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Koestlbachers erster Fall

Koestlbachers erster Fall

Titel: Koestlbachers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Fenzl
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mit
beiden Händen den Unterleib, die Linke außen an der Jeans, die Rechte in
die Jeans geschoben.
    »In ein paar Minuten sind wir auf
dem Revier!«, meinte dazu ungerührt die Halbglatze.
    »Ich muss jetzt pinkeln! Wenn Sie
mich nicht dort bei dem Lokal kurz zum Pinkeln rauslassen, versaue ich Ihren
Wagen. Ich habe mir wegen dem Roberto eine Blasenentzündung geholt!«,
sagte die Monika.
    »Vom Blasen bekommt man keine
Blasenentzündung!«, meinte die Halbglatze und lächelte dazu süffisant.
    »Scheiße! Hab’ ich aber! Schauen
Sie doch her! Ich kann’s nicht halten!«, sagte die Monika und hielt der
Halbglatze ihre feuchte rechte Hand vor sein Gesicht.
    »Scheiße!«, presste nun auch die
Halbglatze hervor und trat auf die Bremse. Gerade noch rechtzeitig, um seinen
Wagen vor dem Lokal zum Stehen zu bringen.
    »Drei Minuten!«, schrie er der
Monika noch nach, die sofort aus dem Wagen sprang und in dem Lokal verschwand.
    Du wirst dir schon denken: Die Monika
keine Blasenentzündung. Und feuchte Hand nur bewusst ein paar Tropfen
drauf gepresst. Und im Übrigen genug Feuchte von den letzten Freiern
vorhanden.
    Dass ihn die Monika zum Narren
gehalten hatte, das begriff die Halbglatze auch bald, als keine Monika
mehr auftauchte und auch weit und breit keine Monika mehr zu finden
war. Das Luder hatte sich durch einen zweiten Ausgang oder ein
Toilettenfenster verdünnisiert. Auch Halbglatzen von der Sitte müssen eben
immer wieder mal was dazu lernen.
    Mit dem Geld der Freier, zum
Abliefern war ja noch keine Gelegenheit gewesen, nahm sich die Monika ein Taxi
zum Bahnhof Zoo und setzte sich in den nächsten Zug nach Regensburg. Ihren
Eastpak mit den paar Utensilien ließ sie in Berlin zurück. Sie konnte sich beim
Umsonst in Regensburg einen neuen kaufen, bevor sie überraschend bei ihren
Eltern aufkreuzen würde. Der Schreck und die Angst, von der Sitte an die Eltern
überstellt zu werden und dann noch vor Gericht aussagen zu müssen, saß ihr noch
in den Gliedern. Es konnte nicht schaden, erst mal für ein paar Tage einen
auf Familie zu machen.
    Dem Roberto wurde es damals bald
darauf in Berlin zu heiß. Die Sitte hatte ihn auf dem Kicker. Und wegen ein
paar anderer Sachen, von denen dämliche Spießer nicht einmal zu träumen
wagen, hatte die Kripo ein Auge auf ihn geworfen.
    In Regensburg sah die Welt wieder
freundlicher aus. Zwar war in Regensburg gerade keine Stelle für ihn zu haben,
aber in der Branche hilft eine Bewerbung mit handgeschriebenem Lebenslauf und
so ohnehin kaum weiter. Wenn du da Fuß fassen willst, und zwar nicht unter an
der Leiter, sondern gleich ganz oben, dann musst du oben Platz schaffen. Und
das tat der Roberto auch. Nachgewiesen werden konnte ihm nie etwas, aber
plötzlich war eine Stelle ganz oben in der Adolf-Schmetzer-Straße frei, die der
Roberto konkurrenzlos übernahm und sich von da aus innerhalb von nur wenigen
Monaten zum König der Szene entwickelte.
    In Regensburg nannte er sich
Manuel Kleber. Einerseits trieb ihn Sentimentalität dazu, wieder seinen echten
Namen zu tragen, und zweitens hoffte er auf etwas Verwirrspiel für die Berliner
Kripo, die ihn einbuchten wollte, weil es da eben einige Missverständnisse gab,
die in Berlin noch anhängig waren.
    Aber er hätte es wissen müssen,
der Manu, dass so ein Verwirrspiel vielleicht einen Polizisten täuschen
kann, aber nicht den Computer eines Polizisten.
    Nicht nur Halbglatzen von der
Berliner Sitte müssen dazu lernen. Das wurde dem Manu schmerzlich bei seiner
Verhaftung in Regensburg bewusst.

Manuel Kleber
    Kapitel 16

     
    Die Idee von der Umgestaltung des
Rotlichtmilieus von Regensburg und vielleicht noch weit darüber hinaus war revolutionär,
nein mehr noch, sie war visionär. Das älteste Gewerbe der Menschheit sollte
endlich kein übles Anhängsel mehr sein, das viele nicht missen möchten und das
doch die meisten verachten. Es sollte nach modernen, marktwirtschaftlichen
Maßstäben gestaltet und gemanagt werden. Der Manu war überzeugt von seiner
Idee, jetzt um so mehr, nachdem in Kastel Windsor alle Regensburger
Zuhälter seine Vorschläge mit großer Zustimmung aufgenommen hatten.
    Manu war mehr als zufrieden mit
sich. Jetzt musste er nur noch die Monika an die Kandare nehmen. Solange der
Benni am Leben war, hatte er sich fern von ihr gehalten, weil die Monika für
den Benni lief und ein Konflikt mit dem Benni nicht ratsam gewesen wäre.
    Natürlich hat er ab und zu
gesprochen mit der Monika, so wie er mit allen Hasen

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