Kolonie der Genetics
stimmte van Deyk zu.
»Ich danke euch für die Einschätzung«, sagte Leslie. »I.O., Ihnen auch. Das alles hat mich nur darin bestätigt, dass es keinen anderen Weg gibt, als das Entführerschiff abzufangen.«
»Mit der STERNENFAUST?«, fragte Ned Levonian. Er zuckte mit den Schultern, nachdem er kurz zur Seite geblickt und wohl auf seinem Display ein paar Daten abgefragt hatte. »Eure Position ist günstig. Wenn das kridan-verdächtige Objekt im Next-System sein Tempo beibehält, wird es noch fast zwanzig Stunden brauchen, bis es genug beschleunigt hat, um in den Bergstrom-Raum einzutauchen. Von der Position der STERNENFAUST aus …«
»… bräuchte man inklusive einer kurzen Bergstrom-Raumpassage maximal siebzehn oder achtzehn Stunden, um die Aggressoren doch noch stellen zu können«, vollendete Soldo den Satz.
Stellen und vernichten , dachte Leslie. Denn darauf lief es letztlich hinaus.
»Richard …«, meldete sich noch einmal van Deyk zu Wort. Sein Tonfall war ernst. Die rötlichen, dichten Augenbrauen zogen sich zusammen, sodass in der Mitte der Stirn eine tiefe Furche entstand. »Ich hoffe, du hast nichts vor, was du später bereuen könntest …«
»Vielleicht würde ich es am meisten bereuen, in dieser Situation nichts getan zu haben, nur weil ich damit dem Befehl eines Vorgesetzten entspreche, der entweder ein Verräter oder unfähig ist!«
»Du könntest dich bei Admiral Rudenko rückversichern«, schlug Ned Levonian vor. »Das wird zwar auch nicht dafür sorgen, dass Allister in Zukunft dein Freund wird – aber vielleicht strebst du das ja auch gar nicht an.«
Leslie nickte leicht. »Gut. Es ist besser, wenn ihr nicht noch mehr wisst, was man später gegen euch auslegen könnte. Und es ist nun einmal eine Tatsache, dass eure Schiffe keine Chance mehr hätten, das gegnerische Schiff noch abzufangen.«
Leslie beendete die Verbindung und wandte sich Soldo zu. »Diese Konferenz hat nie stattgefunden.«
Soldo hob die Augenbrauen. »Von welcher Konferenz sprechen Sie, Sir?«
Leslie grinste. »Das klingt gut, Mister Soldo. Und nun werden Sie sich entscheiden müssen.«
»Ich? Sir, mit Verlaub, ich bin nicht der Captain, sondern nur der Erste Offizier.«
»Ich habe mich schon entschieden, Soldo. Ich habe vor, gleich den Befehl zu geben, auf Abfangkurs zu diesem ominösen Schiff im Schleichflug zu gehen.«
»Gegen den ausdrücklichen Befehl Ihres Vorgesetzten?«
»Ja, gegen Allisters ausdrücklichen Befehl. Aber mir ist wohl bewusst, dass ich so etwas nicht ohne Unterstützung des Ersten Offiziers durchziehen kann. Das ist völlig undenkbar. Also liegt die Entscheidung jetzt bei Ihnen – ich habe Ihnen meine Karten offen auf den Tisch gelegt.«
Soldo schluckte.
Es ist etwas anderes, den Ungehorsam eines Vorgesehen nur zu decken, als sich aktiv daran zu beteiligen! , wusste Leslie. Den anderen Offizieren kann ich diese Entscheidung ersparen – sollen sie später ruhig die Ahnungslosen spielen, wenn es Ärger gibt und sich hinter meinem breiten Rücken verschanzen. Aber von Soldo brauche ich eine Antwort …
Es war dem Ersten Offizier der STERNENFAUST deutlich anzusehen, wie wenig ihm diese Entscheidung behagte. Er strich sich über das Kinn und die Furche auf seiner Stirn wurde noch etwas tiefer.
»Ich weiß, was ich da von Ihnen verlange, Soldo. Aber diesmal kann ich es Ihnen einfach nicht ersparen, den schwierigeren Weg zu gehen«, sagte Leslie verständnisvoll.
Soldo massierte seine trockene Kehle. Sein Gesicht wurde von einer dunklen Röte überzogen. Der Blick wirkte sehr ernst. Der Erste Offizier schaute auf einen imaginären Punkt, um Leslie nicht direkt ansehen zu müssen. »Wir haben keine andere Wahl, als diese feindliche Operation zu stoppen. Hinter Rendor Johnson müssen einflussreiche Leute gesteckt haben und wenn er nicht ein gutes Netzwerk an Helfern gehabt hätte, hätten er und seine Anhänger wohl auch nie einen Putsch gewagt.«
»So sehe ich das auch«, nickte Leslie.
»Wenn es ihm gelingt, seinen Kampf noch einmal aufzunehmen, dann bedeutet dies wahrscheinlich große Probleme für die Solaren Welten. Also muss er gestoppt werden.«
»Dann habe ich also Ihre volle Unterstützung?«
»Ja, Captain. Sie können sich auf mich verlassen.«
»Gut, dann lassen Sie uns auf die Brücke zurückkehren und die entsprechenden Befehle geben. Ein gewisses Risiko ist natürlich dabei.«
»Sir, bevor Sie die Befehle geben, sollten Sie den Vorschlag aufgreifen und mit Admiral
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