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Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
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ich mich allerdings im Traum zwicke, baue ich das in meinem Traum ein und träume weiter …«
    Ich beschloss es dennoch zu versuchen, war aber nicht in der Lage, auch nur den kleinen Finger zu bewegen. Dies konnte grundsätzlich drei Dinge bedeuten: Ich war tot und schmorte gerade in der Vorhölle. Oder … ich träumte lediglich, dass ich mich nicht bewegen kann. Oder aber … Folgenschwere Wahrheiten scheinen immer besonders bedächtig durch die Synapsen zu schleichen. Oder aber ich konnte mich tatsächlich nicht bewegen! Querschnittsgelähmt?!
    Ich hatte ein wirklich ernst zu nehmendes Realitätsproblem und habe es bisweilen immer noch. Was war real? Wie viele Realitäten gab es? Und welche davon konnte und welche davon sollte ich akzeptieren? In meiner Erinnerung war ich Teilhaber einer Film- und Event-Agentur, der ein mehr oder minder glückliches Leben führte. Andererseits lag ich hier wie einbetoniert in einem Körper, den ich nicht einmal sehen konnte. Ich ging davon aus, ein Mann zu sein, konnte es aber in meiner Verwirrung und Desorientierung nicht beschwören. Und dann waren da noch diese komischen Leute, die ich, um ihnen den Schrecken zu nehmen, »Kaffee« und »Brötchen« nennen wollte. Wieso quälten sie mich? Und wieso nannten sie mich den Regenschirm-Mörder oder Nr.5? Nach Chanel duftete ich gerade bestimmt nicht! Ganz im Gegenteil! Ich roch muffig, krank und mein Schweiß hatte die Ausdünstung von Medikamenten in sich. So langsam wurde ich wirklich neugierig, welche Rolle ich eigentlich spielte und spielen sollte. Ich beschloss mein Identitätsproblem zuerst einmal beiseite zu schieben, um das erste Problem zu lösen. Vielleicht würde ich sich dadurch auch mein Identitätsproblem klären. Also beschloss ich, rein hypothetisch, meine Umgebung als »wahre« Realität zu akzeptieren. Ich hatte die leise Hoffnung, dass ich durch das Erkunden meiner Umgebung entweder ein Fluchtloch in meinem Traum finden oder ich sonstige Aufschlüsse bekommen würde.

Lagebericht
    »Lagebericht!«, lautete das donnernde Kommando von Captain Kirk jedes Mal, wenn sein Raumschiff schwer beschädigt durchs All trudelte. Ohne sich von der Stelle zu bewegen, bekam er auch noch aus den letzten Ecken des Schiffkörpers alle relevanten Informationen übermittelt. Ich saß zwar nicht in einem Kommandosessel, sondern lag stattdessen in einem Bett, aber dafür war ich zu völliger Reglosigkeit verdammt. Da sollte so ein Lagebericht doch kein Problem sein.
    Mein persönlicher Gott mit grauem ZZ-Top-Rauschebart und Blaumann hatte sich bereits auf die Brücke gebeamt und fragte: »Das Persönlichkeitsortungssystem ist ausgefallen? Ich brauche dafür zwei Tage – aber für Dich mache ich es in einem!«
    Mit solchen Ablenkungsspielchen versuchte ich, meine immer wieder aufkeimende Panik im Zaum zu halten. Denn unbewusst stieg mit der Angst bereits die Gewissheit einer unumkehrbaren Wahrheit in mir auf.
    Ich begann also damit, alle greifbaren Informationen um mich herum zu sammeln. Ich konnte mich nicht bewegen und nicht sprechen – ich hatte es wieder und wieder versucht und lediglich undeutliches Gegrunze zustande gebracht. Ich konnte mich also nur auf das verlassen, was meine Augen sahen, meine Ohren hörten, meine Nase roch und mein Körper fühlte. Im Augenblick fühlte er sich recht nass zwischen den Beinen an und meine Nase glaubte, diese unangenehme Botschaft bestätigen zu können. Diese überaus realistischen Empfindungen versuchte ich angestrengt auszublenden.
    Inzwischen hatte ich herausbekommen, dass zu meiner Linken nicht nur vier weitere 3-D-Flachbildschirme an der Decke hingen, sondern sich auch vier weitere Betten mit Menschen darin befanden. Zählte man von der Fensterseite her, war ich die Nr.5 .
    Rechts neben mir gab es zwei weitere belegte Betten. Ich versuchte Kontakt mit den anderen aufzunehmen, aber wie sollte das gehen, wenn der eigene Kopf unbeweglich und starr zur Decke gerichtet war und man die Augen nur bis in die Augenwinkel drehen konnte. Immerhin sah ich, dass bei Nr.1 bis 4 der 3-D-Flachbildschirm lief. Nur Nr. 6 und Nr. 7 waren tot – zumindest was den Flatscreen betraf. Der Bildschirm über mir hatte sich, kurz nachdem »Kaffee« und »Brötchen« streitend aus dem Raum gegangen waren, abgeschaltet. Anscheinend liefen die Geräte nur, solange Blickkontakt bestand. Vielleicht konnte ich ja so etwas herausfinden, nicht umsonst wurde der Fernseher das Fenster zur Welt genannt.

Infotainment
    Ich

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