte Frage bahnte sich ihren Weg in mir nach oben und kroch dünn und stimmlos über die Lippen: »Und was ist mit dem BSS-Video mit Professor Marquez und Paul Kellermann? Bei Rot stehen und bei Grün gehen? «
    Doktor Gregor antwortete kaum hörbar: »Eine Marketing-Lüge!« Er räusperte sich und setzte seine Erklärung dann etwas lauter sprechend fort. »Professor Marquez hat eigentlich nur an einem Serum gearbeitet, das die Neurosynapsen trennt, das grüne Serum hat nie richtig funktioniert. Er hatte lediglich die Forschungsgelder eingestrichen und sich dann nach dem ersten Todesfall nach Brasilien abgesetzt. Mit frisierten Laborauswertungen hat er der Regierung und uns vorgegaukelt, er könne den Prozess wieder umkehren. Es tut uns wirklich so leid, wir haben es in der vollen Tragweite auch erst vor Kurzem erfahren.«
    Er ließ die Schultern hängen und Doktor Gralstor sprach weiter: »Vielleicht ist es für sie ein kleiner Trost, aber wir arbeiten bereits an einem neuen Serum. Ich möchte nicht zu viel Hoffnung in Ihnen wecken, denn es kann noch Jahre dauern, bis wir vielleicht die Möglichkeit haben, sie zurückzubringen. Aber wir sind dran und geben garantiert nicht auf!«
    Ich wusste, was das für mich hieß und sagte: »Vielen Dank für die gut gemeinten Lügen, aber lassen Sie mich jetzt bitte allein. Ich habe mit mir noch einiges zu bereden.«
    Doktor Gregor wollte gerade noch einmal ansetzen, als ihn Doktor Gralstor sanft zum Ausgang schob. »Bitte melden Sie sich, wenn Sie Hilfe brauchen!« Die Tür fiel hinter ihnen klackend ins Schloss.
    Jetzt waren wir wieder alleine, meine beiden Mitstreiter und ich. Jeder mit seiner ganz persönlichen Angst, die von Tag zu Tag immer größer wurde …

Nr. 5 lebt!
    Ich ließ mir mein Kehlkopfpflaster abnehmen, denn ich hatte nichts mehr zu sagen. Außer den notwendigen »Wartungsarbeiten« an meinem Körper wollte ich keinerlei Kontakt mehr. Ich schickte die Ärzte weg, sah erst gar nicht in meinen E-Mail-Account, ließ mein Holo-Flat-Pad so dunkel und tot über mir hängen, wie ich mich selbst fühlte.
    Mein Ich war eine dunkle Höhle, die von den Geschwüren des Selbstmitleides und der Hoffnungslosigkeit überzogen war. Wäre ich nicht, wie all die Jahre zuvor, mit einer Magensonde ernährt worden, hätte ich vermutlich das Essen vergessen und wäre irgendwann kollabiert. So ähnlich erging es wohl auch meinem indischen Zellennachbarn. Sein Vitalometer arbeite leise und unauffällig vor sich hin, bis das laute Pfeifen einer Flatline seinen Tod in den Raum hinausschrie!
    Ich schreckte aus meinem Delirium auf und bekam nur noch mit, wie Doktor Gregor den Alarm ausschaltete und traurig sagte. »Tja, da kann man nichts mehr machen, das war wohl seine eigene Entscheidung.«
    Nur drei Tage später folgte Nr. 2 , Herr Deckart, unserem indischen Zellennachbarn. Von den sieben

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