Koerpersprache Der Erotik
nicht, daß ich immer alles tun muß. Richtig reagieren besteht doch aus mehr als dem gelegentlichen Ausspruch: Das ist gut.«
»Die Mädchen erwarten immer, daß ich alles erledige. Sie rühren sich nicht im Bett, ergreifen nicht die Initiative, sind nicht aggressiv genug. Ich glaube zu verstehen, warum sie sich so verhalten. Sie kommen oft nicht zum Orgasmus, wissen aber,
daß die Männer einen bekommen. Deshalb, finden sie, brauchen sie nicht mitzuhelfen, daß der Mann dann seinen erlebt!« Die Aussagen der Männer zeigen ziemlich deutlich, was passiert, wenn sexuelles Vorspiel als Einbahnstraße zum Orgasmus der Frau mißverstanden wird. Als Preis, den der Mann dafür zu zahlen hat, daß er von Natur aus schneller kommt: Die Frauen verhalten sich tatsächlich passiv, weil sie überzeugt sind: Nur ich brauche das Vorspiel.
Die Männer »rackern sich ab« (dieser Ausdruck tauchte auf SHERE
HITES Fragebögen auf) und haben das Gefühl, zu kurz zu kommen.
Paradoxerweise machen sie ihren Partnerinnen meist nicht deutlich, wie sehr auch sie sich nach Zärtlichkeiten sehnen. Und zwar, weil sie selbst im Irrtum befangen sind, daß ein Mann das doch eigentlich gar nicht braucht.
Wie wichtig es für eine glückliche sexuelle Verbindung ist, erotisches Vorspiel von der zwanghaften Zielvorstellung »Orgasmus« zu befreien, erkannten auch die Sexualwissenschaftler Masters und Johnson. Fast jedem Paar, das bei ihnen um Hilfe wegen sexueller Probleme ersuchte, wurde erst einmal folgendes Programm verordnet:
Sexuelle Vereinigung und Orgasmus waren für einige Wochen strikt
»verboten« - dagegen waren alle Zärtlichkeiten und Schmusereien erlaubt.
Also genau das, was gemeinhin als Vorspiel bezeichnet wird. Nur so, befanden die Therapeuten, kann die Lust am Körper und der sexuellen Stimulation wieder entstehen - kann Spiel also wirklich wieder Spiel sein.
Schon allein diese Erkenntnis mag manchem helfen, sich wieder unbefangener ins erotische Vorspiel einzulassen. Aber es gibt noch ein anderes Geheimnis. Der Münchner Ehetherapeut KARL HERBERT
MANDEL formuliert es so: »Die Kunst der Liebe besteht nicht so sehr im Anfangen, sondern im Aufhörenkönnen.« Also auch in der Kunst der Pausen.
Wer hat diese Situation nicht auch schon in seinen innigen Stunden erlebt?
Man hat sich eingelassen, auf- und angeregt, gekuschelt und geschmust-und dann doch festgestellt, daß die Lust nicht so richtig wächst, sondern nur unbestimmt dahin-
plätschert. Manche marschieren dann doch verbissen weiter: »weil's ja weitergehen muß«.
Richtiger wäre es, das Spiel leichten Herzens ausklingen lassen. Ohne das Gefühl, daß etwas schiefgelaufen ist. Mit der ganz sicheren Empfindung: Es war auch so schön.
Und gleich noch ein zweites Geheimnis: Spielen macht am meisten Spaß, wenn beide gleichberechtigt sind. Höchste Lust, schreibt der amerikanische Bioenergetik Therapeut ALEXANDER LOWEN, entsteht da, wo jeder in gleichem Maß an den anderen und an sich denkt. Zu Recht hat man den krassen Egoismus der Männer angeprangert, die nur schnell zur eigenen Sache kommen wollen.
Ebenso weit entfernt von sexueller Einfühlung ist jedoch, wer nur auf die Lust des anderen schielt. Das schönste aller Liebesspiele bleibt hohl und leer, solange sich nicht die Grenze zwischen Geben und Nehmen verwischt. Und ist dieser Punkt erreicht, tauchen Fragen wie: »Ist das lange genug? Ist das auch gut genug? Kann ich jetzt aufhören?« ohnehin nicht mehr auf. Denn dann haben längst Herz und Bauch das Kommando über den Kopf übernommen - und alle Unsicherheiten verflüchtigen sich wie Eiskristalle in der Sonne!
Das Vorspiel ist also Pflicht und Kür in einem.
Das Vorspiel ist wichtig für Mann und Frau. Aber es wird wirklich zum Streß, wenn Sie dabei zur Uhr schielen!
Sie dürfen auch nie vergessen - die Liebe, die körperliche Liebe, hat immer etwas mit der aktuellen Tagesform zu tun. Manchmal will man lange kuscheln und manchmal eben lieber gleich zur Sache kommen!
Die Lust ist weg - alles geht schief!
Vielleicht kennen Sie die Situation aus eigener Erfahrung: Sie haben sich den ganzen Tag darauf gefreut, mit Ihrem Partner zu schlafen. Dann ist es soweit - der Abend war gemütlich, ganz entspannt. Doch schon auf dem Weg ins Schlafzimmer sind Sie sich nicht mehr so ganz sicher, ob Sie immer noch die ganz große Lust auf Sex und Streicheleinheiten haben.
Endlich im Bett, ist der noch vorhandene Rest dann ganz weg - einfach weg!
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