Körpersprache der Liebe
Reizübertragung in Milliarden von »Schaltungen« und schafft dadurch neue Interaktionsmuster zwischen den Nervenzellen.
Sind wir verliebt, kreist in unserem Blut auch vermehrt das körpereigene Hormon Phenylethylamin (PEA). Dieses Molekül, das in geringen Mengen in Bittermandelöl und Schokolade zu finden ist, hat eine stark psychogene Wirkung und soll laut dem australischen Chemiker Peter Godfrey für die »Achterbahn der Gefühle« von Verliebten verantwortlich sein. Und Helen Fisher glaubt, dass PEA »ein Paar so lange zusammenhält, bis ein Kind die schwierigen ersten Jahre überstanden hat«. Auch das Hormon Vasopressin unterstützt offenbar die Bindung. Es wirkt als Signalmolekül innerhalb des Gehirns, regelt dort die Körpertemperatur, steuert die Emotionen und kontrolliert die Verarbeitung von Duftstoffsignalen, die das soziale Zusammenleben bestimmen.
Betörende Botenstoffe
Apropos Duftsignale: Sind wir verliebt, verändern sich sowohl unser Geschmacks- wie auch unser Geruchssinn. Frisch verliebte Paare empfinden süße und bittere Speisen weniger intensiv, während die salzige und saure Geschmackswahrnehmung dagegen besser funktioniert. Forscher vermuten, dass Serotonin (das an der Geschmacksausbildung beteiligt ist) hinter diesen Effekten steckt. Und bei verliebten Frauen ändert sich zum Beispiel der Geruchssinn so, dass selbst gute Freunde plötzlich nach »Feind« riechen. Die Natur scheint Verliebte mit diesem Wahrnehmungstrick weniger zugänglich für sexuelle Signale anderer zu machen, um das Erfolgsmodell »dauerhafte Partnerschaft« abzusichern, vermutet ein kanadisches Forscherteam. Die Wissenschaftler ließen 20 vergebene Frauen zunächst ihre romantischen Gefühle für den Mann anhand eines Fragebogens bewerten. Danach sollten sie an verschiedenen Shirts riechen, in denen eine Woche lang ihr Partner, ein fremder Mann sowie männliche oder weibliche Freunde geschlafen hatten. Das Ergebnis: Ohne jegliche Probleme war es den Testpersonen möglich, das Shirt ihres Liebsten herauszufinden. Auch die Freundin wurde am Duft erkannt, männliche Freunde dagegen nicht. Die Trefferquote per Nase war dabei umso höher, je verliebter die Frauen waren.
Insgesamt gilt: Je näher wir uns kommen, desto mehr entscheidet die Nase, ob wir zusammenpassen. Riechen zwei Partner zu ähnlich, können sie mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Kinder bekommen.
Individuum bleiben, Liebespaar werden
Wie wir gesehen haben, bildet die Biochemie der Liebe eine wesentliche Grundlage für eine Partnerschaft. Sie schafft sozusagen die Voraussetzungen für die Erhaltung der Art. Aber zusätzlich haben wir es als eigenständige und selbstbewusste Persönlichkeiten selbst in der Hand, aus einer Verliebtheit eine anhaltende Beziehung zu machen. Das geht natürlich nicht ohne Gefühl, Verständnis, Toleranz und Fürsorge. Und auch nicht ohne gemeinsame Zeit. Der neue Zustand begann mit einem Paukenschlag: Wir haben uns verliebt! Mit einem Lied auf den Lippen tänzeln wir durchs Treppenhaus, kein Spiegel, keine kitschige Komödie und kein Dessousgeschäft (zumindest bei Frauen) ist vor uns sicher – und nun?
Zuerst ein zartes Pflänzchen
Frisch verliebt zu sein, ist einfach ein herrliches Gefühl! Die neue Liebe beflügelt, beseelt und inspiriert, und »er« oder »sie« geht einem nicht mehr aus dem Kopf. Nächtelang wird geredet und geturtelt, man erfährt die Lebensgeschichte des anderen, spricht über Interessen und Vorstellungen vom Leben und einer Partnerschaft. So entsteht Vertrautheit und Nähe. Auch wenn alles perfekt erscheint, heißt es dennoch, vorsichtig mit dem Pflänzchen »Liebe« umzugehen. Noch ist die Liebe nicht stabil und könnte sich als ein Strohfeuer erweisen.
In dieser Phase macht Liebe blind, man sieht über die Schwächen oder Fehler des anderen großzügig hinweg und genießt einfach nur die neue Innigkeit. Verschließen Sie hier nicht zu sehr die Augen und hören Sie auf den eigenen Bauch. Denn sehr oft sind die zunächst liebevoll betrachteten Schwächen des anderen später der Auslöser für ernsthafte Streitigkeiten. Sind wir möglicherweise zu Beginn noch stolz, dass er so viel beschäftigt ist und verzeihen leicht, dass er deshalb zu Verabredungen oft zu spät kommt, kann diese Unzuverlässigkeit irgendwann nerven. Oder finden wir es anfangs liebenswert, dass die neue Freundin immer ewig im Bad braucht und nehmen die Wartezeit gern in Kauf, kann es einen handfesten Streit geben, wenn später
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