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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bongardt
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beunruhigte ihn. Doch der Weg vor uns war einigermaßen eben und die Klapperschlangen hatten sich in der kalten Nacht ganz sicher verkrochen. Im Mondlicht konnte ich erst einmal nichts erkennen, das Tyler hätte nervös machen können. Dann meinte ich, ein kurzes, goldfarbenes Aufleuchten in einem der Gebüsche links von uns zu sehen. Ich starrte in die Dunkelheit, und da sah ich sie, schemenhaft: Kojoten, drei oder vier von ihnen, starrten uns mit diesen gleichzeitig kalten und glühenden Augen an.

    Wahrscheinlich hatten sie hier gelagert und waren durch Tylers Hufschlag aufgestört worden. Wenn sie uns allerdings als Beute ins Visier genommen hatten, dann war das in mehr als einer Hinsicht ein schlechtes Zeichen: Kojoten sind Feiglinge. Wenn sie Jagd auf Pferde und Menschen machten, dann nur, wenn sie keine leichte Beute mehr in ihrem Jagdgebiet fanden. Und in dem Fall standen auch mir magere Zeiten bevor.

    Noch waren die Kojoten keine echte Gefahr. Sie waren zu wenige, um uns auf diesem weitläufigen Gelände in die Enge zu treiben. Aber das würde sich ändern, wenn sie uns in die Senke folgten, in die ich mit Tyler wollte. Weiter unten, in der Nähe des Flusses, gab es eine winzige Lichtung, die nur über eine enge Felskluft erreichbar und ansonsten von Felsen eingeschlossen war. Eliza hatte sie auf einem gemeinsamen langen Ausritt entdeckt, und wir hatten eine traumhafte Nacht dort verbracht – das war erst ein paar Wochen her, aber zwischen jetzt und damals schienen Ewigkeiten zu liegen.

    Wie auch immer, bevor ich dort das Nachtlager aufschlagen konnte, musste ich erst die Kojoten loswerden. Sie mit Schüssen zu vertreiben, wäre keine gute Idee gewesen: Zum einen musste ich mir meine Munition gut einteilen, zum anderen wollte ich nicht unnötig auf mich aufmerksam machen – dass ein paar meiner Verfolger auch in dieser Gegend nach mir suchten, war ja nicht ganz unwahrscheinlich. Ich zog Tyler herum, und ließ ihn genau dorthin traben, wo ich Umrisse der Kojoten gesehen hatte. Tyler war nervös, aber er vertraute mir. Wären die Kojoten bereits halb wahnsinnig vor Hunger, dann würden sie sich jetzt auf uns stürzen. Aber so lange sie ihren Kojoten-Verstand beisammen hatten, hielten sie sich an die einfachen Kojoten-Regeln „Wenn etwas nicht wegläuft, dann ist es auch keine Beute“ und „Wenn etwas hinter dir herläuft, dann mach, dass du wegkommst.“ Ich konnte jetzt einen der Kojoten ganz deutlich sehen. Er kauerte dicht an einem Busch und ließ Tyler nicht aus den Augen. Ich führte Tyler direkt auf ihn zu, und ließ ihn, als wir noch vielleicht zwanzig Fuß entfernt waren, in einen schnelleren Trab fallen. Der Kojote sprang auf, wandte sich um und lief davon. Tyler steigerte das Tempo in einen langsamen Galopp, und hätte den Kojoten sicher bald eingeholt, doch nach einer Viertelmeile hielt ich ihn an. Ich spürte, dass seine Nervosität von ihm abgefallen war: Der Mustang stellte sich auf die Hinterhufe, ruderte mit den Vorderhufen in der Luft und gab ein stolzes Wiehern von sich, das in der Stille der nächtlichen Prärie meilenweit zu hören gewesen sein musste.

    „Großartig“, grummelte ich, froh darüber, wenigstens nicht aus dem Sattel gefallen zu sein. Die Kojoten hatten sich aus dem Staub gemacht. Ich klopfte Tyler anerkennend auf den Hals, als ich irgendwo weit entfernt das Wiehern eines anderen Pferdes hörte. Ich beugte mich vor und legte Tyler meine Hand über die Nüstern, um ihm klar zu machen, dass er von jetzt an zu schweigen habe. Tyler schnaubte und schüttelte die Mähne, konnte sich ein erneutes Wiehern aber verkneifen.

    Ich hatte die Richtung, aus der das fremde Wiehern zu hören gewesen war, nicht genau erkennen können, und hoffte, dass es dem anderen Reiter – oder den Reitern – bei Tylers Wiehern ähnlich gegangen sein mochte. Auf jeden Fall war es jetzt an der Zeit, mich unsichtbar zu machen. Ich trieb Tyler die Senke hinunter, weiter in Richtung Rio Grande. Nach ein oder zwei Meilen wurde der Weg ungemütlich. Er führte zwischen hohen Bäumen hindurch, die das Mondlicht abschirmten, sodass auf dem von Wurzeln durchzogenen Boden kein sicherer Tritt möglich war. Ich stieg ab und führte Tyler vorsichtig durch die Bäume in Richtung auf unser Nachtlager, und fand, nachdem ich mich drei oder vier Mal geirrt hatte, endlich die Felskluft, die zu der anderweitig unzugänglichen Lichtung führte.

    Ich nahm die Winchester aus dem Futteral, das am Sattel befestigt war,

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