Koerpersprache Der Erotik
Kreisläufe in Gang: Die sexuelle Erregung beginnt, Blut fließt vermehrt in die Genitalorgane. Die Geschlechtsorgane schwellen an - beim Mann deutlich sichtbar als Erektion. Das Herz beginnt schneller zu schlagen, der Atem vertieft sieh, die Sinneswahrnehmungen verändern sich, und auch die Haut verwandelt sich auf eigentümliche Weise. Sie ist stärker durchblutet, wird rosig, die Poren öffnen sich, kleine Schweißperlen werden abgesondert, und durch die verstärkte Atmung kann es zu einem leichten Kribbeln in Armen, Beinen oder sogar im ganzen Körper kommen. So sehr verändert sich die Empfindsamkeit der Haut, daß auf dem Gipfel der sexuellen Erregung auch Berührungen, die sonst unangenehm wären - zum Beispiel leichtes Schlagen oder Kratzen -, als lustvoll empfunden werden. Und manchmal sehen die Partner dann erst nach dem Liebesakt an den Spuren auf der Haut, daß sie sich weh getan haben.
Bei allen Ähnlichkeiten gibt es aber doch einen großen Unterschied: Frauen reagieren normalerweise noch intensiver auf Berührungen als Männer. Während bei jenen, den meisten jedenfalls, der Orgasmus nur durch die Stimulierung des Penis ausgelöst wird, können Frauen schon durch die Reizung der Brust oder leichtes Klopfen auf den Po zu einem sexuellen Höhepunkt gelangen.
Auch wenn der Ausdruck erogene Zone erst in diesem Jahrhundert geprägt wurde und erst die moderne Sexualwissenschaft genaue Kenntnisse über die Reaktionen dieser Stellen erworben hat - das Wissen um die sensiblen Bereiche der Lust ist uralt.
Das zeigt sich schon unmißverständlich an der Mode. Je nach Freizügigkeit oder Prüderie einer Kultur wurden die erogenen Zonen entweder schamhaft verhüllt oder im Gegenteil
entblößt beziehungsweise raffiniert als Blickfang unterstrichen. Egal, ob man sich - wie schon im Altertum - die Lippen einladend rot färbte, den Po durch bauschige Krinolinen vergrößerte oder den Ausschnitt mit einem Anhänger in Tropfenform schmückte, immer ging es darum, den Blick und die Phantasie des Gegenübers auf mehr oder minder subtile Weise in die richtige Richtung zu lenken.
Desgleichen verhält es sich aber auch mit dem Wissen, daß in Wirklichkeit nicht nur die direkten sexuellen Zonen erogen sind, sondern eigentlich der ganze Körper voller Quellen von Lust steckt.
Ob im indischen » Kamasutra «, in der Liebeslehre des Römers OVID oder in modernen Ratgebern für sexuelles Glück immer werden die Liebenden dazu ermuntert, den ganzen Körper in ihr Liebesspiel einzubeziehen und seine verborgenen sensiblen Stellen zu entdecken.
Auch das zarte Reiben der hochempfindsamen Fingerkuppen kann feine erotische Gefühle auslösen. Ebenso wie das Streicheln, Drücken oder behutsame Kneten von Nacken, Ohren, Ohrläppchen und Achselhöhlen.
Sogar die Zehen - die großen Zehen vor allem - gelten in den indischen Liebeslehren als »Saiten«, die man zum Schwingen bringen kann.
Da die Menschen trotz der anatomischen Ähnlichkeiten doch immer auch einzigartige Wesen sind und sich ihre Sensibilität im Lauf ihres Lebens verändern kann, sind dem phantasievollen Erforschen und behutsamen Ausprobieren beim Liebesspiel eigentlich niemals Grenzen gesetzt.
Um Sexualität voll und immer wieder neu zu erleben, ist es jedoch nicht nur notwendig zu wissen, wo sich die eigenen sensiblen Bereiche und die des Partners konzentrieren - auch auf das »Wie« des Stimulierens kommt es an.
In dieser Frage unterscheidet sich »grobe« Sexualität von der hohen Kunst der Erotik. Bei manchen sexuellen Begegnungen kann das stürmische und direkte Vordringen zu den sensibelsten Zonen im Genitalbereich »richtig«
sein und höchste Lust bereiten. Zu anderen Zeiten ist es dann wieder aufregender, genußreicher, sich behutsam und spielerisch vorzutasten – von den erotischen Grenzbereichen bis zu den heißesten Zonen der Erregbarkeit.
Auch mit der Art der Berührung kann man spielen: zart oder kräftig, streicheln oder drücken, schnell oder langsam. Das erfordert aber viel Fingerspitzengefühl. Denn sehr leicht kann die Lust - vor allem an Penis und Klitoris - in Unlust umschlagen. Auch die Dauer der Reizung spielt eine wichtige Rolle. Es stimmt zwar im allgemeinen, daß längere Stimulierung die Erregung steigert und daß ein Abbruch der Reizung die Lust abflauen lässt - aber nicht immer. Dauerhaftes Reizen kann auch in Überreizen umschlagen. Hier kommt es auf sexuelle Erfahrung, Ehrlichkeit und oft auch Vertrautheit mit einem bestimmten
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