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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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Beifahrerscheibe heruntersurren ließ.
»Hast du Lust auf ein bisschen Entspannung, bevor du zu deiner Alten nach Hause
fährst?«
    »Bist ganz schön verpackt?«,
antwortete der Fahrer mit einer fragenden Geste.
    »Na, das ist doch gerade das
Geile! In 20 Jahren, wenn ich so niemandem mehr gefalle, dann putze ich mich
vielleicht auch so raus wie die da!«, sagte die Monika mit einer Handbewegung
zu den anderen hin.
    »Und was soll’s kosten?«, fragte
der Fahrer, scheinbar überzeugt von Monikas Argument.
    » Fünfzig die Viertelstunde! Ist
’n Sonderpreis, weil du so’n Süßer bist!«
    »Fünfzig für ’ne 14Jährige? Ist
das nicht ein bisschen Wucher?«, fragte der Freier.
    »Nun mach’ mal halblang! Ich bin
16 und keine 14!«, empörte sich die Monika. »Und außerdem was haste denn?
Wenn du auf alte Weiber stehst, dann bediene dich doch bei den Kolleginnen
hier! Dann brauchst du dich altersmäßig von deiner Alten her wenigstens nicht
umgewöhnen!«
    »Sei nicht so frech! Steig schon
ein!«, forderte sie der Fahrer auf.
    »Und du bist dir auch sicher, dass
ich dich nicht überanstrenge?«, feixte die Monika noch, während sie aber
schon in den Wagen stieg.
    Die meisten Freier fuhren mit
ihren Nutten auf den Aldi-Parkplatz drei Straßen weiter, der auch nachts frei
zugängig war, auf dem ein Schild allerdings darauf hin gewiesen hat, dass
unrechtmäßig außerhalb der Geschäftszeiten abgestellte Fahrzeuge abgeschleppt
würden. Kein Parkhindernis für die Freier, weil Abschleppfahrzeug immer längere
Anfahrtszeit als Aufenthalt auf dem Parkplatz, selbst für die Nachzahler, denen
eine Viertelstunde nicht reichte.
    Aber der Fahrer fuhr nicht auf den
Aldi-Parkplatz. Er fuhr einfach weiter und weiter. Da Monika quasi Berlinneuling,
zumindest noch nicht wirklich fit in der Stadtgeografie Berlins,
hatte sie auch keine Ahnung, wohin die Fahrt ging.
    »Hey, wo willst denn hin?«, fragte
sie.
    »Ich bring’ dich zu deinen
Eltern!«, sagte der Fahrer.
    »Bist du verrückt oder was?«,
schrie die Monika, die immer noch nicht so recht wusste, was Sache war.
    Da schob der Fahrer seine rechte
Hand in seine linke Brusttasche, holte eine Art Brieftasche heraus,
klappte sie mit dem Daumen auf und hielt sie der Monika hin.
    Die schnappte erst einmal nach
Luft.
    »Ich bin von der Sitte! Wir fahren
jetzt aufs Revier und rufen deine Eltern an. Oder willst du mir erzählen, sie
haben dich hier auf den Strich geschickt?«
    Die Monika wusste nicht, was sie
tun sollte, ob sie toben sollte, ob sie die Zerknirschte spielen sollte oder ob
sie sich aus dem fahrenden Auto stürzen sollte. Letzteres die Monika natürlich
nie, weil Lebenslust zu groß. Und Tobsuchtsanfall auch nicht vielversprechend,
weil Lage dadurch kaum zu verbessern. Also reumütig sein! Genau, damit
wollte sie’s versuchen. Und natürlich Schuldzuweisungen!
    »Ich wurde doch gezwungen, dort zu
stehen!«, jammerte sie und presste dabei ein paar Tränen in ihre Augen.
    »Hat aber nicht danach
ausgesehen!«, antwortete der von der Sitte ungerührt.
    »Was hätten Sie an meiner Stelle
getan, wenn der Roberto in seinem Ferrari auf Beobachtungsposten steht und
Ihnen gewaltig die Fresse poliert und Sie wie Papier zusammenfaltet, wenn
Sie nicht parieren?«, fragte die Monika mit einem Funken Hoffnung, der von
der Sitte würde sich erweichen lassen.
    »Roberto? Roberto de Santis?«,
fragte der von der Sitte, schaute dabei kurz zur Monika hinüber und zog dabei
seine Stirn in Falten, was man recht gut sah, da Glatzenansatz größer als
Haaransatz.
    »Ja! Warum?«, fragte die Monika.
Inzwischen konnte sie sich das ›WARUM‹ ja sogar schon vorstellen. Bestimmt war
der Roberto denen von der Sitte kein Unbekannter. Und wahrscheinlich
kannte der Roberto auch die von der Sitte recht gut. Vermutlich hat er auch den
Audifahrer erkannt und ist deswegen abgehauen. Mit den Lichtzeichen wollte er
sie warnen. Ja, so wird es gewesen sein. Aber wie sollte sie da jetzt
rauskommen? Mit Robertos Hilfe war wohl am allerwenigsten zu rechnen!
    »Wir haben den Roberto de Santis
schon lange wegen seiner Zuhälterei im Visier. Weil aber keine seiner Miezen zu
einer Aussage gegen ihn bereit ist, können wir ihm auch nicht ans Leder. Da
habe ich mit dir ja einen echten Glückstreffer gemacht!«, sagte die
Halbglatze von der Sitte mit strahlendem und doch irgendwie fiesem
Lächeln im Gesicht.
    »Ich muss dringend pinkeln!«,
sagte da die Monika, zwickte dabei beide Beine zusammen und hielt sich

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