Kolonie der Genetics
Rudenko direkt Kontakt aufnehmen. Allister wird Sie ohnehin am liebsten vierteilen wollen, sobald er erfahren hat, was Sie beabsichtigen – und das wird anhand unserer Flugmanöver ja ziemlich schnell offenbar werden.«
Leslie schwieg. Seine Finger tickten auf der Tischplatte herum.
Einerseits war es keine schlechte Idee, sich rückzuversichern – andererseits war Rudenkos Antwort nicht kalkulierbar. Sich gegen Allister zu stellen war eine Sache. Allister war zu seinem Kommando der Verbände um Tau Ceti gekommen wie die Jungfrau zum Kind – und es war auch nicht damit zu rechnen, dass er dieses Kommando auf Dauer behielt.
Admiral Rudenkos Position im Machtgefüge der militärisch-politischen Hierarchie der Solaren Welten war dagegen eine ganz andere. Er war eine feste Größe im Star Corps – und seit den Tagen der Msssarrr-Krise in den Augen mancher auch eine zweifelhafte Größe. Sein Aufenthaltsort während dieser Tage war nach wie vor ungeklärt. Und es schien so, als hätte auch niemand wirklich ein Interesse daran, Rudenkos möglichen Verwicklungen in dieser Sache nachzugehen.
»Sie müssen sicher sein, dass Ihnen die Mannschaft folgt«, erklärte Soldo und beugte sich etwas vor. »Sie können natürlich jeden, der potentiell aufmüpfig sein könnte, von Sergeant Darren und seinen Marines in Gewahrsam nehmen lassen, aber ich fürchte, das wäre letztlich auch nur kontraproduktiv.«
»Und deshalb brauche ich Rudenkos Unterstützung, denken Sie?«, fragte Leslie.
»Ja.«
»Und was, wenn uns Rudenkos Antwort nicht passt? Mister Soldo, der Ort, an dem Rendor Johnson gefangen gehalten wurde, ist nicht umsonst bisher völlig geheim gehalten worden! Solange der Mann aus dem Verkehr gezogen war, konnte man davon absehen, dass all die heimlichen oder unheimlichen Sympathisanten unseres ehemaligen Geheimdienstchefs, die bislang noch unenttarnt auf den oberen und mittleren Rangstufen des Star Corps schlummern mögen, sich ducken und froh sind, wenn sie nie enttarnt werden. Aber die Tatsache, dass Johnson befreit wurde, hat alles verändert. Wir wissen nicht, wem wir trauen können. Zumindest bin ich mir da – abgesehen von einer Handvoll Leuten – nicht sicher.«
»Dann danke ich Ihnen für das Privileg, diesem exklusiven Club anzugehören, Captain.«
»Dafür brauchen Sie niemandem zu danken. Das haben Sie sich verdient, Soldo.«
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
Dann machte Soldo einen Vorschlag. »Ist es nicht möglich, Rudenko zu fragen , ohne eine Antwort zu bekommen?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Leslie.
»Schicken Sie einen mehrfach codierten Datenstrom an Admiral Rudenko. Der Datenstrom enthält in Wahrheit nur Datenmüll. Bevor sich die Rechner an der Decodierung die Zähne ausbeißen, wird ein Mailrobot eine Antwort in derselben Codierungsstufe zurücksenden, die eine Anfrage nach eventuellen Übertragungsfehlern enthält. Die meisten Mailrobots sind so eingestellt. Rudenko wird darüber wahrscheinlich nicht einmal informiert und Sie haben einen perfekt fingierten Bergstrom-Funkkontakt zu ihm. Sie brauchen noch nicht einmal Lieutenant Black oder Lieutenant Majevsky einweihen und können das Ganze von hier aus erledigen. Sowohl Allister als auch die Mannschaft werden denken, dass Sie tatsächlich Kontakt mit Rudenko hatten und im Besitz eines Geheimbefehls sind. Und es wird niemand in der Lage sein, Ihnen das Gegenteil zu beweisen, bevor die ganze Operation vonstatten gegangen ist …«
Leslie grinste. »Eine geniale Idee, Mister Soldo!«
»Ich schlage vor, wir verlieren dann keine Zeit und ich begebe mich schon einmal auf die Brücke, um dort das Kommando zu übernehmen.« Soldo unterdrückte ein Gähnen. »Während der Beschleunigungsphase bekomme ich dann ja vielleicht noch mal Gelegenheit, etwas zu schlafen, Captain.« Leslie lächelte mild. »Wegtreten, Mister Soldo.« An der Tür drehte sich der Erste Offizier noch einmal um. »Wir werden viel Glück brauchen, Captain.«
»Ich weiß. Aber wenn man auf einem Kriegsschiff dient, sollte man der Gefahr ins Auge sehen können, Mister Soldo.«
»Zweifellos, Sir.«
Soldo verließ den Raum. Die Schiebetür schloss sich hinter ihm.
In Kontrollraum C des Maschinentrakts bemerkte Crewman Sambo eine ungewöhnliche Aktivierung des Bergstrom-Senders und informierte Lieutenant Black darüber, die zusammen mit Bruder Patrick noch immer damit beschäftigt war, die Schäden an den Systemen der STERNENFAUST in Ordnung zu
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