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Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition)

Titel: Kojoten am Rio Grande (Western-Reihe 'Die Al Wolfson-Chroniken') (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Bongardt
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ich so weit war, stand die Sonne bereits hoch am Himmel, und trotz des Schattens der Pinien bekam ich mehr und mehr das Gefühl, in einem Backofen zu stehen. Mein Hemd klebte an meinem Körper, und ab und zu geriet mir ein Schweißtropfen in die Augen. Aber es half nichts: Für eine Pause wäre immer noch Zeit, wenn ich erst einmal hier heraus war. Die Wand der Grube, die auf der Flussseite lag, schien mir noch am weichsten zu sein, und es gelang mir nach etlichen Fehlversuchen, mit Hilfe des dritten Pflocks die beiden übrigen so in diese Wand zu rammen, dass ich sie als Tritte benutzten konnte, um heraus zu klettern. Einigermaßen erschöpft zog ich mich über den Grubenrand, erhob mich keuchend und ging zurück zu Tyler, der mich mit freudigem Schnauben und Kopfnicken begrüßte.

    „Komm, alter Junge, Zeit für einen Drink“, raunte ich ihm zu, saß auf und ritt noch eine halbe Meile nordwärts, bis wir an eine grasbewachsene Furt des Rio Grande kamen, wo Tyler und ich uns stärken konnten. Ich trank reichlich, füllte endlich meine Wasserflasche auf, und setzte mich danach in den Schatten eines einzelnen Wacholderbaums, wo ich, auf einem Stück Dörrfleisch kauend, die verschossene Kugel aus meinem Colt ersetzte. Sechs Kugeln passten in die Trommel, und wie sich bald zeigen sollte, war das keine Kugel zu viel.

    Doch vorerst blieb alles ruhig: Tyler riss Grasbüschel um Grasbüschel aus, ging von Zeit zu Zeit nah ans Ufer, um zu trinken, und ich wartete im Schatten des Wacholderbaums ab, bis die größte Tageshitze vorüber war. Das Rauschen des Rio Grande, der intensive Duft, den die Bäume und das Gras ausströmten, der sanfte Windhauch, der ab und an kühlend vom Fluss herüber wehte, ließen einen, der es nicht besser wusste, wohl glauben, er habe hier das Paradies gefunden. Doch dieses Paradies konnte von einem zum anderen Augenblick zur Hölle werden.

    Die Schatten waren schon etwas länger geworden, als aus nicht all zu großer Entfernung laute Männerstimmen an mein Ohr wehten, die mich jäh aus meiner Schläfrigkeit rissen. Es waren die Stimmen von Männern, die feierten und tranken, schmutzige Witze rissen und mit ihren Schand- und Heldentaten prahlten. Obwohl ich sie von dort, wo ich war, nicht verstand, erkannte ich doch, dass sie spanisch sprachen, also wohl Mexikaner waren. Ich hatte lange genug mit Sanchez, diesem kleinen fetten und ständig grinsenden Greaser, auf Rileys Ranch zusammen gearbeitet, und kannte den Klang dieser Sprache nur all zu genau. Sanchez hatte ich auch meinen Spitznamen „El Lobo“ zu verdanken. „Thomas Al Wolfson“ war ihm zu lang, und „Tom“ wollte ihm nicht über die Lippen, also nahm er meinen zweiten Vornamen Al, und den Wolf, der in meinem Nachnamen steckte, und machte daraus „El Lobo“.

    Sanchez und ich waren einander in Hassliebe verbunden gewesen. Als ich auf Rileys Ranch anfing, war Sanchez mein Vorarbeiter gewesen und hatte mich schuften lassen wie einen Hund, aber er hatte mir auch so viel beigebracht, dass das, was mir die verdammten Lehrer in der Schule einzutrichtern versucht hatten, dagegen mickrig erschien. Ganz nebenbei hatte ich von ihm Spanisch gelernt, denn bestimmt jeden zweiten Satz hatte er in spanisch an mich gerichtet und war verflucht wild geworden, wenn ich ihn nicht verstanden hatte. Ein Mal, nur ein einziges Mal, war ich auf Sanchez losgegangen, um ihn zu verprügeln und dieser kleine fette Kerl hatte mir die Abreibung meines Lebens verpasst. Ihn niederschlagen wollen? Da hätte ich es auch gleich mit dem Bären aufnehmen können, dem ich heute morgen begegnet war.

    Ich war unschlüssig, ob ich mich den Mexikanern zu erkennen geben sollte. Auf der einen Seite waren sie weder Rothäute, noch gehörten sie zu den Männern aus Diggers Tomb, die hinter mir her waren, und nach der kurzen Zeit, seit ich geflohen war, konnte mein Steckbrief unmöglich schon in Umlauf sein. Auf der anderen Seite waren sie ganz sicher nicht wegen der reizenden Landschaft hierher gekommen: Die Wetten standen gut, dass sie Gesetzlose, Desperados waren. Und auch wenn ich selbst gerade dabei war, mich vor dem Gesetz zu verstecken, war ich nicht sicher, ob ich einer von ihnen sein wollte. Immerhin mochten sie ja mit dem, was den Rothäuten geschehen war, etwas zu tun haben. Wie gesagt, das war nicht mein Krieg, und ich hatte nicht vor, ihn zu meinem zu machen.

    Ich beschloss, mir erst einmal ein Bild davon zu machen, mit wem ich es zu tun hatte. Ich band Tyler

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