Koerpersprache Der Erotik
zärtliche Geste, die ihre Leistenbeuge zum Angriffsziel hat.
Männer lieben es - genau wie die Frauen -, wenn ihnen der Nacken gekrault wird: genau dort, wo der zentrale Kapuzenmuskel sitzt.
Nehmen Sie sich doch mal die Zeit und erforschen Sie Ihre Körper- Sie werden eine ganze Menge Neues erfahren!
All die kleinen Berührungen heißen doch nichts anderes als
»ich begehre dich«, »ich liebe dich« oder auch »ich vertraue dir«.
Denn Berührungen machen offen und bereit für die Liebe! Nur bevor es dazu kommt, kann es doch noch Probleme geben. Ich weiß das von vielen Frauen, die sich immer wieder darüber beklagen, daß die Männer im Lauf der Zeit das Vorspiel zur Liebe auf ein Minimum reduzieren. Und die Männer meinen: »Das ist doch nicht so wichtig, darauf kommt's doch nun wirklich nicht mehr an.«
Irrtum - denn das lustvolle Miteinanderspielen spielt für beide eine große Rolle.
XII
Fallgruben
Das Vorspiel - die Pflicht vor der Kür?
Ouvertüren - daran läßt sich nun mal nicht rütteln - gehören zur Oper so selbstverständlich wie die herzzerreißende Liebesarie des Helden und der schmelzende Schlußakkord. Entstanden sind die Opernvorspiele nicht aus überschäumender Komponierlust, erzählt die Musikgeschichte, sondern aus schierer Notwendigkeit. Das Theaterpublikum, früher keineswegs so andachtsbeflissen wie heute, mußte erst einmal zur Ruhe und in Stimmung gebracht werden, ehe der Vorhang gehoben werden konnte.
Etwas Ähnliches gilt auch für die sexuelle Liebe. Auch ihr gehen ganz selbstverständlich eine Zeit der Vorbereitung und ein paar Takte Zärtlichkeit voraus. Ohne diesen Beginn würde Sexualität auf Dauer auch gar nicht funktionieren.
So ist das sexuelle Vorspiel, darauf abzielend, die Lust vor dem Koitus zu steigern, keineswegs eine Entdeckung der Menschen, es ist vielmehr eine Erfindung der Natur: Auch bei den meisten Tieren ist der eigentlichen Vereinigung - die meist rasch erledigt ist - eine Reihe äußerst komplizierter Balzrituale vorgeschaltet. Der Sinn dieser Ouvertüre liegt darin, möglichst günstige Bedingungen für die sexuelle Begegnung herzustellen. Beide Beteiligten sollen in hohem Maß aufmerksam und bereit füreinander werden.
Auch die Menschen betreiben sexuelles Vorspiel - eine bekannte Tatsache. Und sie tun es, seit sie auf dieser Welt existieren - und natürlich auch die Liebe.
Manchmal besteht es nicht aus Gesten und Zärtlichkeiten, sondern nur aus unwägbaren Signalen, die blitzschnell zwischen beiden hin- und hergehen. Meist wird aber geküßt, gekuschelt, gekichert, geseufzt und gekost. Ob flüchtig und spontan oder langwierig und nach so komplizierten Ritualen, wie sie beispielsweise das indische »Kamasutra«
lehrt. Der Effekt ist im Prinzip der gleiche: Zwei zunächst noch getrennte Körper und Seelen können sich aufeinander einstimmen und sich auf die gleiche Wellenlänge einschwingen.
Beim erotischen Vorspiel macht man sich mit dem Geruch
des anderen vertraut, mit seiner Art des Zupackens und der Intensität seines Begehrens. Man erahnt, welche Empfindungen das Zusammensein bereithält.
So verstanden, kann wohl niemand bezweifeln, daß sexuelles Liebesspiel notwendig ist, wenn die Liebesbegegnung stimmen soll. Jedoch: Seit Sexualität nicht mehr nur gelebt, sondern auch wissenschaftlich erforscht wird, hat die Sache mit dem Vorspiel plötzlich einen neuen Akzent bekommen. Und der ist leider dazu angetan, das lustvollste aller Spiele in harte Arbeit umzumünzen.
Fast jeder hat sie schon einmal gesehen: die Erregungskurven von Mann und Frau, aufgezeichnet von den amerikanischen Sexualforschern WILLIAM MASTERS und VIRGINIA JOHNSON. Diese graphischen Darstellungen männlicher und weiblicher Lust verlaufen ja keineswegs synchron. Beim Mann denkt man unwillkürzlich ans Matterhorn: steiler Anstieg, spitzer Gipfel und jäher Abfall. Bei der Frau dagegen fühlt man sich an die unverkennbare Silhouette des Kilimandscharo erinnert: sanfter Anstieg, langgezogene Kuppe und gemächlicher Abstieg. Von diesen wissenschaftlichen Untersuchungen blieb in den Köpfen vor allem die lapidare Feststellung zurück: Die Frau »braucht« länger als der Mann, und soll auch sie den Gipfel erklimmen, muß der Mann etwas tun: nämlich
»vorspielen«.
So entstand der moderne Mythos vom sexuellen Vorspiel als Aufwärmphase für die zum Orgasmus so wenig begabte Frau. Und das Ideal vom guten Liebhaber, der durch ausgedehnte Spielereien seiner Partnerin bei
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